Bundesrat kämpft gegen Lohndiskriminierung

Unternehmen zu Lohnanalysen verpflichten

publiziert: Mittwoch, 18. Nov 2015 / 16:25 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 19. Nov 2015 / 00:13 Uhr
Noch immer gibt es Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern.
Noch immer gibt es Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern.

Bern - Der Bundesrat will gegen Lohndiskriminierung vorgehen. Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitenden sollen dazu verpflichtet werden, alle vier Jahre die Löhne zu analysieren. Prüfen müssten sie, ob Frauen und Männer gleich viel verdienen.

6 Meldungen im Zusammenhang
Der Bundesrat hat am Mittwoch die Vernehmlassung zu einer Änderung des Gleichstellungsgesetzes eröffnet. «Lohngleichheit ist kein Geschenk an die Frauen», sagte Justizministerin Simonetta Sommaruga vor den Medien in Bern. Die Frauen hätten Anspruch darauf.

Es handle sich um einen Auftrag des Stimmvolkes. Dieser sei seit über 30 Jahren in der Verfassung verankert und noch immer nicht umgesetzt worden - «obwohl viele wollen, dass Verfassungsaufträge sofort umgesetzt werden», sagte Sommaruga in Anspielung auf die Debatten über die Umsetzung von Volksinitiativen.

Freiwillige Massnahmen gescheitert

Noch immer verdienen Frauen für gleichwertige Arbeit weniger als Männer. Gemäss dem Bundesamt für Statistik lag der unerklärbare Lohnunterschied im Jahr 2012 bei 8,7 Prozent, was 678 Franken pro Monat entspricht.

Freiwillige Massnahmen hätten leider nicht zum gewünschten Erfolg geführt, sagte Sommaruga. «Der Lohngleichheitsdialog ist gescheitert.» Deshalb sei der Bundesrat vor rund einem Jahr zum Schluss gelangt, dass es staatliche Massnahmen brauche.

Keine «Lohnpolizei»

Staatliche Lohnkontrollen sind nun jedoch nicht geplant: Der Bundesrat setzt darauf, dass Unternehmen die Löhne anpassen, wenn die Ungleichheit ans Tageslicht kommt. Konkret sollen Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitenden alle vier Jahre mit einer anerkannten Methode eine Lohnanalyse durchführen müssen. Betroffen wären 2 Prozent aller Unternehmen und 56 Prozent der Beschäftigten.

Die Durchführung der Lohnanalyse müssten die Unternehmen extern kontrollieren lassen. Die Kontrolle könnten sie wahlweise einem Revisionsunternehmen, einer staatlich anerkannten Selbstregulierungsorganisation oder den Sozialpartnern übertragen. Geprüft würde dabei nur, ob die Lohnanalyse korrekt durchgeführt wurde. Die Kontrollstellen würden dazu einen Bericht zuhanden der Geschäftsleitung erstellen.

Arbeitnehmende informieren

Die Arbeitgeber müssten die Arbeitnehmenden über das Ergebnis der Kontrolle informieren. Börsenkotierte Gesellschaften will der Bundesrat verpflichten, im Anhang zur Bilanz über das Ergebnis der Kontrolle zu informieren.

Sanktionen sind nicht vorgesehen. Lediglich als Variante schlägt der Bundesrat vor, dass das Gleichstellungsbüro Meldung erstattet, wenn ein Unternehmen keine Lohnanalyse durchgeführt hat oder die Durchführung nicht kontrollieren liess. Das Gleichstellungsbüro würde die gemeldeten säumigen Arbeitgeber dann in eine öffentlich zugängliche Liste eintragen, analog zur Regelung im Entsende- oder Schwarzarbeitsgesetz.

Kleiner Aufwand, grosse Wirkung

Sommaruga sprach von einer schlanken Vorlage. Der Aufwand sei klein, die Wirkung aber gross. Die Justizministerin stützt sich dabei auf die Ergebnisse einer Regulierungsfolgeabschätzung, die der Bund in Auftrag gegeben hatte.

Gemäss dieser würde der Aufwand für mittlere Unternehmen zwei Tage betragen. Zudem zeigte die Untersuchung, dass die Lohnanalyse wirkt: Von jenen Unternehmen, die bereits eine solche durchgeführt haben, hat die Hälfte Korrekturmassnahmen vorgenommen. In erster Linie wurden die Löhne von Frauen angepasst. Zwei Drittel der Unternehmen befürworten laut der Studie staatliche Massnahmen.

