Presse bedauert Rücktritt des SNB-Präsidenten

Hildebrand und die Hexenjagd

publiziert: Dienstag, 10. Jan 2012 / 07:25 Uhr
Philipp Hildebrand: In den letzten Monaten regelmässiger Gast auf dem «Weltwoche»-Titelbild.
Philipp Hildebrand: In den letzten Monaten regelmässiger Gast auf dem «Weltwoche»-Titelbild.

Bern - Die Deutschschweizer Presse reagiert überwiegend mit Bedauern auf den Rücktritt von Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand und zollt ihm Respekt für den Schritt, der das Ansehen der Institution schütze. Allerdings wird die Demission in den Kommentaren auch als unausweichlich beurteilt. Die Kampagne, die zu seinem Abtreten geführt hat, wird ebenfalls verurteilt.

10 Meldungen im Zusammenhang
«Hut ab!» schreibt die «NZZ» in ihrem Kommentar. Es sei «selten geworden in der heutigen Zeit, dass ein Verantwortungsträger des öffentlichen Lebens die Konsequenzen aus einer äusserst trüben Affäre» ziehe. Üblich sei Sesselkleberei. Hildebrand, ein «kluger und international bestens vernetzter Kopf», sei in seiner Funktion ersetzlich, müsse es sein.

Die «NZZ» prangert aber auch den «dreisten Datendiebstahl» innerhalb der Bank Sarasin an und spricht von «politisch irrlichternden Kreisen». Die Verantwortlichen seien «für allfällig straf- und medienrechtliche Verfehlungen» schonungslos zur Verantwortung zu ziehen.

«Aufrechter» Abgang

Hildebrand sei keine andere Wahl geblieben als der Rücktritt, schreibt der «Tages-Anzeiger». Völlig freiwillig sei dieser offenbar auch nicht gewesen. Mit einem «Befreiungsschlag» trete Hildebrand nun «aufrecht» ab.

Das Misstrauen im Bankrat sei gewachsen - «ein Gift, das die Glaubwürdigkeit eines Notenbankers zersetzt», schreibt der «Tages-Anzeiger» weiter. Allerdings habe auch die Kampagne einzelner Medien «mehr und mehr die Züge einer Treibjagd» gehabt.

«Wer ist der Nächste?», fragt der «Blick» im Titel seines Kommentars. Es sei «ein Tag für die Geschichtsbücher» gewesen, «ein rabenschwarzer!» - denn «zum ersten Mal in neuerer Zeit» sei ein Amtsinhaber zurückgetreten, weil er seine Unschuld nicht beweisen könne. Was dessen Gegner behaupteten, sei «entweder eindeutig falsch oder nicht belegbar».

«Hildebrand selbst schuld»

«Wer ist schuld, wenn nicht Hildebrand selbst?», titelt die «Basler Zeitung». Der Nationalbankpräsident habe «die richtigen Konsequenzen aus seinen falschen Handlungen gezogen», argumentiert Chefredaktor Markus Somm, Biograph von Christoph Blocher und früherer stellvertretender Chefredaktor der «Weltwoche».

«Hildebrand ist kein Opfer. Er musste gehen», ist Somms Fazit. Denn: «Wäre Hildebrand länger im Amt geblieben, hätte sich im Ausland der Eindruck festgesetzt, in der Schweiz halte man Insider-Geschäfte eines Notenbankchefs für akzeptabel, - sofern die Frau oder andere nahe Verwandte diese Methoden praktizierten», begründet der «BaZ»-Chefredaktor.

Für Devisengeschäfte kein Platz

Und die «Luzerner Zeitung» schreibt: «Für Devisengeschäfte auf dem Privatkonto eines Notenbankers gibt es in der zivilisierten Welt keinen Platz.» So «integer» Hildebrand erschienen sei, so sorglos habe er sich im Umgang mit seinen Konten verhalten. Entscheidend sei hinzugekommen, dass Hildebrand nicht auf eine funktionierende Kontrollbehörde habe zählen können.

