Fleischkonsum

Konsumenten überschätzen Schweizer Tierhaltung

publiziert: Dienstag, 19. Nov 2013 / 15:51 Uhr
So sieht die Werbung und somit viele Konsumenten die Tierhaltung in der Schweiz: Falsch, sagen Tierschützer.
So sieht die Werbung und somit viele Konsumenten die Tierhaltung in der Schweiz: Falsch, sagen Tierschützer.

Zürich - Das Vertrauen in die heimische Fleischproduktion ist in den letzten Jahren wieder stark gestiegen - für den Schweizer Tierschutz (STS) zu stark. Verschiedene Signete suggerierten tierfreundliche Haltung, obwohl sie nur Mindeststandard garantierten, kritisiert der STS.

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Mehrmals pro Woche klingelt beim STS das Telefon, weil Tierfreunde vermeintliche Quälereien in der Landwirtschaft melden wollen, etwa Rinder auf Gummiböden und Schweineställe ohne Einstreu. «Wir müssen den Leuten dann sagen, dass die Tierschutzverordnung diese Haltungsformen immer noch zulässt», sagte STS-Geschäftsführer Hans-Ulrich Huber am Dienstag in Zürich vor den Medien.

Meist seien die Anrufer enttäuscht. «Die meisten stellen sich die Tierhaltung in der Schweiz zu gut vor», sagte Huber weiter. Das liege nicht zuletzt an Signeten wie «Suisse Garantie» und «QM-Schweizer Fleisch», die mit glücklichen Tieren auf saftigen Weiden werben würden. «Dabei garantieren sie nur die gesetzlichen Mindeststandards, die leider keineswegs artgerecht sind.»

«Suisse Garantie» ist eine Herkunftsbezeichnung, die lediglich garantiert, dass die Schweizer Tierschutzverordnung eingehalten wurde. «QM-Schweizer Fleisch» bedeutet, dass die Bauern Qualitätsmanagement betreiben, also etwa die verabreichten Medikamente in einem Journal festhalten. Gemäss STS ist dies aber «sowieso vorgeschrieben», das Signet deshalb «nicht viel wert».

Langeweile auf Spaltenböden

Eine repräsentative Umfrage des STS zeigt, wie sehr sich Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten bei der Schlachttierhaltung irren: 88 Prozent der über 1000 Befragten waren überzeugt, dass Einstreu bei Mastrindern obligatorisch ist.

81 Prozent waren zudem der Meinung, dass alle Tiere an die frische Luft dürfen. «Leider ist das in der Schweizer Mastrindhaltung keineswegs Standard», sagte Huber weiter. Rund 110'000 Rinder würden auf Spaltenböden und ohne Auslauf gehalten.

Falsch informiert sind viele auch beim Thema Schweinemast: 83 Prozent der Befragten waren überzeugt, dass Schweine auf Stroh gehalten werden müssen. 77 Prozent meinten zudem, dass alle Schweine Auslauf haben.

Für 1,1 Millionen Tiere ist der Alltag jedoch einiges langweiliger. Sie verbringen ihn ohne Einstreu auf Spaltenböden und können nie an die frische Luft.

Die Signete «Suisse Garantie» und «QM-Schweizer Fleisch» und deren Werbung seien irreführend, kritisiert der Tierschutz. Er fordert, dass die Produzenten realitätsnaher informieren, wie es auf den Betrieben wirklich aussieht. Der STS will zudem ans Bundesamt für Veterinärwesen gelangen, damit dieses die Bevölkerung besser über die geltende Tierschutzverordnung informiert.

Vom guten Ruf profitieren alle

Was den STS besonders ärgert: Vom guten Ruf des Schweizer Fleisches profitieren alle Hersteller - auch jene, die für ihre Tiere nur das Mindeste machen.

«Suisse Garantie» und «QM-Schweizer Fleisch» seien Trittbrettfahrer von echten Tierwohl-Labels wie etwa der Bioknospe, Coop Naturafarm oder Migros Weide-Beef. Dabei kämen diese Produzenten nicht ansatzweise an eine artgerechte Haltung heran, auch wenn sie die Gesetze einhalten würden, sagte Huber.

Konsumenten in der Pflicht

Den Vorwurf, dass ein Signet wie «Suisse Garantie» gute Tierhaltung suggeriere, streitet die Branchenvereinigung Agro-Marketing Suisse in einer Mitteilung ab. Es handle sich um ein Herkunftszeichen und stehe nicht für eine bestimmte Tierhaltungs- oder Produktionsart.

Dasselbe gelte für «QM-Schweizer Fleisch», das nur die Einhaltung der Bestimmungen sicherstelle. Auch hier werde nichts suggeriert. Zur Verteidigung der Bauern fügt Agro-Marketing Suisse an, dass viele Betriebe grosses Interesse daran hätten, an Labelprogrammen mit höheren Anforderungen mitzuwirken.

Die Realität zeige aber, dass etwa beim Rindvieh nur 40 Prozent unter einem Label und damit zu besseren Preisen vermarktet werden könnten. Es liege in der Verantwortung der Konsumenten, diesen Anteil zu vergrössern.

 

(fest/sda)

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