Post-Chef Gygi fordert vom Unternehmen ein Umdenken

Wir laufen in grosse Schwierigkeiten hinein, wenn man die wirtschaftlichen Zusammenhänge einfach ignoriert, sagt Ulrich Gygi gegenüber der Mittelland Zeitung. Er sieht eine Parallele zwischen Post und Swissair: Niemand hat je geglaubt, die Swissair könne untergehen. Bei der Post sei es ebenso.

Allerdings habe sich die Post strategisch nicht verrannt und gehe daher nicht so schnell unter, sagt Gygi, der aber auch festhält: Die Bewegung gegen die Marktöffnung ist nirgends so stark wie in der Schweiz. Allein, die Post müsse auf den veränderten Markt reagieren; auch sie spüre Konkurrenzdruck.

Bei der Briefpost zwinge der Markt, die Kosten zu reduzieren. Ansonsten verliert die Schweizer Post laut Gygi Geschäftskunden. Mit ihnen erwirtschaften wir 80 Prozent unseres Umsatzes. Dieses anspruchsvolle Kundensegment wechsle bei Unzufriedenheit zur Konkurrenz: Und diese kommt nun auch bei den Briefen.

Am Projekt einer Restrukturierung der Briefverteilzentren halten die Postverantwortlichen fest. Zwar habe man die Varianten mit nur drei oder fünf Zentren zurückgezogen, nicht aber das Projekt. Die Post sei bereit, Alternativen zu prüfen, welche die regional- und sozialpolitischen Aspekte noch stärker berücksichtigen.

Eine Zwei-Achsen-Lösung mit voll ausgebauten Zentren ist aus Gygis Sicht zu teuer. Subzentren, in der die Zustellsortierung auf Zustellbezirke und -touren vorgenommen wird, wären ein gangbarer Weg. Jetzt werde diskutiert, wie sich die Arbeitsplätze regional verteilen lassen. Auf alle Fälle gingen aber Stellen verloren.

In Tariferhöhungen sieht Gygi kein Rezept, um langfristig ein Defizit der Post zu verhindern. Sie würden des Wettbwerbs wegen immer schwieriger. Zurzeit liege einzig bei der Briefpost etwas drin. Für dieses Jahr rechnet Gygi mit keinem Einbruch des Post-Gewinns.

(fest/sda)