Sie hätten sich so verhalten, weil der Bonus vom Verkaufsvolumen abhänge, sagte Hunziker in am Mittwoch im «Tages-Anzeiger» publizierten Interview. «Dass sie nicht nach der Bonität der Kunden fragten, ist nicht ihr Problem, sondern das der Führung.»

Um solche Krisen zu verhindern, müssen laut Hunziker die Anreizsysteme von Banken verändert werden. Diese müssten so gestaltet sein, dass die Mitarbeitenden sich für das Unternehmen als Ganzes einsetzen und sich nicht nur über den Gewinn der Abteilung und ihren persönlichen Profit Gedanken machen würden.

«Citigroup kein Zufall»

Dazu brauche es ein Management, das langfristig Ziele verfolge und sich nicht nur um das Quartalsergebnis kümmere, sagte die ehemalige Börsenchefin weiter. «Aber das scheint bei einigen kotierten Unternehmungen heute nicht mehr möglich, wenn man weiss, dass die Verweildauer von Konzernchefs noch zwei, drei Jahre beträgt.»

So könne man seinen Leuten seine Werte nicht mehr vorleben. Änderungen müssten demnach in der obersten Führung angesetzt werden. Für Hunziker ist es kein Zufall, dass jene Banken am stärksten von der Kreditkrise betroffen seien, «bei denen der Konzernchef immens viel Macht auf sich vereinigen konnte wie zum Beispiel Charles Prince bei Citigroup.»

Appell an Aktionäre

Die ehemalige Börsenchefin appelliert an die Aktionäre, nicht mehr weiter zuzuschauen. «Dort, wo es eine zu hohe Konzentration von Macht gibt, muss sie gebrochen werden.» Es brauche zudem einen Verwaltungsrat mit unabhängigen, starken Leuten, die sich nichts vormachen liessen und die Konzernleitung kontrollierten.

Allgemein fordert Hunziker mehr Nachhaltigkeit in der Bankenbranche. «Wenn eine Bank nur schon ein Bonussystem einführt, das den Kundenberatern höhere Boni bietet, wenn sie die Kundengelder vermehrt nach den Kriterien der Nachhaltigkeit anlegen, hätten wir eine Veränderung innerhalb kurzer Zeit.»

(ht/sda)