Terror greift auf Touristengebiete über

Die Explosion einer Splitterbombe im ägäischen Badeort Cesme vor einer Woche konnte noch als Einzelfall angesehen werden. Doch der zweite Anschlag in kurzer Folge, bei dem wiederum auch ausländische Touristen getroffen wurden, lässt kaum noch Platz für Zweifel.

Der Bombenterror, der sich seine Ziele bislang hauptsächlich in abgelegenen Gebiete im Osten des Landes suchte, macht nicht länger vor den Tourismusgebieten Halt. Die Spirale der Gewalt, der sich die Türkei seit dem Ende des Guerillakrieges kurdischer Extremisten 1984-99 entronnen glaubte, setzt wieder ein.

Etliche Gefechte - Wenig Hoffnung auf Frieden

Als am Samstag die Bombe in Kusadasi explodierte, gingen in der osttürkischen Provinz Tunceli die aus der Luft unterstützten Operationen der türkischen Armee gegen die dort vermuteten Entführer unvermindert weiter.

Aus dem äussersten Südosten des Landes berichteten die Sicherheitsbehörden am Sonntag von Gefechten und zehn getöteten PKK-Kämpfern. An der östlichen Schwarzmeerküste, weitab der Kurdengebiete im Südosten, nahmen PKK-Terroristen am Wochenende einen Polizeiposten unter Feuer.

Mit jedem Tag, an dem Züge durch ferngezündete Sprengsätze zum Entgleisen gebracht, Militärfahrzeuge durch explodierende Minen zerfetzt, Militär- und Polizeiposten beschossen werden, scheinen die Hoffnungen auf eine Lösung des Kurdenkonflikts in der Türkei wieder in weite Ferne zu rücken.

Neue Strategie der PKK - Rückkehrer aus Irak

Der angebliche Wandel der PKK zu einer gewaltfreien politischen Kraft fand nur auf dem Papier statt. Geändert hat sich allein die Strategie des Terrors, wie die Sprengstoffanschläge der vergangenen Wochen und Monate zeigen.

Während die PKK zu Zeiten ihres Guerillakrieges eine Politik des militärischen Sieges verfolgte, weichen die kurdischen Extremisten nunmehr Gefechten weitgehend aus. Nach Einschätzung türkischer Sicherheitskreise sind Hunderte von PKK-Mitgliedern aus ihren Rückzugsgebieten im Nordirak in die Türkei zurückgekehrt.

Im "Gepäck" sollen sie alles in allem eine Tonne Sprengstoff über die Grenze geschmuggelt haben. Polizeibehörden im ganzen Land werden seither vor möglichen Selbstmordattentätern gewarnt. Anfängliche Vermutungen, dieser Fall könnte jetzt in Kusadasi eingetreten sein, bestätigten sich jedoch nicht.

(Von Ingo Bierschwale/dpa)