Das Büro der Zukunft
Highlight im Kommunikationsprogramm der Orgatec 2008 war die bislang grösste Marktforschungsaktion zum Büro der Zukunft, das «Ultima Office». Mehr als 2000 Personen nahmen auf der Messe und im Internet am Projekt Ultima Office teil. Sie lieferten Anregungen für zukünftige Produktentwicklungen und Ideen für die Gestaltung von Kommunikations- und Arbeitsräumen von morgen.
Flexibler werden
An der strukturierten Befragung «The Visionator» beteiligten sich Teilnehmer aus aller Welt. Hinsichtlich der Anforderungen, die in Zukunft an Arbeitnehmer gestellt werden, gehen die Befragten von den folgenden Entwicklungen aus: 53 Prozent der Befragten erwarten eine Zunahme von flexiblen Arbeitszeiten bei wechselnden Teams. 78 Prozent glauben, dass Stress am Arbeitsplatz zunehmen wird. 68 Prozent erwarten, dass Unternehmen in Zukunft stärker auf die Selbstorganisation und das eigene Engagement der Mitarbeiter setzen werden. Für das Büro der Zukunft bedeutet dies, dass ein höherer Bedarf für Mehrfachnutzungen von Arbeitsplätzen entsteht, Rückzugsräume zur Stressbewältigung erforderlich sind und die Individualisierung des Arbeitsplatzes durch modulare Lösungen ermöglicht werden sollte.
Mehr Möglichkeiten
Mit Blick auf den erwarteten Wandel von Tätigkeitsprofilen denken 84 Prozent der Teilnehmer, dass abteilungsübergreifende Arbeit wichtiger wird. 79 Prozent glauben, dass dabei auch die Wissensintensität zunehmen wird. Und 36 Prozent der Teilnehmer gehen davon aus, dass sich der vielfältige Medieneinsatz für global arbeitende Teams weiter durchsetzen wird. Für das Büro der Zukunft bedeutet das einen wachsenden Bedarf an offenen Bürolösungen für büro- und abteilungsübergreifendes Arbeiten. Zudem sollten mehr Möglichkeiten für das Arbeiten im Wechsel von Sitzen, Stehen und sogar Liegen geschaffen werden, um die Gehirnaktivität zu erhöhen. Ausserdem wird in Zukunft multilokales Arbeiten mit Hilfe neuer Medientechnologien für einige Berufsgruppen an Bedeutung gewinnen.
Offene Räume
Unter der Überschrift «My Ultima Office» formulierten zudem rund 400 Personen ihre ganz individuellen Zukunftsvisionen in persönlichen Video-Statements. Hier wurde besonders oft der Wunsch nach offenen Räumen geäussert. Solche Open Spaces sollten nach Vorstellung der Orgatec-Besucher viele unterschiedliche Zonen wie Arbeitsbereiche, Kommunikations- und Kaffeeecken, Sport- oder sogar Schlafbereiche bieten. Auch naturnahe Büros mit vielen Pflanzen, Verbindung zur Natur oder mit Aussenbereichen für die Arbeit im Freien stehen auf der Wunschliste weit oben, genauso wie nachhaltige und gesundheitsförderliche Büros.
Viele Teilnehmer wünschten sich ausserdem Büros mit Wohnzimmeratmosphäre, bei denen Wohlfühlen und Gemütlichkeit grossgeschrieben wird. Häufig wurde auch der Wunsch geäussert, dass im Büro intensive Kommunikation genauso wie der Rückzug in die Privatsphäre möglich sein sollte. Hendrik Hund, Vorsitzender des bso Verband Büro-, Sitz- und Objektmöbel, sieht darin ein Zeichen, dass standardisierte Büros alter Prägung mittelfristig ausgedient haben werden. An deren Stelle werden nach seiner Einschätzung «komplexe Bürolandschaften treten, die Unternehmen helfen, den Wettbewerb um die besten Köpfe durch Mitarbeiterbindung und Flexibilität für sich zu entscheiden».
