Aiducation: Bildung für begabte Jugendliche in Entwicklungsländern
Viele Besucher und Freunde kamen vor kurzem zum alljährlichen Forum der Non-Profit-Organisation Aiducation International in den Technopark Zürich um die vergangen Erfolge und neuen Ziele der jungen Social Entrepreneure zu feiern, deren Arbeit begabten Schülern in der Dritten Welt den Zugang zu Bildung verschafft. Auf der Veranstaltung der ehemaligen venture kick Gewinner kamen auch Dr. René Prêtre zu Wort und die Kunst nicht zu kurz.
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Talentierte Jugendliche fördern, die sonst keine Chance haben
Nachhaltigkeit bleibt das grosse Schlagwort bei Hilfsprojekten. Doch selten funktioniert das so eindrucksvoll wie bei Aiducation. Dank der ermöglichten Ausbildung der begabten Jugendlichen sollen diese später selbst Verantwortung in ihrem Land zeigen und für die Veränderung der dortigen Zustände sorgen. Denn diese haben grosse Ziele, wie z.B. Arzt, Wissenschaftlicher, Unternehmer oder Ingenieur zu werden. Ihnen diesen Traum zu ermöglichen und damit ihre Zukunftschancen um 180 Grad zu drehen ist das Ziel jeden AiduMakers, der für ein Stipendium eines für sich selbst ausgewählten Kindes aufkommt. Seit Anfang der Initiative im September 2007 wurden bereits über 270 Stipendien für die Secondary School in Kenia vergeben. Fast alle der bis heute 13 Absolventen haben den direkten Zugang zur Universität geschafft, davon qualifizierten sich wiederrum die meisten für ein nationales Stipendium. Als beeindruckendes Beispiel wurde am Forum ein Video des jungen Obrein Telly gezeigt, der schon durch mehrere Projekte im ganzen Land aufgefallen ist und eindrucksvoll zeigt, welch grosses Potential in den Jugendlichen steckt und wie viel diese nicht nur bewegen können, sondern auch unbedingt wollen.
Auf dem Weg zur globalen Bildungsorganisation
Begonnen in Kenia profitieren ab September auch in Asien Jugendliche von den Stipendien. In Zukunft sollen immer mehr Jugendlichen geholfen auch aus anderen Projektländern dazu kommen. Um diese Arbeit aufrecht zu erhalten, finden sich auch in der Schweiz immer mehr ehrenamtliche Aiducators, die sich nach Zürich jetzt auch in St. Gallen und bald in Lausanne, Bern und Basel einbringen wollen. Für die einzelnen Stützpunkte in der Schweiz, Deutschland, UK und den USA soll noch dieses Jahr die Dachorganisation in eine Stiftung überführt werden. Um diese Arbeit zu finanzieren und die Vision mit dem gleichbleibenden Engagement weiter zu verfolgen sucht Aiducation nach einem festen Brückenpartner für die Finanzierung. Denn wie die vielen Mitarbeiter, arbeiten auch die Gründer und Drahtzieher der Hilfsorganisation noch immer ehrenamtlich in den späten Abendstunden und am Wochenende. Aber dabei soll es nicht mehr lange bleiben. Wir haben das Gründerpaar Florian und Kristin Kapitza zum Interview gebeten:
«Herzlichen Glückwunsch zu Eurer tollen Arbeit. Im letzten Jahr habt Ihr ? trotz der wenigen Zeit ? schon sehr viel erreichen können. Was sind die Ziele in diesem Jahr?»
Kristin Kapitza: «Wir haben weiterhin grosse Pläne: in der Schweiz, wo Aiducation mit Matthias Meier einen starken CEO hat, wollen wir in diesem Jahr die Anzahl unserer AiduMaker ? so nennen wir alle Stifter von Stipendien, denn sie machen Bildung möglich ? im Vergleich zum letzten Jahr mehr als verdreifachen. Also, falls Sie liebe Leser mithelfen wollen, die Welt unserer Stipendiaten um 180° zu drehen, dann stiften Sie auch ein Stipendium!» (lacht) Die Verdreifachung ist extrem ehrgeizig, aber bei Aiducation heisst es: «Shoot for the moon, even if you miss it, you will land among the stars.»
Florian Kapitza «Bei Umbrella, unserer Dachorganisation, halten wir uns auch an diesen Spruch. Unser wichtigstes Ziel für die nächsten Wochen ist es, eine Stiftung oder einen unternehmerisch ? denkenden Gönner zu finden, mit dem wir zusammen die nächste Wachstumsphase einleiten können. Darüber hinaus suchen wir wieder Verstärkung für unsere Teams: Persönlichkeiten, die etwas bewegen wollen, sich gerne Herausforderungen stellen und gemeinsam in einem Team etwas Spannendes aufbauen wollen.»
«Wie seid ihr zu der Idee gekommen bzw. was hat Euch dazu veranlasst nach Eurer Promotion Social Entrepreneure zu werden? Es ist ja nicht unbedingt alltäglich, dass Doktoranden diesen Weg gehen?»
Florian Kapitza «Wir sind unserem Herzen gefolgt und das sagte: Es gibt Millionen begabte und bedürftige Talente in Entwicklungsländern, die niemals ihr eigenen Potenzial geschweige denn das ihrer Gesellschaft realisieren können, weil sie keinen Zugang zur Bildung haben.»
