Drei Weinwege im Mendrisiotto eröffnet

«Das Mendrisiotto ist stark vom Weinbau geprägt. Wer mit dem Auto durch die Region fährt, nimmt dies aber oft gar nicht wahr», sagte Nadia Fontana-Lupi, die Direktorin des regionalen Tourismusvereins, an der Eröffnungszeremonie in Castel San Pietro.

Die Merlot-Trauben halfen den Tessiner Weinbauern vor hundert Jahren aus der Krise. Der Falsche Mehltau und danach die Reblausplage hatten einen Grossteil der Rebstöcke hinweggerafft. Die Weinproduktion war zusammengebrochen.

Wanderlehrstuhl

1902 schaffte der Kanton Tessin einen Wanderlehrstuhl für Landwirtschaft. Dem italienischen Agronomen und Pharmakologen Alderige Fantuzzi oblag es, den Weinanbau und die Herstellung zu verbessern. Er begann mit der Analyse des Tessiner Rebsortenspektrums.

Er testete Sorten wie Merlot, Pinot Noir, Cabernet, Barbera und Nebbiolo. Im Rahmen dieser Tests trafen in den Jahren 1904/1905 die ersten aus Bordeaux importierten Merlotstöcke im Tessin ein. 1906 wurden ihre ersten Trauben gekeltert, die Trauben und der Wein analysiert.

Das Ergebnis war ermutigend: Zusammen mit dem früher aus Frankreich importierten Malbec erbrachte der Merlot die besten Alkohol- und Säurewerte. Bezüglich Krankheitsresistenz und Ertrag stach er seinen Konkurrenten sogar aus: Er erwies sich als früher reif, ertragskräftiger, krankheits- und fäulnisresistenter.

Fantuzzi war 1906 überzeugt, die Sorte gefunden zu haben, die den Tessiner Rebbau aus seiner schweren Krise zu führen versprach. Er sollte Recht behalten. Heute bedeckt der Merlot 82 Prozent der gesamten Anbaufläche von 1040 Hektaren. Das sind 3,4 Millionen Rebstöcke.

(bsk/sda)