Bis Freitagabend seien 19 000 Eintrittskarten verlangt worden,
sagte SAir-Sprecher Jean-Claude Donzel zu entsprechenden Berichten
im «SonntagsBlick» und in «dimanche.ch». Er geht aber davon aus,
dass nicht alle kommen werden. «Wir rechnen mit rund 10 000
Aktionären.»
In den vergangenen Jahren seien vor Generalversammlungen jeweils
gegen 7000 Karten verlangt worden, teilgenommen hätten zwischen
3000 und 4000 Aktionäre. Den bislang grössten Andrang gab es laut
Donzel 1981, als die Swissair ihr 50-Jahr-Jubiläum feierte. Damals
waren 5000 Aktionäre gekommen. Laut Geschäftsbericht zählte die
SAirGroup per Ende 2000 rund 58 000 Aktionäre.
Logistische Probleme
Der erwartete Grossandrang stellt die SAirGroup vor logistische
Probleme. Im Hangar III, wo die Generalversammlung abgehalten wird,
gibt es 7300 Sitzplätze. Weitere 2500 Plätze werden im Hangar II
eingerichtet, wo das Geschehen auf einer Grossleinwand übertragen
wird.
Donzel befürchtet ein Verkehrschaos und empfiehlt den
Teilnehmerinnen und Teilnehmern, mit öffentlichen Verkehrsmitteln
anzureisen. Engpässe zeichnen sich auch beim Zutritt ab: Die Türen
öffnen um 14 Uhr, die Generalversammlung soll um 15 Uhr beginnen.
Auf das übliche Buffet im Anschluss an die Veranstaltung wird in
diesem Jahr wegen des Grossandrangs verzichtet. Statt dessen
erhalten die Aktionäre eine Lunch-Box mit Sandwich, Früchten und
Mineralwasser.
Neue Enthüllungen
Der Konflikt um Lohnzahlungen und Abgangsentschädigungen dauerte
am Wochenende an. Laut «SonntagsZeitung» soll die gesamte
Konzernleitung letztes Jahr noch einen Fünfjahresvertrag erhalten
haben. SAir-Sprecher Donzel wollte dies nicht kommentieren: «Das
Thema ist an der Generalversammlung traktandiert, vorher sagen wir
nichts.»
Gemäss «SonntagsZeitung» waren die Verträge im vergangenen Juli
vom damaligen SAir-Präsident Eric Honegger und den beiden anderen
Mitgliedern der Kompensationskommission im Verwaltungsrat, Gaudenz
Staehlin und Thomas Schmidheiny, unterschrieben worden.
«Den Fünfer und das Weggli»
Auch Honegger selber hatte einen Fünfjahresvertrag erhalten, und
beharrt auf dessen Erfüllung, was heftige Kritik provoziert. «Mir
ist das höchst zuwider», sagte etwa SAirGroup-Ehrenpräsident Armin
Baltensweiler in einem Interview mit der «SonntagsZeitung».
Baltensweiler war bis April 1992 Verwaltungsratspräsident, davor
war er Konzernchef.
Honegger wolle «den Fünfer und das Weggli», sagte Peter
Siegenthaler, Direktor der Eidgenössischen Finanzverwaltung im
«SonntagsBlick». «Es ist klar, dass mit einer solchen Funktion auch
ein Risiko verbunden ist - die Entschädigung für den Job war
entsprechend hoch.» Aber eine vollständige Absicherug für das
Scheitern könne es nicht geben.
Bund will keinen VR-Sitz
Siegenthaler räumte ein, dass die SAir-Aktien für den Bund, der
rund 3 Prozent hält, ein schlechtes Geschäft waren. Man habe auch
schon daran gedacht, das ganze Aktienpaket zu verkaufen. Dies hätte
aber als «Rückenschuss gegen die Swissair» verstanden werden
können.
Für Siegenthaler ist es ausgeschlossen, dass der Bund im neuen
Verwaltungsrat wieder vertreten sein wird: «Das ganze Airline-
Business befindet sich in einem Liberalisierungsprozess, und mit
der Revision des Luftfahrtgesetzes wurde der Einfluss der
öffentlichen Hand klar abgebaut.»
(kil/sda)