Mit seinem Rücktritt habe Hildebrand «die richtigen Schlüsse aus der Affäre um seine Person gezogen», schreibt die «Berner Zeitung» in ihrem Kommentar. «Hildebrands grosse Verdienste bei der Bewältigung der Finanz- und Währungskrise» würdigt das Blatt ausdrücklich.

Auch für den «Bund» ist der Abgang Hildebrands «wohl unausweichlich». Allerdings habe dieser «sehr teuer bezahlt». Aber: Hildebrands Rücktritt habe «Klasse - im Gegensatz zur Hexenjagd, zu welcher die SVP und ihre publizistischen Helfershelfer geblasen hatten», heisst es in der Hauptstadtzeitung.

Unschuldsvermutung umgekehrt

Die «Südostschweiz» spricht von «beträchtlichem Kollateralschaden» und sieht schwarz für den Rechtsstaat Schweiz.

«Grossinquisitor Christoph Blocher und sein Schnellgericht von der 'Weltwoche' haben es flugs geschafft, die Unschuldsvermutung, einen der wesentlichsten Pfeiler jeder demokratischen Rechtsordnung, in ihr Gegenteil zu verkehren.» Nicht mehr der Kläger müsse die Beweise für die Schuld liefern, sondern der Beklagte für seine Unschuld, heisst es in der Zeitung aus Chur.

(dyn/sda)

Machen Sie auch mit! Diese wirtschaft.ch - Meldung wurde von 4 Leserinnen und Lesern kommentiert.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Ungereimtheiten im Bankauszug.
Bern - Der Thurgauer SVP-Kantonsrat und Anwalt hat eingeräumt, dass er vom Informanten drei Bankauszüge des abgetretenen SNB-Präsidenten Hildebrand vorgelegt bekam und diese «zusammenzog, ... mehr lesen 4
Dschungelbuch Der Kampf um die Nationalbank ist ... mehr lesen 18
Fader Nicht-Mann in Machtposition? Roger Köppel, Weltwoche-Chefredaktor und Verleger.
Die Schweizerische Nationalbank hatte nicht alle Informationen für eine richtige Beurteilung.
Bern - Die Eidg. Finanzkontrolle und die Revisionsstelle der Schweizerischen Nationalbank (SNB), PricewaterhouseCooper (PwC), verteidigen ihre Beurteilung des ... mehr lesen 1
Nebelspalter Die Hildebrand- oder Dollar- oder ... mehr lesen
 
