SBB-Cargo-Chef Nordmann tritt per sofort zurück

Nordmann hat seinen Rücktritt an einem emotionalen Auftritt vor den Medien mit schwindender Glaubwürdigkeit begründet. Der Güterverkehrdienstleister SBB Cargo hatte das Ziel, im Geschäftsjahr 2008 ausgeglichen abzuschliessen. Dies sei nun gefährdet.

Der Halbjahresverlust bewegt sich in der Grössenordnung des Vorjahres von 35 Mio. Franken. Obwohl sich der Umsatz und die Verkehrsleistung erfreulich entwickelt haben, entstanden grosse Kosten vor allem im Ausland. Dort führte der rasche Kundenzuwachs zu höheren Kosten als erwartet. Der Verlust gefährde das Ziel der «schwarzen Null» für das laufende Jahr, sagte Nordmann.

Ein solches Resultat könne als «Treten an Ort» der SBB-Gütergesellschaft aufgenommen werden. Er habe in den Sommerferien nach intensiven Gesprächen mit nahestehenden Menschen entschieden, seinen Rücktritt einzureichen, sagte Nordmann, der mit den Tränen kämpfte, vor den Journalisten.

Stellvertreter Perrin übernimmt erstmal

Nordmanns Stellvertreter Nicolas Perrin übernimmt interimistisch die Nachfolge. Nordmann war seit 2000 Leiter der SBB Cargo AG. Unter anderem führte er die SBB Cargo in den liberalisierten Güterverkehrsmarkt.

SBB-Chef Andreas Meyer erklärte, er habe Nordmann nicht zum Rücktritt gedrängt, es sei dessen persönlicher Entscheid gewesen. Meyer bestätigte, SBB Cargo habe die richtige Strategie, allerdings müsse an den Kosten weiter gearbeitet werden.

SEV nicht erstaunt

Nicht erstaunt über den Abgang Nordmanns zeigt sich die Eisenbahnergewerkschaft SEV. Sie übt auch harsche Kritik an der Strategie der Muttergesellschaft SBB und dem Bundesrat: Das forcierte Wachstum im Ausland fresse viel Geld.

Nordmanns Rücktritt sei zu akzeptieren, sagte Verkehrsminister Moritz Leuenberger. Nordmann habe wichtige Arbeit für das Unternehmen geleistet. Insbesondere habe er die Geschäftsfelder des Unternehmens in Deutschland und Italien ausgeweitet.

(fest/sda)