Schwedischer TV-Bericht deckt Stiftungsgeflecht auf

Ikea im Verdacht: Milliarden im Ausland gebunkert

publiziert: Donnerstag, 27. Jan 2011 / 14:00 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 27. Jan 2011 / 16:34 Uhr
Ingvar Kamprad hält immer noch die Zügel des Ikea-Konzerns in den Händen.
Ingvar Kamprad hält immer noch die Zügel des Ikea-Konzerns in den Händen.

Stockholm/Hofheim - Bewusste Verschleierung von Finanzgebaren, Nutzung von Steueroasen in Liechtenstein und ominöse Stiftungen. Die Liste der Vorwürfe gegen das Möbelhaus Ikea ist lang. Einem schwedischen STV-Bericht zufolge soll Ikea-Gründer Ingvar Kamprad das Möbelhaus immernoch über eine in Liechtenstein beheimatete Stiftung kontrollieren.

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Der 84-Jährige erklärte vor der Ausstrahlung in einer E-Mail, dass die Stiftung Interogo zwar von der Familie kontrolliert, aber von einem aussenstehenden Gremium unabhängig geleitet wird.

Liechtenstein, Luxemburg, Holland und die Schweiz

«Ausserbilanzielle Zweckgesellschaften in Steuerparadiesen machen es heimischen Behörden schwer, Unternehmensfinanzen zu durchschauen», sagt Werner Rügemer, Vorsitzender der Business Crime Control, auf Nachfrage von pressetext. Ikea selbst versteht die Aufregung nicht. «Ikea bezahlt selbstverständlich Steuern, wie sie von der Gesetzgebung und den jeweils gültigen Bestimmungen in den Ländern vorgeschrieben sind, in denen wir tätig sind», so Ikea-Deutschland-Sprecherin Sabine Nold gegenüber pressetext. Jedoch sind die gültigen Bestimmungen extrem verzwickt, denn all die beteiligten Stiftungen und Unternehmen verteilen sich von Schweden aus quer über alle denkbaren Steuerparadiese im Europaraum.

Mit den Recherchen ist nun belegt, dass Kamprad noch immer alle Fäden bei dem Konzern in einer Hand hält. Eigenen Angaben nach hatte dieser bereits 1982 offiziell die Kontrolle über das Unternehmen abgegeben. Mit dem Aufdecken der Interogo-Stiftung zeigt sich die grosse Komplexität des Ikea-Finanzsystems. Denn seit dem Abgang Kamprads führt die holländische Stiftung Stichting Ingka das eigentliche Möbelgeschäft. Die Luxemburger Inter-Ikea-Gruppe hält jedoch sämtliche Markenrechte und das geistige Eigentum des beliebten Unternehmens.

Inter Ikea im Besitz von Interogo-Stiftung

Wie Ikea auf öffentlichen Druck nun offiziell bestätigt hat, ist die Inter-Ikea-Gruppe im Besitz der bislang unbekannten Interogo-Stiftung, die wiederum der Familie Kamprad gehört und in Liechtenstein beheimatet ist. Damit gerät Ikea erneut in die Kritik der Nutzung von Steueroasen. Die Vorwürfe wiegen schwer: So soll sich Ikea in den vergangenen 20 Jahren umgerechnet zwischen 2,3 und 3,2 Mrd. Dollar an Abgaben gespart haben, heisst es in übereinstimmenden Medienberichten. Bei jedem einzelnen Verkauf eines Ikea-Möbels wandern steuerfrei drei Prozent an die in Luxemburg beheimatete Inter Ikea Systems B.V. Diese soll sich somit ein Kapital von 11,2 Milliarden Euro angehäuft haben.

«Das Verhältnis zwischen dem Ikea-Konzern und Inter Ikea ist wie bei jedem anderen Franchisesystem: Wir bezahlen drei Prozent unserer Umsätze an Franchisegebühren an Inter Ikea, dem Eigentümer der Marke Ikea und des Ikea-Konzepts. Im Gegenzug erhalten wir dafür das Recht, die Marke, das Fachwissen, Unterstützung bei der Weiterentwicklung und Schulungen sowie Manuale zu verwenden beziehungsweise zu nutzen», unterstreicht Nold.

Das System ist ausgeklügelt. Denn ein Teil dieser Lizenzgebührenumsätze fliesst an die Interogo-Stiftung, die über all die Jahre ein Vermögen von umgerechnet mehr als 15 Mrd. Dollar angehäuft hat. Kamprad zufolge ist dieses Geld als «finanzielle Sicherheit» vorgesehen für den Fall, dass «Inter Ikea in Geldproblemen steckt». Die Stiftung habe nur die Aufgabe, «in die Expansion des Unternehmens zu investieren und Langlebigkeit zu sichern». Den Vorwurf der Bereicherung seiner Familie weisst der Ikea-Gründer zurück. Die komplizierte Firmenstruktur verteidigt der Ikea-Gründer damit, dass sie dem Konzern ein «ewiges Leben» auch nach seinem Tod ermöglicht.

Wieviel Geld hier im Umlauf ist, zeigen die erstmals veröffentlichten Gewinnzahlen von Ikea, denn da das Unternehmen nicht börsennotiert ist, war es auch nie verpflichtet, seine Bilanz offenzulegen. Im Jahr 2010 hat die Unternehmung bei einem Umsatz von 23,1 Milliarden Euro knapp 2,7 Milliarden Euro Gewinn erwirtschaftet.

«Optimierende Struktur»

Steuern habe er aber immer auch als Kosten betrachtet, schrieb Kamprad in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur TT. Deshalb habe er eine «optimierende Struktur» gewählt, die dem Unternehmen «die Möglichkeit und Flexibilität gibt», sein bereits einmal besteuertes Vermögen für die Expansion und Entwicklung zu nutzen, ohne noch einmal besteuert zu werden.

Kamprad gründete Ikea 1943 in Schweden, hat den Firmensitz 1982 in die Niederlande verlegt und lebt aber seit 1976 in der Schweiz, weil er nach eigenen Angaben die hohen Steuern in seinem Heimatland nicht zahlen wollte. Auf der «Forbes»-Liste «The World's Billionaires» steht Ingvar Kamprad mit seiner Familie und einem Vermögen von 23 Milliarden Dollar auf dem elften Platz.

(David Nägeli/news.ch mit Agenturen)

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