Weitere Artikel im Zusammenhang
Deutsche Medien verurteilen die Kampagne von 	 Christoph Blocher.
Bern - Der Rücktritt von Nationalbank-Präsident Philipp Hildebrand beschäftigt auch ausländische Medien. Während sich einige Zeitungen mit den Folgen für den Finanzplatz Schweiz beschäftigen, sehen ... mehr lesen 9
Bern - Bereits am Tag nach dem Rücktritt von Nationalbank-Präsident Philipp Hildebrand hat der Bankrat die Suche nach einem Nachfolger aufgenommen. Entscheide teilte das Aufsichtsgremium der SNB bis am Abend keine mit. mehr lesen 
Bern - Während für die SVP der ... mehr lesen 1
Die SVP hielt den Rücktritt Hildebrands für unausweichlich.
Christoph Blocher gab heute auch eine Pressekonferenz.
Bern - SVP-Nationalrat Christoph ... mehr lesen 4
Bern - Nationalbankpräsident Philipp ... mehr lesen 18
Philipp Hildebrand heute an der Medienkonferenz.
In den
Verwaltungen und Redaktionen rauchen die Köpfe! Wie kann man die gefallene Lichtgestalt noch retten, ohne das eigene scheinheilige Gesicht zu verlieren?
Die Lösung: nur noch über Ch. Blocher und H. Lei berichten, möglichst negativ wie bisher.
Bringt zwar nichts, aber beruhigt das eigene schlechte Gewissen doch ungemein.
Kein Tsunami ...
Hätte es wieder einen Tsunami gegeben - Gott sei Dank nicht - hätten die Drahtzieher dieser "Affäre" nicht eine so übertriebene Medienpräsenz bekommen.
Einmal mehr wird eine qualifizierte Person an den Pranger gestellt. Die besten Leute für unsere öffentlichen Ämter müssen wir aus der "zweiten Reihe" holen, weil sich die Besten nicht prostituieren wollen.
Was ich nicht verstehe
warum es keine Stellungsnahme von Michelin Calmy-Ray gibt? - oder habe ich da was verpasst? Ihr Name wurde nur immer erwähnt, aber eine Stellungsnahme von ihr zur der ganze Geschichte was sie nun von Blocher wirklich erhalten hat, davon hörte und las ich nirgendswo was und genau das finde ich sehr komisch an der ganze Geschichte.
Wenn man
sich anschaut, welche Wut- und Hassattacken und Verdächtigungen von Links und der Mitte gegen Ch. Blocher schon seit Jahren losgehen, kann man nachvollziehen, warum es andere vorgezogen hatten, Ch. Blocher den "Königsmörder" spielen zu lassen. Feige Bande, das.
Das Schweizer Satiremagazin. Mit uns haben Sie gut lachen.
Für enthusiastische Personen, die über ein gutes Netzwerk verfügen und gerne mit anderen Menschen interagieren, kann Network-Marketing eine spannende Herausforderung sein.
Für enthusiastische Personen, die über ein gutes Netzwerk verfügen und gerne ...
Publinews Network-Marketing - oft als strukturierter Vertrieb oder Multi-Level Marketing (MLM) bezeichnet - polarisiert. Einige sehen es als lukrative Einkommensmöglichkeit, während andere skeptisch sind. Am Beispiel von Fitline, einer bekannten Marke im Bereich der Nahrungsergänzungsmittel, die per Direktvertrieb empfohlen werden, werfen wir einen neutralen Blick auf das Networker-dasein und blicken auf dessen Vor- und Nachteile. mehr lesen  
Publinews Die meisten von uns sind alt genug, um sich daran zu erinnern, wie es war, ins Internetcafe zu gehen, ... mehr lesen  
Wir stecken gerade erst am Anfang der digitalen Revolution.
Die Algorithmen müssen neu geschrieben werden.
KI öffnet eine Goldgrube für die Musikindustrie  Die genaue Vorhersage von Hits war schon immer eine schwierige Aufgabe, da herkömmliche Methoden auf der Analyse von Liedelementen aus grossen ... mehr lesen  
Publinews Digitales Marketing ist eine effektive Möglichkeit, um neue Kunden zu gewinnen und die Markenbekanntheit zu steigern. ... mehr lesen  
Es ist wichtig zu beachten, dass digitales Marketing ein sich ständig entwickelndes Feld ist.
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.wirtschaft.ch/ajax/top5.aspx?ID=1&col=COL_2_1
Titel Forum Teaser
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    grüezi Wie lasterhaft Mitleid mitunter sein kann, beweisen Sie doch gerade ... Mo, 26.12.16 20:05
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Vom Tode träumt ein negrophiles Schäfchen doch ständig. Wenn tausende Frauen in England ... Mi, 28.09.16 11:58
  • HentaiKamen aus Volketswil 1
    Kommt wieder Aber leider eine RIESEN Verlust für Leser wie mich die nicht mit dem ... Sa, 13.08.16 01:13
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    sogar nach dem Tode hat die Kassandra noch die grösste Schnauze... jaja, diese ... Fr, 12.08.16 16:30
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Wow, wie hat sich die gute Kubra gemausert! Ich danke auch Ihnen ganz persönlich für die vielen harten und ... Mi, 20.07.16 20:25
  • Pacino aus Brittnau 731
    Übrigens, wusstet ihr schon . . . . . . dass die Foren von AZ (Wanner), 20min. und Schweizer Fernsehen ... Mi, 29.06.16 15:20
  • PMPMPM aus Wilen SZ 235
    Und jetzt? Ist noch online...? Liebes news-Team, schade ist die Situation so, dass etwas aufhören ... Di, 28.06.16 22:43
  • kubra aus Berlin 3232
    Danke für die gelebte Pressefreiheit. Damit mein ich durchaus auch den ... Di, 28.06.16 16:09
Viele Start-ups in der Schweiz haben sich dem Umweltschutz verschrieben.
Green Investment Start-ups für die Nachhaltigkeit aus der Schweiz Kaum ein anderes Land in Europa ist beim ...
Der Erfolg einer Boutique steht und fällt mit der Leidenschaft und dem Engagement des Gründers.
Startup News Von der Idee zum Geschäft: Gründung und Eröffnung einer Boutique Der Traum von der eigenen Boutique - für viele Modefans und Geschäftsenthusiasten eine reizvolle Vorstellung. Doch hinter dem glamourösen ...
Jedes dritte KMU in Deutschland hat 2011-2013 Energie eingespart.
KMU-Magazin Research Energiewende ist im Mittelstand angekommen Die kleinen und mittleren Unternehmen sind auf ...
 