Diskriminierung nicht wegzudiskutieren

Dass sich die Lohnungleichheit nicht wegerklären lässt, zeigt eine weitere Studie, die der Bundesrat im Auftrag des Nationalrates erstellen liess. Kritiker monieren, dass die Lohndiskriminierung verschwinden würde, wenn beim Lohnvergleich weitere Faktoren berücksichtigt würden. Die Studie kommt nun aber zum Schluss, dass ein erheblicher Teil der Lohnunterschiede auch mit zusätzlichen Faktoren unerklärbar bleibt.

Bei manchen zur Diskussion stehenden Faktoren stellt sich zudem das Problem, dass diese selbst Diskriminierungspotenzial haben: Werden sie berücksichtigt, wird «wegerklärt», was faktisch eine Diskriminierung ist. Das gilt etwa für Karriereunterbrechungen, denn Arbeitgeber bewerten Unterbrüche von Frauen wegen Erziehungsarbeit anders als solche von Männern wegen Militärdienst.

Bei den statistischen Methoden sehen die Autoren der Studie Möglichkeiten für Verbesserungen, damit Spitzenlöhne nicht zu stark ins Gewicht fallen. Auch damit verschwindet der unerklärbare Anteil der Lohnungleichheit aber nicht.

(bg/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese wirtschaft.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Bern - Geht es um Gleichstellung im ... mehr lesen
Im Ranking steht die Schweiz gut da.
Frauen verdienen nach wie vor oft weniger als Männer.
Bern - Gleicher Lohn für gleiche ... mehr lesen
Zürich - Frauen werden laut Avenir ... mehr lesen
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit ist heute Realität. (Archivbild)
Die Unternehmen sollen ihre Löhne überprüfen.
Bern - Die SP Schweiz pocht einmal mehr auf die Umsetzung der Lohngleichheit. Die Partei möchte, dass die 16 grössten Schweizer Firmen zusammen mit einem Kontrollgremium freiwillig eine Lohnanalyse ... mehr lesen
Bern - Nachdem freiwillige Massnahmen der Wirtschaft nicht zu Lohngleichheit ... mehr lesen
Massnahmen gegen die Lohndiskriminierung von Frauen - regelmässig kontrollierte Lohnanalysen
Weitere Artikel im Zusammenhang
Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern sollen nicht länger hingenommen werden. (Symbolbild)
Bern - Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) will Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern nicht mehr länger hinnehmen. In einem offenen Brief fordert die ... mehr lesen
Gewinnmaximierung: Die Personalplanung hat immer zum Ziel, die Produktivität zu steigern und Kosten zu senken.
Gewinnmaximierung: Die Personalplanung hat ...
Publinews Gutes Personal ist schwer zu finden und wenn man es hat, sollte es so effektiv wie möglich eingesetzt werden. Die moderne Personalplanung mit digitaler Zeiterfassung macht das Planen und Organisieren in Unternehmen noch einfacher. mehr lesen  
Schweizerische Lohnstrukturerhebung (LSE) 2022  Im Jahr 2022 lag der Medianlohn für Vollzeitstellen in der Gesamtwirtschaft (privater und öffentlicher Sektor) bei 6788 Franken brutto pro Monat. Die Lohnpyramide blieb zwischen 2008 und 2022 ... mehr lesen
Männer bekommen im Schnitt immer noch viel mehr Gehalt, gerade in Positionen mit höherer Verantwortung.
Publinews Vom erfolgreichen Sportler zum visionären Unternehmer: Marvin Steinbergs Weg zur Zielerreichung mit der Reach Goals AG  Jeder von uns träumt. Wir träumen von einer besseren Zukunft, von persönlichem Wachstum, von Errungenschaften und unseren tiefsten Sehnsüchten. Ob es um unserer Karriere, die Verbesserung unserer Gesundheit, das Erlernen neuer Fähigkeiten oder einfach um das Streben nach Glück geht - wir alle haben Ziele, die uns antreiben, jeden Tag aufzustehen und vorwärts zu schreiten. mehr lesen  
Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Jugendarbeitslosigkeit um 12,9% zu.
Nach den aktuellen Daten des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) verzeichneten die Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) Ende Februar 2024 insgesamt ... mehr lesen  
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.wirtschaft.ch/ajax/top5.aspx?ID=1&col=COL_2_1
Titel Forum Teaser
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    grüezi Wie lasterhaft Mitleid mitunter sein kann, beweisen Sie doch gerade ... Mo, 26.12.16 20:05
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Vom Tode träumt ein negrophiles Schäfchen doch ständig. Wenn tausende Frauen in England ... Mi, 28.09.16 11:58
  • HentaiKamen aus Volketswil 1
    Kommt wieder Aber leider eine RIESEN Verlust für Leser wie mich die nicht mit dem ... Sa, 13.08.16 01:13
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    sogar nach dem Tode hat die Kassandra noch die grösste Schnauze... jaja, diese ... Fr, 12.08.16 16:30
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Wow, wie hat sich die gute Kubra gemausert! Ich danke auch Ihnen ganz persönlich für die vielen harten und ... Mi, 20.07.16 20:25
  • Pacino aus Brittnau 731
    Übrigens, wusstet ihr schon . . . . . . dass die Foren von AZ (Wanner), 20min. und Schweizer Fernsehen ... Mi, 29.06.16 15:20
  • PMPMPM aus Wilen SZ 235
    Und jetzt? Ist noch online...? Liebes news-Team, schade ist die Situation so, dass etwas aufhören ... Di, 28.06.16 22:43
  • kubra aus Berlin 3232
    Danke für die gelebte Pressefreiheit. Damit mein ich durchaus auch den ... Di, 28.06.16 16:09
Viele Start-ups in der Schweiz haben sich dem Umweltschutz verschrieben.
Green Investment Start-ups für die Nachhaltigkeit aus der Schweiz Kaum ein anderes Land in Europa ist beim ...
Der Erfolg einer Boutique steht und fällt mit der Leidenschaft und dem Engagement des Gründers.
Startup News Von der Idee zum Geschäft: Gründung und Eröffnung einer Boutique Der Traum von der eigenen Boutique - für viele Modefans und Geschäftsenthusiasten eine reizvolle Vorstellung. Doch hinter dem glamourösen ...
Jedes dritte KMU in Deutschland hat 2011-2013 Energie eingespart.
KMU-Magazin Research Energiewende ist im Mittelstand angekommen Die kleinen und mittleren Unternehmen sind auf ...
 