Kristin Kapitza: «Und es gibt so viele Menschen, die gerne helfen würden, aber noch nicht die richtige Organisation gefunden haben, die 100% der Gelder in die Hilfe investiert, konsequent auf Bildung fokussiert und mir erlaubt mein Stipendium zu benennen sowie den Empfänger selbst auszusuchen.»
«Kristin, für Aiducation bringst du wöchentlich noch 20 Stunden auf ? neben dem 40-Stunden Job. Was treibt Dich an?»
Kristin Kapitza: «Für Aiducation engagieren sich weltweit über 70 Personen und jeder von ihnen investiert neben seinem regulären 40-60 Stunden Job wöchentlich nochmals 5-20 Stunden für Aiducation. Eine Ausnahme ist Florian, denn er arbeitet seit 2.5 Jahren Vollzeit im Ehrenamt und ohne sein Engagement wäre Aiducation auch noch nicht so weit gekommen. Die Motivation dahinter ist für jeden individuell, mir persönlich macht es Spass mit einem motivierten und leistungsstarken Team etwas Grossartiges aufzubauen und andererseits zu sehen, welche Wirkung man mit seinem Engagement erzielen kann. Und wer weiss, vielleicht ist der nächste Jack Ma einer unserer Stipendiaten aus Kenia.»
«Wie kommt ihr mit der Suche nach einem grossen Partner voran?»
Florian Kapitza: «Wir arbeiten bereits u.a. mit folgenden Partnern zusammen: Die McKinsey Kinderhilfe, die SwissAir Foundation for Children in Need, GoogleGrants sowie das Procter & Gamble Alumni Netzwerk. Darüber hinaus unterstützen uns regelmässig Unternehmen wie OBT oder Globus bei unseren Events. Die nächste Möglichkeit uns kennenzulernen ist im Juni bei TEDxRigi in Luzern am 16. Juni.»
«Einen Geldgeber habt ihr zum Start schon gefunden. Ihr konntet die Jury von venture kick überzeugen, die generell High-Tech-Startups zu sehen bekommt. Wie habt ihr von dem Fördergeld profitieren können?»
Florian Kapitza: «Ohne venture kick wären wir mit Aiducation heute nicht da, wo wir heute stehen: das Konzept hat sich Dank des Feedbacks der venture kick Coaches stark weiterentwickelt. Die hohe Flexibilität bei der Verwendung des Preisgeldes hat uns natürlich auch geholfen das Geld dort einzusetzen, wo es am nötigsten gebraucht wurde ? ein absoluter Traum, der erfolgsentscheidend war.»
«Profitiert habt ihr auch vom nationalen Startup-Training venturelab. Ihr beide habt beide den Semesterkurs venture challenge in Zürich besucht. Was hat es Euch gebracht?»
Kristin Kapitza: «Venture challenge war vielleicht der beste Kurs, den ich je an der Uni besucht habe. Ich kam dort mit den Grundlagen von Unternehmertum in Kontakt und erhielt den Mut loszulegen.»
«Ihr seid ja auch in den USA tätig. Wie kommt die Idee generell im Ausland an? Haben auch Entwicklungsländer von Eurer Idee Wind bekommen und zeigen Interesse an dem Programm? Der Bedarf ist ja eigentlich unerschöpflich?»
Kristin Kapitza: «Im Ausland generell und in den USA im Speziellen kommt die Idee sehr gut an. Gerade von Menschen aus Entwicklungsländern hören wir ausserdem immer wieder: «Das ist ja ganz interessant, was ihr da macht, aber warum fangt ihr nicht in meinem Heimatland an?» Das würde wir natürlich gerne machen, müssen aber immer abwinken, denn eine neue Sektion in einem Entwicklungsland aufzubauen ist sehr aufwendig und muss genau überlegt sein.Im letzten Oktober konnten wir als wichtigen Partner Rotary One gewinnen, der uns beim Aufbau des neuen Scholarship Raising Sektion in den USA unterstützt.»
«Auf dem Forum war an jedem Apéro Tisch ein kleiner Aufsteller mit dem Traumberuf eines Jugendlichen, der sich für das Aiducation Programm beworben hat. Was wolltet Ihr in dem Alter eigentlich werden?»
Florian Kapitza: «Ich wollte Fussballspieler mit dem Nebenberuf Bankkaufmann werden. Sicherlich interessant, aber nichts gegen die inspirierenden Lebensvisionen unserer Stipendiaten.» (lacht)
Kristin Kapitza: «Ich konnte mich als Kind für verschiedene Dinge begeistern, beispielsweise für Archäologie, Naturwissenschaften, Bankwesen und Kunst. Unternehmerisch war ich übrigens auch schon als 5-jährige tätig als ich mein erstes Geld mit dem Verkauf von Schnittblumen aus Nachbars Garten verdient habe. Die Marge hat jedenfalls gestimmt!» (lacht)
«Herzlichen Dank Florian und Kristin. Wir wünschen Euch und Eurem Team für die Zukunft einen riesigen Erfolg und zahlreiche Gönner und Unterstützer.»
(th/venturelab)
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