News
         
Firmen ohne eigene Design- und IT-Abteilung sind mit der Gestaltung und Programmierung ihrer eigenen Website häufig überfordert.
Publinews Eine informative und professionell wirkende Website ist für Firmen unverzichtbar. Diese umzusetzen, erfordert technisches Know-how, ein Gefühl für die eigene Marke ... mehr lesen
Für Windows 11 wird ein relativ aktuelles Notebook benötigt.
Publinews Das 2015 veröffentlichte Windows 10 läuft wie seinerzeit Windows 7 besonders stabil und solide. Es gilt als ausgereift. Das hat sich ... mehr lesen
Hauptsächlich wird CBD-Marihuana zerkleinert und geraucht. Nicht im Bild: CBD-Gummibärchen.
Publinews CBD Gummibärchen erfreuen sich immer grösserer Beliebtheit bei Verbrauchern auf der ganzen Welt. Aber was macht sie so besonders und ... mehr lesen
Die Zukunft des Druckens sieht eine Balance zwischen Qualität, Kosten und Umweltverträglichkeit vor.
Publinews In unserer digitalen Welt mag man meinen, die Bedeutung des Druckens hätte abgenommen. Doch in Wahrheit spielen gedruckte ... mehr lesen
Es gibt eine Fülle von bewährten Strategien zur Bewältigung von Arbeitsplatzstress.
Publinews Stress am Arbeitsplatz ist zu einer allgegenwärtigen Realität geworden, die viele von uns täglich erleben. Die ... mehr lesen
Bei einem Apéro darf auf keinen Fall eine Auswahl an kleinen Snacks und Fingerfood fehlen.
Publinews Ein Hauch von Eleganz und Raffinesse umweht die Kunst des Apero Rezepts. Tauchen Sie ein in die Welt der ... mehr lesen
Machen Sie das Beste aus Ihrem Geld.
Publinews Die Entscheidung zwischen einem Privatkredit und Leasing beeinflusst massgeblich die finanzielle Flexibilität und die langfristige ... mehr lesen
Im Endeffekt gilt immer: Das Verständnis der eigenen Anlageziele und das Risikoprofil ist entscheidend.
Publinews In der Welt der Kapitalanlagen symbolisieren Dividenden eine Quelle regelmässiger Einkünfte, die das Herz ... mehr lesen
Sich nach der Arbeit zu entspannen, bringt viele Vorteile für Ihr Privat- und Berufsleben mit sich.
Publinews Jede Arbeit ist mit stressigen Situationen verbunden, die Ihre Unruhe verstärken können. Einige dieser Situationen scheinen unvermeidlich ... mehr lesen
Stellenmarkt.ch
Wirtschaft Marken
   Marke    Datum
Wiffkids Logo
24.04.2024
24.04.2024
24.04.2024
24.04.2024
24.04.2024
    Information zum Feld
Bitte geben Sie hier einen Markennamen ein wie z.B. 'Nespresso'
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Sa So
Zürich 2°C 16°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Basel 5°C 14°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt bedeckt, wenig Regen
St. Gallen 0°C 13°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Bern 3°C 13°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt bedeckt, wenig Regen
Luzern 3°C 15°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Genf 7°C 13°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt trüb und nass
Lugano 8°C 12°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten