200 von 4000 Sammelklägern steigen aus:

Vitaminkartell: Roche & Co. müssen mit neuen Klagen rechnen

publiziert: Freitag, 18. Feb 2000 / 16:11 Uhr

Basel - Bei der aussergerichtlichen Einigung im US- Vitaminstreit haben sich von den 4000 Klägern bereits 230 bis 240 vom Vergleich zurückgezogen. Mehrere Vitaminhersteller, darunter Roche, bieten den Klägern Zahlungen von 1,75 Mrd. Fr. an.

Ein Sprecher des Basler Pharmaunternehmens Roche bestätigte am Freitag den Rückzug der Kläger aus dem Vergleich. Allerdings habe Roche derzeit keine Angaben über deren Identität. Man habe auch noch keine Kenntnis darüber, wieviel Prozent der Vergleichssumme von dem Rückzug betroffen sind, sagte Roche-Sprecher Peter Wullschleger.

Neue Klagen möglich
Mit dem Rückzug wird die Vergleichssumme zwar um den Betrag kleiner, auf den der jeweilige Kläger Anrecht hätte. Der Kunde erhält aber durch das «Opting-out» aus dem Vergleich die Möglichkeit, eine Klage anzustrengen, wie Wullschleger bestätigte.
Laut Zeitungsberichten gehören zu den Zivilklägern, die sich zurückgezogen haben, auch die Konzerne Tyson Food und Quaker Oats. Nach Angaben von Anwälten seien vom Rückzug rund 70 Prozent des zur Debatte stehenden Vitaminvolumens betroffen. Für Roche sind solche Zahlen aber derzeit noch «reine Spekulation».

Sechs Unternehmen
Im Streit um illegale Preisabsprachen bei Vitaminen auf dem US-Markt hatten sich im letzten Dezember sechs betroffene Unternehmen auf eine Zahlung von 1,17 Mrd. Dollar (1,75 Mrd. Fr.) an ihre Kunden bereit erklärt.
Den Sammelklägern wird dabei rund 20 Prozent dessen zurückerstattet, was sie für die Vitaminen bezahlt hatten. Die Preise waren von den dominierenden Anbietern seit 1990 künstlich hoch gehalten worden. Zudem hatten sie den Markt unter sich aufgeteilt.

Grösster Brocken für Roche
Den grössten Brocken hat mit 632 Mio. Dollar dabei die Basler Roche als grösster Vitaminproduzent zu bezahlen. Neben Roche sind die deutsche BASF, die franzözische Rhône Poulenc sowie die japanischen Konzerne Takeda Chemical, Eisai und Daiichi Pharmaceuticals am Gesamtvergleich beteiligt.
Wegen der unerlaubten Preisabsprachen im US-Vitaminmarkt war Roche im letzten Mai ausserdem vom US-Justizministerium zu einer Busse von 500 Mio. Dollar verurteilt worden. Auch andere Grosshersteller von Vitaminen wie BASF, Hoechst und Rhône Poulenc mussten saftige Bussen zahlen.

(ba/sda)

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