Spinnerei Linthal: 55 Entlassungen

Auf Mitte Jahr wird die Ringspinnerei geschlossen, die 100 Prozent reine Baumwollgarne herstellte, wie das Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 18 bis 20 Mio. Fr. mitteilte. Weitergeführt werden die Rotorgarn-Produktion und der Handel mit Baumwollgarnen.

Die Arbeitsverträge der Betroffenen werden in der zweiten Jahreshälfte 2005 aufgelöst. Ein Sozialplan garantiere ausreichend Hilfe, insbesondere bei Härtefällen. Da die Bilanz gesund sei, könne die Spinnerei Linthal allen Verpflichtungen nachkommen.

Abwanderung in Billiglohnländer

Für die Schliessung macht der Verwaltungsrat die Abwanderung der Textilindustrie in Billiglohnländer - zuerst nach Osteuropa, in den letzten Jahren nun nach Asien - verantwortlich. Die textile Wertschöpfungskette in Europa ist in sich zusammengebrochen, heisst es im Communiqué.

Die Spinnerei Linthal am Anfang der Produktionskette habe ihre Kunden in Europa verloren und könne mit den internationalen Preisen nicht mithalten. Hauptnutzniesserin sei die chinesische Bekleidungsindustrie, die inzwischen auf eine heimische Textilindustrie mit zum Teil Schweizer Maschinen aufbauen könne. Die Stundenlöhne betragen nur 70 bis 80 Rappen, wie es heisst.

Harsche Kritik

Harsche Kritik übt die Unternehmensführung an der europäischen Politik, die der Entwicklung nichts entgegen gesetzt habe. Die Schweiz habe ihre gesamte Textilindustrie den armen Ländern geopfert; das habe Bundesrat Pascal Couchepin sogar zugegeben.

2003 hat die Schweizer Textil- und Bekleidungsindustrie einen Umsatzrückgang von 6 Prozent auf 3,6 Mrd. Fr. erlitten und 2200 Stellen abgebaut. Neuere Zahlen will der Branchenverband an seiner Medienkonferenz vom Donnerstag bekannt geben. Ende 2003 zählte die Branche noch 18 500 Beschäftigte.

(fest/sda)