Schweizer Finanzindustrie laut Credit Suisse robust

«Die Stimmung ist schlechter als die Lage», sagte CS-Chefökonom Martin Neff am Dienstag bei der Präsentation der Wirtschaftsprognose 2009. Vor einem Jahr hatte Grossbank für 2009 noch ein Wachstum des Bruttoinlandproduktes (BIP) von deutlich höheren 1,6 Prozent vorausgesagt.

Die Credit Suisse liegt aber merklich über der am Montag veröffentlichten Prognose der ETH-Konjunkturforschungstelle KOF, die für 2009 ein BIP-Wachstum von 0,3 Prozent voraussagt. Die KOF spricht von einer vorübergehenden Rezession in den kommenden beiden Quartalen mit leicht abnehmendem BIP.

Arbeitslosigkeit unter 3 Prozent

Die Credit Suisse rechnet damit, dass auch der Euroraum und die USA von der Rezession verschont bleiben. Nach Neffs Einschätzung ist die Wirtschaft in der Schweiz solider aufgestellt als in den USA oder der Eurozone.

Die CS-Ökonomen erwarten in der Schweiz weder eine Immobilienkrise noch eine erhebliche Drosselung der Kreditvergaben. Der private Konsum werde nächstes Jahr noch um 1,5 Prozent (2008: 1,9 Prozent) wachsen, sagte Neff.

Das Beschäftigungswachstum werde im nächsten Jahr gegen Null tendieren. Die Arbeitslosigkeit werde von derzeit 2,6 Prozent auf 2,7 Prozent ansteigen, und so deutlich unter der 3-Prozent-Grenze bleiben, so Neff.

Dank guten Auftragsbeständen bleibe die Industrieproduktion hoch, so der Chefökonom. Die Credit Suisse rechnet aber mit einem Rückgang des Exportwachstums von Gütern und Dienstleistungen von 3,4 Prozent in diesem Jahr auf 1,5 Prozent im nächsten Jahr. Der Aussenhandel bleibe aber konjunkturstimulierend.

«Das ist kein Zweckoptimismus, sondern Realismus», sagte der CS-Chefökonom. Dass die Lage angesichts der Finanzkrise ernst ist, wollte auch Neff nicht bestreiten: «Wir erleben dieses Jahr Dinge, die wir nicht erwartet hätten.» Die Liquiditätskrise der Banken sei enorm. Eine Gesamtprognose für 2010 und 2011 machte Neff nicht.

Inflation sinkt

Laut CS-Experten wird die wirtschaftliche Lage die Inflation nächtes Jahr auf 1,4 Prozent abbremsen. Die Gesamtteuerung im laufenden Jahr werde 2,2 Prozent betragen, sagte CS-Ökonom Claude Maurer. Der Höhepunkt sei im vergangenen Sommer mit kurzfristig 3,1 Prozent erreicht gewesen.

Die stärksten Inflationstreiber seien zurzeit mit 50 Prozent Erdölprodukte, 20 Prozent Mieten und 10 Prozent Lebensmittel. «Die Teuerung ist also nicht breit abgestützt», sagte Claude Maurer. Je nach Lebensstil sei die Teuerung für den Einzelnen stärker oder schwächer spürbar.

Die Preise bleiben auch nach Ansicht der CS-Experten hoch. Die Steigerung der Strompreise allein wird sich nicht massiv auf das Budget der Konsumenten auswirken, sagte Claude Maurer. Gefährlich wäre hingegen ein gleichzeitiger Anstieg von Strom- und Ölpreisen.

Der Ölpreis dürfte 2009 aber stabil bleiben, so die CS-Prognose. Ein Problem könnten aus Sicht der Ökonomen eventuell steigende Mietpreise werden: Sie machen immerhin 18 Prozent eines durchschnittlichen privaten Haushaltsbudgets aus.

(fest/sda)