Zwei britische Anwaltskanzleien kämen in der Studie zu dem
Schluss, sowohl die Integration beider Märkte als auch die
Harmonisierung der Regulierung sei «für einen längeren Zeitraum»
kaum zu erreichen, heisst es in dem Bericht nach Angaben der
Wirtschaftszeitung «The Financial Times» vom Donnerstag.
Ausserdem seien die Betriebskosten von iX weitaus höher als
bisher bekannt. Der Bericht wurde von der Abteilung für
Aktienhandel von Merrill Lynch in Auftrag gegeben, ohne dass die
Leitung der Bank davon wusste, schreibt die Zeitung.
Merrill Lynch nämlich ist nicht nur Aktionär und Grosskunde der
London Stock Exchange (LSE) sowie in deren Vorstand vertreten,
sondern berät auch die Londoner Börse bei der Fusion. Die Kritik in
einem eigenen Bericht sei «peinlich» für Merrill Lynch, das bisher
als einer der Befürworter der Fusion galt.
Kritik an Integration
In dem Bericht wird kritisiert, die beabsichtigte Existenz von
mehreren Märkten in London und Frankfurt sei zu kompliziert. Die
beiden Märkte könnten längere Zeit nicht integriert werden, weil
dies nur bei einer Änderung der deutschen gesetzlichen Bestimmungen
möglich sei.
iX müsse weitere jährliche Einsparungen von 170 Mio. Euro
finden, falls sie wirklich Dienstleistungen zu niedrigen Kosten
anbieten wolle. Die Kosten der Deutschen Börse betrügen 89 Prozent
der Einnahmen, bei der LSE seien es nur 71 Prozent und bei der
europäischen Börse Euronext mit Sitz in Paris sogar nur 56 Prozent.
Eine Harmonisierung der rechtlichen Bestimmungen wäre nach
Ansicht des Berichts von Merrill Lynch nur möglich, wenn in
Grossbritannien die deutschen Bestimmungen gelten würden: «Das
erscheint unwahrscheinlich», heisst es in dem Bericht.
Anlass für Ausstieg
Die «Financial Times» schrieb zu dem Bericht, er könne
möglicherweise für die London Stock Exchange «die Entschuldigung
für den anständigen Abgang sein, nach der sie sucht».
Die Londoner Börse hatte nach Vorlage eines feindlichen
Übernahmeangebots der schwedischen OM-Gruppe die Fusionspläne auf
Eis gelegt. Angeblich planen auch Euronext und Instinet, die zum
Informationskonzern Reuters gehörende Firma für Börsenhandel, ein
Übernahmeangebot.
(sda)