Neues 'Atlantis' vor Miami

Wiedererschaffen will sie ein Bauunternehmer als eine Art Stadt der Toten; einen Unterwasserfriedhof aus Beton und menschlicher Asche, der zur Attraktion von Freizeitsportlern und Forschern werden soll. Geplanter Baubeginn ist im September, für die Fertigstellung rechnet Gary Levine mit drei bis sieben Jahren.

Die Stadt der Toten soll fünf Kilometer entfernt von Key Biscayne entstehen, der durch Brücken mit Miami verbundenen Wohninsel. Das Areal mit einem Durchmesser von 183 Metern wird zwölf Meter unter der Wasseroberfläche auf sandigem Boden errichtet.

Asche im Beton

Finanzieren will es Levines Unternehmen "After Life Services" unter anderem mit seinem ungewöhnlichen Baumaterial: Wer sich nach seinem Ableben im neuen Atlantis wiederfinden möchte, muss mindestens 2500 Dollar bezahlen, um seine Asche unter den Beton mischen zu lassen.

Für eine Million Dollar kann man sich mit einer handgefertigten Statue verewigen lassen. Mindestens 21 000 Tote könnten nach den Vorstellungen Levines auf diese Weise ihre letzte Ruhestätte unter Wasser finden.

"Leben aus dem Tod"

Besonders stolz ist Levine auf seine Idee, den Unterwasserfriedhof so anzulegen, dass er als Fundament für neue Korallenriffe dient: "Wir schaffen Leben aus dem Tod." Auf diese Weise könnte sein "Atlantis Memorial Riff" eines Tages "hervorragende Möglichkeiten" zur Forschung bieten.

"Universitäten und an ökologischen Aspekten interessierte Organisationen werden eingeladen, am Projekt teilzunehmen. Sie werden einen eigenen Bereich erhalten, um Unterwasser-Forschung zu betreiben", wirbt "After Life Services" auf seiner Internet-Seite.

Grünes Licht

Miamis Baubehörde hat bereits ihre Zustimmung zu dem Projekt signalisiert. Levine muss nur noch nachweisen, dass die Konstruktion absolut "wetterfest" ist und auch einem Hurrikan standhält.

Reine Formalität, versichert er. Er glaubt an seinen Unterwasser-Gedenkpark, ist davon überzeugt, dass er eines Tages zu einem der beliebtesten Tauchorte der Welt avanciert. Sollte der Visionär Recht behalten, will er ähnliche Projekte auch in Australien, Polynesien und Griechenland in Angriff nehmen.

Erster Fan

Zumindest einen Fan hat Levine bereits. Sasha Boulanger, die Besitzerin eines örtlichen Tauchladens, gerät bei der Aussicht auf das "einzigartigste künstliche Riff der Welt" sofort ins Schwärmen: "Das wird super sein, dort zu tauchen. Ich bin schon ganz aus dem Häuschen."

Sie lässt sich auch nicht von dem etwas makabren Gedanken abschrecken, dass es sich um eine Art Unterwasserfriedhof handelt. Sie stutzt, dann zuckt sie mit den Schultern: "Die Asche befindet sich ja in den Betonblöcken. Das ist doch nicht so, als würden dort verwesende Leichenteile herumschwimmen."

(bsk/afp)