Medien: Nennung des Namens mit mehr Vorsicht

publiziert: Freitag, 28. Mrz 2003 / 15:41 Uhr / aktualisiert: Freitag, 28. Mrz 2003 / 16:50 Uhr

Interlaken - Die Medien hätten den Namen des Berner Frauenmörders Mischa Ebner nach dessen Verhaftung nicht nennen sollen. Die bloss relative Bekanntheit des Waffenläufers rechtfertige eine Identifikation nicht, meint der Presserat.

Mischa Ebner beim Schaffhauser Herbstlauf 2001 und das Robotbild, mit dem der Frauenmörder von Bern gesucht wurde.
Mischa Ebner beim Schaffhauser Herbstlauf 2001 und das Robotbild, mit dem der Frauenmörder von Bern gesucht wurde.
Die Schwere eines Verbrechens allein sei kein genügendes Kriterium für eine namentliche Berichterstattung, schreibt der Presserat in seinem Entscheid. Die Medien hätten sich besser auf die Nennung der Initialen beschränkt.

Der Presserat hat den Fall von sich aus aufgegriffen. Aufgrund der Kontroverse in den Medien entschloss sich das Gremium im Herbst 2002, eine grundsätzliche Stellungnahme zur Namensnennung auszuarbeiten. Trotz der speziellen Komplexität der Frage fand der Presserat letztlich eine eindeutige Antwort: Im Zweifel keinen Namen.

Die Polizei hatte nach der Verhaftung den Namen bekannt gegeben. Von einigen Medien wurde er daraufhin publiziert. Die Schweizerische Depeschenagentur (sda) dagegen hat gemäss den Richtlinien des Presserates über den Fall Mischa Ebner berichtet. Sie hat den Namen erst genannt, nachdem Mischa Ebner mit einem Interview in der Zeitschrift Sport-Magazin selber an die Öffentlichkeit gegangen ist.

Die sda sieht ihre langjährige Praxis der zurückhaltenden Namensnennung bei der Berichterstattung über Straf- und Kriminalfälle mit dem Urteil des Presserates bestätigt.

Der Berner Frauenmörder Mischa Ebner war am 20. August 2002 verhaftet worden. Er gestand den Mord an einer Frau in Niederwangen BE und einen Tötungsversuch in Bern-Bümpliz. Daneben war der gelernte Koch und bekannte Waffenläufer laut Justiz für rund 30 weitere Delikte verantwortlich, darunter drei weitere Überfälle auf junge Frauen in den Kantonen Bern und Aargau.

Ebner erhängte sich Ende November 2002 im Regionalgefängnis Thun mit einem Leintuch. Er hatte bereits im September einen Suizidversuch unternommen.

(bert/sda)

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