An neuen Herausforderungen mangelt es jedoch nicht - vor allem
in den USA, wo Siemens mit dem Börsengang eine Währung für Zukäufe
schaffen und den Bekanntheitsgrad in dem grössten Markt der Welt
steigern will. Das US-Geschäft hat im vergangenen Geschäftsjahr
rote Zahlen geschrieben, weshalb von Pierer die US-Präsenz von
Siemens «auf den Prüfstein legen will».
Offensive in den USA
Den Börsengang nimmt die Siemens AG zum Anlass, ihr US-
Engagement Einzelheiten zur «US-Business-Initiative» vorzustellen,
die von Pierer auf der Hauptversammlung im Februar beschrieben
hatte.
Oberstes Ziel ist es nach den Worten des Vorstandschefs, in den
USA effizienter zu arbeiten und die Ertragskraft zu steigern. Mit
rund 75 000 Mitarbeitern hatte der Konzern im Geschäftsjahr
1999/2000 (per Ende September) einen Umsatz von 16,2 Mrd. Euro in
den USA erzielt, aber einen Verlust von 113 Mio. Euro verbucht.
«Es ist jetzt an der Zeit, unsere Präsenz in den USA
grundsätzlich auf den Prüfstein zu legen», hatte von Pierer auf der
Hauptversammlung verkündet. Siemens wolle eine
bereichsübergreifende Betreuung der wichtigsten Kunden und
gemeinsame Dienstleistungen aufbauen.
Steigende Bedeutung des US-Marktes
Der amerikanische Markt wird für den Technologiekonzern immer
wichtiger. Der Anteil des in den USA erzielten Umsatzes an den
Gesamterlösen stieg in den letzten fünf Jahren von 12 auf 22
Prozent. Im letzten Geschäftsjahr war der Auftragseingang aus den
USA mit mehr als 19 Mrd. Euro erstmals grösser als aus Deutschland.
Trotz des allgemein schwachen Marktumfeldes für Technologiewerte
in den USA halten Experten den Zeitpunkt für ein Listing an der
Wall Street für den richtigen. «Siemens erhält dadurch eine
Akquisitionswährung - je schneller, desto besser», so ein Analyst.
Zukäufe in Sicht
Erst im Februar hatte Siemens den Kauf der US-Breitband-Firma
Efficient Networks für 1,5 Mrd. Dollar angekündigt, um seine Sparte
ICN zu verstärken. Analysten sehen aber weiter Nachholbedarf.
«Es wird schon länger darüber spekuliert, dass Siemens in den
USA mal was Grösseres zukauft, um die Sparte ICN richtig voran zu
bringen», sagte Theo Kitz, Analyst bei Merck, Finck & Co. Von
Pierer habe aber in der Vergangenheit bei Akquisitionen eher die
Stratgie «klein aber fein» verfolgt.
Verbessern muss Siemens nach Ansicht der Analysten auch seinen
Bekanntheitsgrad in den USA. «Im Vergleich zum Beispiel zu Nokia
ist Siemens in den USA recht unbekannt», sagte Kitz.
Deutsche Konzerne drängen an US-Börse
Siemens folgt mit seiner Notierung in den USA einer ganzen Reihe
von deutschen Unternehmen, die den Schritt über den grossen Teich
schon gewagt haben. Von den Schwergewichten sind die Allianz, BASF,
DaimlerChrysler, Deutsche Telekom, E.ON und SAP an der Wall Street
notiert. Die Deutsche Bank plant ihr Listing in New York für Herbst
diesen Jahres, Bayer noch in diesem Sommer.
(la/sda)
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