Internationaler Inkasso-Indikator

Wo sind Forderungen noch einziehbar?

publiziert: Montag, 25. Feb 2008 / 08:12 Uhr / aktualisiert: Montag, 25. Feb 2008 / 08:32 Uhr

In Österreich stehen die Chancen für eine Beitreibung Not leidender Forderungen am besten (Creditreform Inkasso-Indikator: 9,7 von 10 möglichen Punkten). Auf den Plätzen zwei und drei folgen die Länder Belgien (9,3) und Deutschland (9,2). Die geringsten Aussichten, Forderungen nach erfolgloser Mahnung noch einziehen zu können, bestehen in Russland (3,1). Auf dem vorletzten Platz rangiert Indien (3,8) nach Japan (4,0).

Die geringsten Aussichten, Forderungen nach erfolgloser Mahnung noch einziehen zu können, bestehen in Russland .
Die geringsten Aussichten, Forderungen nach erfolgloser Mahnung noch einziehen zu können, bestehen in Russland .
In Österreich, Belgien und Deutschland bestehen gute Chancen, trotz einer erfolglosen Mahnung an sein Geld zu gelangen. So ist in Österreich der Eigentumsvorbehalt insolvenzfest, das heisst, man erhält die unter Eigentumsvorbehalt gelieferte Sache direkt aus dem Vermögen des Schuldners zurück.

Abkommen

Die Anerkennung ausländischer Urteile wird durch eine Reihe von Abkommen, wie etwa dem Europäischen Gerichtsstands- und Vollstreckungsübereinkommen (EUGVÜ), dem Lugano-Abkommen, dem New-Yorker-Übereinkommen und dem Europäischen Übereinkommen von Genf sichergestellt. Zudem gilt uneingeschränkt das UN-Kaufrecht von 1989. Im so genannten Mahnbescheidverfahren ist es möglich, innerhalb eines Zeitraums von etwa drei Monaten einen vollstreckbaren Titel zu erlangen, und schliesslich sind die Erfolgsquoten im Creditreform-Inkasso ausserordentlich hoch und liegen bei über 70 Prozent im aussergerichtlichen Verfahren.

Bewusstes Hinauszögern

Auch in Deutschland und Belgien sind die Bemühungen durchweg lohnend und erfolgsträchtig, bereits angemahnte Forderungen einzuziehen. Wie in Deutschland ist die Zahlungsmoral in Belgien nicht sonderlich ausgeprägt. Ein Zahlungsverzug zeugt aber – anders als in manch anderen Ländern – nicht zwangsläufig von einer sich abzeichnenden Illiquidität des betreffenden Unternehmens. Vielmehr werden Zahlungen oftmals bewusst hinausgezögert, um Zinsvorteile zu erlangen, oder die pünktliche Anweisung wird schlichtweg vergessen. In etwas abgeschwächter Weise gilt Ähnliches für viele andere westeuropäische Länder und die USA, erfreulicherweise aber auch für zahlreiche mittel- und osteuropäische Länder wie Slowenien, Kroatien, Tschechien, Polen und die baltischen Staaten.

Schweden schneidet schlecht ab

Dass sich in Indien und Russland die Verfolgung offener Forderungen als schwierig gestaltet, verwundert kaum. Auf den ersten Blick erstaunt dagegen das schlechte Abschneiden der europäischen Vorzeigeländer Schweden (Platz 26 von 32 betrachteten Ländern mit einem Indikatorwert von 5,1) und Irland (Platz 20 mit einem Indikatorwert von 5,6) sowie des drittletztplatzierten Japan (4,0). Dazu Volker Ulbricht, Geschäftsführer des Verbands der Vereine Creditreform: «Die Zahlungsmoral in Schweden und Irland ist im Regelfall sehr gut und Vertragsbeziehungen können ohne Bedenken eingegangen werden – wenn allerdings ein Unternehmen nicht pünktlich zahlt und auch nach einer erfolgten Mahnung nichts passiert, muss davon ausgegangen werden, dass der Vertragspartner kurz vor der Zahlungsunfähigkeit steht oder schon Insolvenz angemeldet hat. Das haben unsere Erfahrungen gezeigt. In solchen Fällen lohnt es nicht, ein teures Gerichtsverfahren anzustrengen. Auch in Japan ist die Zahlungsmoral im Regelfall sehr gut. Zahlt aber ein Unternehmen nicht freiwillig, wird die weitere Verfolgung der Not leidenden Forderung zum va banque Spiel.»

Untersuchte Länder

Creditreform untersuchte den Zahlungsverzug der Länder der Europäischen Union plus Norwegen und der Schweiz, der BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) sowie Japan und den USA. Abgestellt wurde dabei auf den Zeitpunkt nach Fälligkeit und Mahnung einer Forderung. Damit genau auf den Moment, in dem sich ein Unternehmer fragt, was er tun kann, um doch noch an sein Geld zu gelangen. Soll er weitere Mahnungen versenden, den Gerichtsweg beschreiten, die Forderung an ein Inkassobüro geben oder schlichtweg den Rechnungsbetrag als uneinbringlich ausbuchen?

Bemessungsgrundlage

Creditreform untersuchte, wie hoch die Chancen im jeweiligen Land stehen, Not leidende Forderung einziehen zu können. In die Bewertung flossen die Insolvenzquoten der jeweiligen Länder ein, die Möglichkeit der Vereinbarung eines Eigentumsvorbehaltes und dessen Insolvenzfestigkeit, die durchschnittliche Dauer von Gerichtsverfahren und die Kostenerstattungsfähigkeit der Auslagen, das Vorhandensein eines gerichtlichen «Schnellverfahrens» ähnlich dem deutschen Mahnverfahren, die Anerkennung deutscher Urteile und die Erfolgsquoten des Creditreform-Inkasso im jeweiligen Land. Hinzu kommen die Erfahrungen der Auslandsexperten von Creditreform, die permanent den Forderungseinzug in den betrachteten Ländern betreuen.

Punktesystem

Aus einem Zusammenspiel der Merkmale wird der Creditreform Inkasso-Indikator International errechnet, der auf einer Skala von 1 bis 10 (wobei 10 der höchste Wert ist) abbildet, wo es sich empfiehlt, bereits angemahnte Forderungen weiter zu verfolgen und in welchem Land vermieden werden sollte, gutes Geld dem schlechten hinterher zu werfen: Hier ist bei einer Nichtleistung trotz Mahnung von der endgültigen Uneinbringlichkeit der offenen Forderung auszugehen.

(cf)

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