Das Labor für zu Hause

publiziert: Dienstag, 9. Jan 2007 / 07:00 Uhr

Ein langjähriger Manager will es nochmals wissen und gründet ein neues Unternehmen. Als Geschäftsidee greift er eine Idee auf, die längere Zeit brach lag: Ein Test für Harnwegsinfektionen, der zu Hause gemacht werden kann.

So wenig braucht es, um Harnweg-Erkrankungen frühzeitig zu erkennen
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«Ich wollte etwas Nützliches herstellen, das sich zudem international vermarkten lässt.» So begründet Jean-Jacques Becciolini, warum er als Fünfzigjähriger nochmals eine neue Firma aufbaute. Bis anhin hatte er in Grossfirmen wie ABB und Ascom Hunderte von Leuten geführt. In seinem Jungunternehmen mit sieben Vollzeitstellen muss er nun überall selber Hand anlegen: Vom Kartons tragen bis Verfassen von Verträgen – alles muss ganz neu aufgebaut werden. So erfährt der langjährige KTI-Coach nun am eigenen Leibe, was es heisst, eine Firma von Grund auf zu organisieren.

Idee stammt von einem Betroffenen

Die Idee war ihm von der in Luzern ansässigen Albert Köchlin Stiftung zugetragen worden: Ein einfach zu handhabender Test, der Harnwegsentzündungen im Anfangsstadium diagnostizieren kann. Erfinder der Methode war ursprünglich Martin Rahe, der als Paraplegiker besonders anfällig auf Blasenentzündungen ist. Ihm erschien es nützlich, wenn beginnende Infekte bei Patienten mit Blasenkathetern bereits im Urinbeutel erkannt werden könnten.

Eine weit grössere Gruppe von Risikopatientinnen sind jedoch sexuell aktive Frauen. Schätzungen gehen von jährlich rund 400'000 diagnostizierten Urininfektionen in der Schweiz aus. «Mit diesem einfachen Test kann der Antibiotikagebrauch reduziert werden», erklärt er. Viele Ärzte würden nämlich ihren Patientinnen Dauerrezepte ausstellen. Die Frauen würden dann manchmal auch Antibiotika schlucken, wenn es noch nicht dringend nötig sei. «95 Prozent der Bevölkerung sind in der Lage, diesen einfachen Test zu bedienen und können so reagieren, bevor sie Schmerzen bekommen», ist der nicht mehr ganz junge Jungunternehmer von seiner Geschäftsidee überzeugt.

Bakterien aufgepasst

Der U-lab-Test ist seit Januar 2006 erhältlich, momentan etwa in jeder zweiten Schweizer Apotheke. 10'000 Schachteln wurden bereits verkauft, ohne dass eine einzige Reklamation eingetroffen wäre. Während 2006 noch als Probejahr galt, will Becciolini nächstes Jahr die Vermarktung mit Werbung und Ärzteorientierung vorantreiben, sowie im Ausland Fuss fassen. Da die Technologie auch für andere Krankheitserreger anwendbar ist, wird die Firma demnächst weitere Produkte entwickeln.

Das Team von Swiss Medical Solution AG hat den hinterlistigen Urinbakterien den Kampf angesagt. Die sechs bis sieben Leute arbeiten in der Produktion sowie im Aussendienst. Becciolini selber ist Firmengründer, Geschäftsführer und Aktionär in Personalunion – letzteres zusammen mit den Co-Investoren UCC und EPS-New Value. Demnächst will er die ersten Schritte auf dem Weltmarkt wagen.

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