«Wellness»-Höhepunkt erreicht?

Gemäss dem Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus an der Universität Bern hat das Thema Wellness in den letzten fünf Jahren einen ungeheuren Aufschwung erlebt.

Tatsächlich: 1998 konnten nur zwei von drei Schweizern gemäss einer Umfrage etwas mit dem Begriff anfangen. 2004 kannten 90 Prozent "Wellness".

Jede Trend hat ein Ende

Nur: Ist der Höhepunkt damit erreicht? Jeder Trend geht einmal zur Neige, und vor allem Gesundheitstrends liessen in der Vergangenheit recht schnell nach. Wie rechtfertigen sich die Investitionen, die in unbekannter Millionenhöhe jetzt durch die Schweizer Reisebranche getätigt werden?

"Der Gesundheits-Tourismus", sagt Judith Renner, Direktorin Schweizer Tourismus, ist für uns ebenso ein Must wie für unsere Nachbarn."

Tatsächlich empfiehlt der Verband seinen Mitgliedern, in den Trend zu investieren, da man fest davon überzeugt ist, dass der Wellness-Peak noch nicht einmal erreicht ist, weil der Druck am Arbeitsplatz noch zunehmen werde.

"Einen Wellness-Einheitsbrei wollen wir aber nicht", denn nur das Spezielle, das aus dem riesigen Angebot hervortritt, kann die Aufmerksamkeit der anspruchsvollen Kundschaft erregen.

Ein Wort, viele Bedeutungen

Der Begriff Wellness ist nicht geschützt. Einen Verband gibt es hierzulande erst seit sieben Jahren, und er interpretiert «Wellness» als Bewegung, Ernährung und Entspannung.

Am genauesten kann den Begriff wohl nur ein Satiriker interpretieren, Max Goldt: "Wellness ist wie früher Fitness, nur dass diesmal die Seele mitmachen muss." Etwas genauer nimmt es da die Hotellerie Suisse mit seinen 2500 Mitgliedern.

Wer den Titel "Wellness-Hotel" führen will, muss ein Bade-Angebot haben, mit Sauna, Dampfbad oder Whirlpool, sowie mindestens vier weiteren Angeboten wie: Fitness, Solarium, Duftraum, Heubäder. Zudem Therapieangebote und ein vielfältiges Angebot ausgewogener Ernährung.

In Zahlen ausgedrückt relativiert sich der Boom: Erst 4,4 Prozent der Mitgliedhotels haben umgerüstet.

"Man muss sich auf eine Zielgruppe konzentrieren und in diesem Bereich brillieren", erklärt Christina Hostettler von Hotellerie Suisse die einfach klingende Erfolgsformel. "Ohne Konzept kein Erfolg." Der Erfolg gibt ihnen Recht: Stolze 97 Prozent Auslastung verzeichnet zum Beispiel das Hotel Hof Weissbad.

Kein Wunder also, dass so mancher Hotellier sich vom grassierenden Goldfieber anstecken lässt und ebenfalls sein Stück an der Wellness-Goldader abstecken will.

Morgen auf news.ch: Warum in bestimmten Gebieten bereits schon wieder eine Wellness-Ernüchterung einsetzt.

(Roland Schäfli/news.ch)