IBM-Studie zu den Perspektiven der globalen Kapitalmärkte

Diese drei Trends beschäftigen die Banken

publiziert: Mittwoch, 30. Aug 2006 / 06:05 Uhr

Drei Trends werden das Umfeld für europäische Kapitalmarktfirmen und Finanzinstitute bis 2015 beeinflussen: die ganzheitliche Betrachtung des Kunden, neue Geschäftsmodelle und neue Wertschöpfungsprozesse sowie die Erfüllung regulatorischer Vorschriften, die insbesondere eine Chance für innovative Unternehmen darstellt.

Die Finanzmarktakteure müssen die Rolle des Risikos in ihren langfristigen Strategien neu beurteilen.
Die Finanzmarktakteure müssen die Rolle des Risikos in ihren langfristigen Strategien neu beurteilen.
Die von IBM und Economist Intelligence Unit gemeinsam realisierte Studie untersuchte die Perspektiven der globalen Kapitalmärkte für das nächste Jahrzehnt. Dazu wurden mehr als 400 Topmanager befragt, welche die 296 weltweit grössten Börsen, Broker, Vermögensverwalter, Depotbanken, Hedge Funds und Regulierungsbehören leiten. Die Folgen für Privatanleger wurden gestern auf dem «KMU Research»-Channel publiziert. Der nun vorliegende Beitrag fokussiert die Folgen für Banken und Finanzinstitute.

1. Betrachtung des Kunden

Die 80/20-Regel gilt für die Finanzmärkte ebenso wie für andere Bereiche der Wirtschaft: Rund 20 Prozent der Kunden generieren in der Regel 80 Prozent oder mehr des Gewinns. Im Vergleich zu anderen Branchen profitierten die Finanzmärkte lange Zeit von überproportionalen Erträgen, sodass sich eine Fokussierung auf die Wertschöpfung der Kunden bisher nicht aufdrängte.

Im vergangenen Jahrzehnt war die durchschnittliche Eigenkapitalrendite der Finanzdienstleister mehr als doppelt so hoch wie im Durchschnitt aller Branchen der Wirtschaft. Das Problem besteht darin, dass die Eigenkapitalrendite sinkt und dass es für die Unternehmen nicht leicht festzustellen ist, welche Kunden zu den profitablen 20 Prozent zählen. Allzu viele Firmen fokussieren sich einfach auf jene Kunden, die am meisten Trades tätigen oder den höchsten Umsatz generieren, ohne die tatsächliche Rendite der einzelnen Kunden zu kennen.

Konzentration schafft neue Nischen

In Zukunft werden innovative Unternehmen ihren Kundendienst rationalisieren, um sich vermehrt auf die Pflege der Beziehungen zu den profitablen Kunden zu konzentrieren, die auf längere Sicht den höchsten Gesamtertrag generieren. Diesen Firmen dürfte es gelingen, den Anteil der profitablen Kunden an ihrem Geschäft zu steigern, indem sie die Gebühren für weniger profitable Kunden erhöhen, um Verluste in diesem Bereich zu begrenzen oder die Zahl der weniger profitablen Kunden insgesamt zu vermindern. Andere Marktakteure könnten dann diese Nische besetzen und margenschwache Basisdienstleistungen für jene Kunden anbieten, die von den fokussierten Unternehmen fallengelassen werden.

Innovatoren werden gewinnen

Im Rahmen der Befragung gab nur ein einziges Unternehmen an, dass es in der Lage sei, den gesamten Beitrag der einzelnen Kunden zum Gewinn über alle Produkte und geografischen Standorte hinweg zu messen. In einem Umfeld, in dem alle Firmen versuchen, diese Transparenz zu erzielen, werden jene Unternehmen die Gewinner sein, die frühzeitig die Implementierung neuer Prozesse beginnen.

2. Neue Geschäftsmodelle

Durch erhöhte Transparenz und Geschwindigkeit, die einen nahezu uneingeschränkten elektronischen Zugang zu umfassenden Marktinformationen ermöglichen, werden die Kunden:

– immer weniger bereit sein, hohe Kommissionen für einfache Transaktionen zu bezahlen. Das risikolose Kommissionsgeschäft wird nicht mehr den Mehrwert generieren, den es in der Vergangenheit gebracht hat;

– versuchen, die Kosten zu senken, indem sie das Trading und die Research-Arbeit vermehrt selbst übernehmen;

– nach Sparmöglichkeiten suchen – nicht nur bei traditionellen Anlageprodukten, wie etwa Aktien, wo die Auswirkungen der Digitalisierung bereits absehbar sind. Kunden werden vielmehr im gesamten Spektrum der Anlageinstrumente suchen, einschliesslich vieler Bereiche, in denen solche Auswirkungen bisher nicht erwartet wurden.

Fortschreitende Digitalisierung

In Europa nannten mehr als 80 Prozent der Manager, der Käufer- und Anbieterseite, die «fortschreitende Digitalisierung der Instrumente» als wichtigste Triebfeder der Veränderungen in den nächsten zehn Jahren. Diese Entwicklung wird zu einer markanten Erosion der Erträge im Komissions- und Vermittlungsgeschäft und zu einer Neuausrichtung der Geschäfts- und Betriebsmodelle führen. Als Folge davon wird es in der Finanzmarktbranche zu einer Aufteilung der Wertschöpfung in Risikoübernahme und Risikobegrenzung kommen, welche die Firmen zwingt, die Rolle des Risikos in ihren langfristigen Strategien neu zu beurteilen. Darüber hinaus werden sich die Akteure an den Finanzmärkten zu permanenten Innovationen gezwungen sehen, um neue Ertragsquellen zu erschliessen und zu entwickeln.

3. Regulatorische Vorschriften

Die MiFID-Richtlinie (Market in Financial Instruments Directive der EU) ist nur eine von vielen Herausforderungen, mit denen die Finanzunternehmen in den vergangenen Jahren konfrontiert waren. Diese Richtlinie dürfte für die europäischen Finanzmärkte weit reichende Folgen haben, doch für innovative Unternehmen stellt sie weniger eine Bedrohung als vielmehr eine Chance dar.

Jene Unternehmen, die sich rasch an das veränderte regulatorische Umfeld anpassen und die durch die neuen Vorschriften geschaffenen neuen Wertschöpfungspotenziale als erste entdecken und nutzen, werden sich einen signifikanten Wettbewerbsvorteil sichern.

(hs/pd)

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