News
         
Die Zukunft des Druckens sieht eine Balance zwischen Qualität, Kosten und Umweltverträglichkeit vor.
Publinews In unserer digitalen Welt mag man meinen, die Bedeutung des Druckens hätte abgenommen. Doch in Wahrheit spielen gedruckte ... mehr lesen
Es gibt eine Fülle von bewährten Strategien zur Bewältigung von Arbeitsplatzstress.
Publinews Stress am Arbeitsplatz ist zu einer allgegenwärtigen Realität geworden, die viele von uns täglich erleben. Die ... mehr lesen
Bei einem Apéro darf auf keinen Fall eine Auswahl an kleinen Snacks und Fingerfood fehlen.
Publinews Ein Hauch von Eleganz und Raffinesse umweht die Kunst des Apero Rezepts. Tauchen Sie ein in die Welt der ... mehr lesen
Machen Sie das Beste aus Ihrem Geld.
Publinews Die Entscheidung zwischen einem Privatkredit und Leasing beeinflusst massgeblich die finanzielle Flexibilität und die langfristige ... mehr lesen
Im Endeffekt gilt immer: Das Verständnis der eigenen Anlageziele und das Risikoprofil ist entscheidend.
Publinews In der Welt der Kapitalanlagen symbolisieren Dividenden eine Quelle regelmässiger Einkünfte, die das Herz ... mehr lesen
Sich nach der Arbeit zu entspannen, bringt viele Vorteile für Ihr Privat- und Berufsleben mit sich.
Publinews Jede Arbeit ist mit stressigen Situationen verbunden, die Ihre Unruhe verstärken können. Einige dieser Situationen scheinen unvermeidlich ... mehr lesen
Besser dampfen als rauchen.
Publinews In einer Welt, in der die Gesundheitsrisiken des Tabakkonsums zunehmend ins Rampenlicht rücken, gewinnen ... mehr lesen
Ein entscheidender Vorteil von Budgetplanungssoftware liegt in ihrer Fähigkeit, viele manuelle Aufgaben zu automatisieren, um Zeit zu sparen.
Publinews Die Finanzverwaltung eines Unternehmens bildet das Fundament seines langfristigen Erfolgs. Von der ... mehr lesen
Skyline des europäischen Finanzzentrums London.
Publinews Das Jahr hat zwar gerade erst begonnen, doch schon heute kann in einigen Wirtschaftsbereichen mit einem besonders starken Wachstum gerechnet ... mehr lesen
Stellenmarkt.ch
Wirtschaft Marken
   Marke    Datum
25.03.2024
25.03.2024
25.03.2024
25.03.2024
TimeOut Gin Logo
25.03.2024
    Information zum Feld
Bitte geben Sie hier einen Markennamen ein wie z.B. 'Nespresso'
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Sa So
Zürich 1°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Basel 9°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig gewitterhaft wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 7°C 19°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Bern 3°C 18°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wolkig, aber kaum Regen
Luzern 1°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt
Genf 15°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
Lugano 6°C 10°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten