Das Erfolgsrezept des Berner Gastrowunders

«Du Théâtre» und «Lorenzini»: Zwei Berner Lokale mit (unterschiedlicher) Tradition, zufällig benachbart, beide bis vor kurzem noch im Sog der tiefroten Zahlen. Und heute? Eine Erfolgsgeschichte in der von Erfolgen weiss Gott nicht verwöhnten Gastronomie, ausgezeichnet mit dem Branchenpreis «Best of Swiss Gastro» 2005 und dem «Swiss Economic Award» 2006.

Hundertjährig, aber alles andere als alt

Das «Düdü» und das «Lorenzini» sind also kult. Wenn Remo Neuhaus, der Mann, der das als Geschäftsführer zustande gebracht hat, an einem «venture apéro» vor vollem Haus (im «Düdü» eher Regel als Ausnahme) über das Berner Gastrowunder spricht, ist erstaunlich oft von Tradition und Geschichte die Rede, ja, das «Hundertjährige» (das «Du Théâtre» wurde 1907 eröffnet) im kommenden Herbst nimmt im Veranstaltungskalender eine wichtige Rolle ein.

Die Nase im Wind

Tradition hat bei Neuhaus allerdings nichts muffig Museales, ganz im Gegenteil, sein Konzept besticht durch den Einsatz durchdachter Marketingkonzepte und moderner Medien. Das ist denn auch der Anknüpfungspunkt an die Geschichte: Als das «Du Théâtre» als Wiener Kaffee und dann in den 70er-Jahren das «Lorenzini» als Fresstempel auf dem Höhepunkt der Toscana-Begeisterung gegründet wurden, hatten beide die Nase im Wind – für ihre Zeit. Dass sie dann nicht gemerkt haben, wie der Wind gedreht hat, ist eine andere Geschichte.

«Kopfschüttler» regen Neuhaus an

Ob schon damals den Gründern und ihren Ideen der rasche Untergang prophezeit wurde? Remo Neuhaus jedenfalls hat sich gegen die versammelten «Kopfschüttler» durchgesetzt – und zwar ohne Marktanalyse, wie er am «venture apéro» augenzwinkernd bekannte. Auch die Ideen für seine Events – wie Après-Ski in der City, die «Bubennacht» für die Berner Gay-Szene, die zielgruppenspezifischen Tanzevents ab 21, 28 oder auch 38 Jahren, der «Zischtigsklub» zur Belebung der ersten Wochenhälfte – entstehen nicht auf dem Papier. Wenn aber etwas beschlossen ist, wird es sehr genau durchgerechnet: «Die Buchhaltung steht absolut im Zentrum», gab Neuhaus der «Berner Zeitung» einmal zu Protokoll.

Gastronomie kommt von Gast…

Dass der Gast davon nichts merkt – das ist eine weitere Zutat zum Erfolgsrezept von «Düdü» und «Lorenzini». Auch wenn für Remo Neuhaus das «breaking the rules» ein wichtiges Geschäftsprinzip ist, eine Regel ist für ihn und für sein Team oberstes Gebot: Freundlichkeit, denn Gastronomie heisst ja nicht von ungefähr Gastfreundschaft.

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