Vier Thesen aufgestellt
Basierend auf den Resultaten der Befragung «The Visionator» wurden im Verlauf der Messewoche vier Thesen aufgestellt: 1. Das Büro der Zukunft muss neben der körperlichen Gesundheit auch verstärkt die mentale Gesundheit im Blick behalten. 2. Gerade ältere Menschen sind in hohem Mass kooperationsfreudig. Sie wissen Räume für Kommunikation und Austausch im gleichen Masse zu schätzen wie die Jüngeren. 3. Das Büro der Zukunft bietet Lösungen für neue Tätigkeitsprofile. Es nimmt dabei auch die verschwimmenden Grenzen zwischen traditionell männlichen und weiblichen Berufen in den Blick. 4. Das Büro der Zukunft hat Stil und übernimmt Verantwortung: Es besteht aus wieder verwertbaren Materialien, ist zu 100 Prozent recyclebar und setzt bei Designfragen auf regionale Präferenzen. Diese Thesen sowie die tagesaktuellen Ergebnisse des Ultima Office wurden während der Orgatec 2008 im angegliederten Messeforum, dem Ultima Office Dialogue, präsentiert und diskutiert.
«Das naturnahe Zugbistro in der Kreativökonomie»
Die Zukunftserwartung – das erwartet die Mehrheit der Befragten von der Lebens- und Arbeitswelt in Zukunft: In der Zukunft arbeiten Menschen flexibel in ständig wechselnden Teams, um neue Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle auf die Beine zu stellen. Die Wissensgesellschaft fordert von ihnen ein hohes Mass an Selbstorganisation, Kreativität und vor allem Kooperation. In Unternehmen entwickelt sich zunehmend eine positive Fehlerkultur («Fehler sind gut, denn man lernt aus ihnen») und immer mehr Menschen realisieren eigene Ideen als selbständige Unternehmer.
Das Traumbüro
Zug-Bistro – diese Arbeitsumgebung entspricht den Bedürfnissen der Mehrheit der Befragten: Die besten Ideen kommen den meisten Befragten im Gespräch mit anderen, denn sie brauchen ständig viele unterschiedliche Menschen um sich herum, um kreativ zu sein. Flexibles und mobiles Arbeiten ist kein Problem, wenn kommende Ereignisse einigermassen planbar bleiben: Dabei ist es ausreichend, wenn man weiss, wo die nächsten «Haltestellen» sind und was mittags auf dem Speiseplan steht. Für die meisten Befragten ist der perfekte Arbeitsplatz mobil und flexibel und dabei jederzeit offen und für andere zugänglich. Ihr Traumbüro der Zukunft schafft Raum für Begegnung und Gespräche und hilft dabei, den flexiblen und dynamischen Arbeitsalltag zu strukturieren.
Die Stil-Präferenz
Zurück zur Natur ist die Devise der meisten Befragten: Wenn es nach ihnen ginge, würden sie immer unter freiem Himmel arbeiten. Am wohlsten fühlen sie sich in hellen, grosszügig von Tageslicht durchfluteten Räumen mit Fenstern, die den Blick frei geben. Bei offenen Fenstern wollen sie Vögel zwitschern oder Wasser plätschern hören. Sie mögen organische Formen und alles, was wuchert und wächst. Naturfarben wie Erdtöne, Schilffarben, Elfenbein, Terrakotta, Olivgrün, Sandfarben, Sonnenorange, Maisgelb, Ocker oder Seeblau werden bevorzugt. Unbehandelte Materialien, Voll- und Massivholz, Leinen und Baumwollstoffe, Rattan und Korb treffen den Geschmack der meisten Befragten. Alles, was ungezähmt, ehrlich und authentisch ist. Bei Möbeln achten sie ausserdem auf Ergonomie und Gesundheitsverträglichkeit.
(js/kk/KMU Magazin)
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