Über die neue Sabena-Strategie kursieren Gerüchte

Sabena musste 2000 einen Verlust von rund 500 Mio. Schweizer Franken einstecken. Um das belgische Flugunternehmen wieder in die schwarzen Zahlen zu führen, arbeitet Sabena-Chef Christoph Müller schon seit längerem an einem «Businessplan». Ursprünglich für Ende April angekündigt, soll der Plan nun «in drei Wochen» vorliegen.

«No comment»

Auf Fragen erhält man bei Sabena, Swissair Group wie auch der belgischen Regierung die gleiche Antwort: Die Gespräche seien im Gange, verschiedene Szenarios lägen auf dem Tisch, und es sei zu früh, um sich über irgendeine Lösung zu äussern, sagten Sprecher aller drei Partner.

Die Verhandlungen würden auf höchster Ebene geführt, heisst es immerhin. So hatten sich vergangenen Donnerstag in Brüssel Swissair- Präsident Mario Corti, der belgische Minister für öffentliche Beteiligungen, Rik Daems, Christoph Müller und der neue Sabena- Verwaltungsratspräsident Fred Chaffart getroffen.

Neues Kapital?

Gemäss belgischen Medien soll die neue Sabena-Strategie fünf Optionen umfassen, in jedem Fall würde das Flugunternehmen aber umgemodelt. Europa und Afrika würden Haupteinsatzgebiete, Linien gestrichen, Airbus-Maschinen durch kleinere Flugzeuge ersetzt und Stellen abgebaut; je nach Quelle sollen 200 bis 600 Arbeitsplätze verschwinden.

Ausserdem sei rasch neues Geld nötig, wenn das Unternehmen überleben soll: Von 16 Mrd. belgischen Francs (640 Mio. Fr.) ist die Rede. Ob indes der belgische Staat und Swissair nach ihrem Kapitaleinschuss von 10 Mrd .vom Februar zu einem erneuten Schritt bereit wären, wollen die zwei Hauptaktonäre nicht kommentieren.

Mehr Unabhängigkeit

Bei der Swissair Group, die an Sabena 49,5 Prozent hält, war vor kurzem einzig zu erfahren, dass es kein strategisches Zusammengehen mehr geben wird. Swissair und Sabena sollen voneinander wieder unabhängiger werden.

Dies heisst indes nicht, dass die völlige Scheidung bevorsteht: Laut Experten wäre ein Ausstieg aus Sabena für Swissair teuer und mit dem Verlust des Zugangs zum EU-Flughafen Brüssel verbunden, derweil der Flughafen Zürich mit Einschränkungen aufgrund deutscher Forderungen kämpft.

Besonnene Gewerkschaften

Die belgischen Gewerkschaften, ob all der Gerüchte beunruhigt, haben sich bisher gleichwohl zurückgehalten: Sie verwiesen vor allem auf die Unsicherheit, in der das Sabena-Personal arbeiten müsse. Es sei verfrüht, bereits über allfällige Entlassungen zu reden.

(bb/sda)