Nationalbank senkt Leitzins um weitere 0,5 Prozentpunkte

publiziert: Donnerstag, 11. Dez 2008 / 09:39 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 11. Dez 2008 / 13:13 Uhr

Zürich - Banken können bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) fast gratis Geld ausleihen: Im Kampf gegen die Wirtschaftskrise senkt sie den Leitzins erneut um einen halben Prozentpunkt, rechnet für 2009 aber dennoch mit einer Rezession.

Es ist die vierte Zinssenkung innert zweier Monate.
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Die Folgen der Finanzkrise und die abkühlende Konjunktur auf den wichtigen Auslandmärkten würden die Schweizer Wirtschaft mit «voller Wucht» treffen. Das Bruttoinlandprodukt werde 2009 um 0,5 bis 1 Prozent schrumpfen, prognostizierte SNB-Präsident Jean-Pierre Roth am Donnerstag an einer Medienkonferenz in Zürich.

Die Wirtschaftsleistung werde nicht nur in den ersten beiden Quartalen, sondern im ganzen Jahr abnehmen. Damit dürfte die Rezession härter ausfallen als die letzte von 2003/04.

Beispielloser Rythmus

Um den Geldkreislauf zu stützen, senkte die Nationalbank ihren Leitzins zum vierten Mal innerhalb von rund zwei Monaten. Der Abschlag beträg insgesamt historische 2,25 Prozentpunkte.

Das Zinszielband für den massgebenden Dreimonatslibor lautet neu auf 0 bis 1 Prozent. Die SNB will «alles dran setzen», den Zins, den die Banken untereinander für ungedeckte Kredite verrechnen, in die Mitte bei 0,5 Prozent zu bringen.

Am Mittwoch notierte der Dreimonatslibor bei 1,13 Prozent und damit noch über dem bisherigen Zielwert von 1,0 Prozent. Die Nationalbank steuert ihn via kurzfristige Repo-Geschäfte, deren Zinsen liegen derzeit aber bereits bei bloss 0,05 Prozent. Daher bezweifeln Ökonomen, ob der Zielwert schnell erreicht werden kann.

Weiterer Handlungsspielraum

Ihr Pulver sehen die Währungshüter noch nicht verschossen: Sollte es die Situation erfordern, wird die SNB erneut Massnahmen ergreifen, wie es hiess.

«2003 waren wir mit einem Zinswert von 0,25 Prozent noch tiefer», rief Roth in Erinnerung. Die SNB könne beispielsweise auch die Fristigkeit der Geldmarkt-Geschäfte verlängern oder auf anderen Märkten als dem Geldmarkt intervenieren.

Die SNB will den Franken-Geldmarkt weiterhin «grosszügig und flexibel» mit Liquidität versorgen. Bei niedrigeren Leitzinsen werden Kredite für Konsumenten und Firmen billiger, aber auch die Zinsen auf Spareinlagen dürften sinken.

Weniger Teuerung, mehr Arbeitslose

Die Zinssenkung wird dadurch begünstigt, dass die Teuerung wegen der zusammengebrochenen Ölpreise und der Konjunkturabkühlung markant abgenommen hat: Die SNB rechnet 2009 noch mit einer Jahresteuerung von 0,9 Prozent (bisherige Prognose: 1,9 Prozent).

Im Jahr 2010 werde der Preisauftrieb sogar bloss noch 0,5 (1,3) Prozent betragen. «Die Inflationsrisiken haben sich seit der letzten Lagebeurteilung der SNB am 18. September aufgelöst», sagte Roth.

Zunehmen dürfte dagegen die Arbeitslosigkeit, und zwar innerhalb eines Jahres auf 3,5 bis 4,0 Prozent von 2,7 Prozent im November. Entscheidend für die Entwicklung sei der Konsum. Roth äusserte sich dennoch skeptisch zu Steuersenkungen und Konjunkturprogrammen: «Geldpolitik zeigt mehr Wirkung als Fiskalpolitik.»

(fest/sda)

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