Kein Quark: Innovativ und erfolgreich mit Joghurt und Frischkäse

Bevor Isidor Kunz, Initiant und selber Landwirt in der Nähe von Hergiswil am Napf die Erfolgsgeschichte der Napfmilch AG schilderte, gab es am «venture apéro» in Zug zum Einstieg eine Joghurt-Degustation – denn Joghurt mit innovativen Geschmacksnoten wie Orangenminze- oder Zitronenmelisse-Jogurt gehört zu den Paradeprodukten des 1997 gegründeten Unternehmens.

Wertschöpfung selber kontrollieren

Die Grundidee hinter der Napfmilch AG fasste Isidor Kunz so zusammen: Wir wollten unsere qualitativ hoch stehenden Produkte nicht einfach an auswärtige, grosse Vermarkter – die Milch an Emmi, die Kräuter an Ricola – abliefern, sondern selber über die Wertschöpfung bei der weitere Verwertung bestimmen.

«Wir» ist dabei, zumindest für den Anfang, etwas viel gesagt: An der ersten Informationsversammlung war Kunz einer der wenigen, die auch an den Erfolg geglaubt haben. Dass die Idee dennoch ihren Weg machte, führt Kunz einerseits auf sein zentrales Motto zurück: «nicht aufgeben». Und dann auch darauf, dass er Unterstützung bei kompetenten, von seinen Berufskollegen anerkannten Fachleuten holte.

200 Aktionäre brachten 700'000 Franken

Im April 1998 wurde die NapfMilch AG dann gegründet, mit rund 200 Aktionären und einem Aktienkapital von 715'000 Franken und dem Ziel gegründet, im Juni 1999 nahm sie die Produktion mit einer Infrastruktur auf, welche die Produktion qualitativ hochwertiger Milchprodukte ermöglicht. Inzwischen werden rund 2,5 Millionen Kilogramm Milch verarbeitet, davon sind 70 Prozent Biomilch.

Identifikation mit einer Region

Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die regionale Verankerung, die bei der Unternehmensstrategie eine entscheidende Rolle spielt. Isidor Kunz sagt es ganz kategorisch: «Diese Region ist nur überlebensfähig, wenn sie etwas Eigenes hervorbringt.» Die Napfmilch – schon der Name sagt es – setzt auf Konsumenten, für die die Nachvollziehbarkeit der Herkunft bei der Kaufentscheidung eine zunehmend wichtige Rolle spielt. Und zwar gilt das nicht nur in der Region selber: Ein grosser Teil der Produkte wird in anderen Landesteilen über Grossverteiler abgesetzt.

Zur regionalen Identifikation gehören auch Querverbindungen zu andere Bereichen wie etwa dem «sanften Tourismus»: Neben den klassischen Besichtigungen gehören dazu auch Aktivitäten wie das im Napfgebiet legendäre Goldwaschen, Lamatrekking und Wandern ein Agrar-Parcours oder auch eine spektakuläre «Bauernolympiade».

Bestandteil der Strategie ist auch ein innovatives Marketingkonzept, bei dem die beteiligten Bauern und Aktionäre aktiv an jährlich rund 200 Degustationstagen in der ganzen Schweiz mitwirken. Auch hier musste Kunz anfängliche Skepsis überwinden – und auch das tat er mit einem schlagenden Argument: «Wer als Bauer eine Kuh verkaufen kann, wird wohl auch einen Käse verkaufen können.»

Im Zentrum die Produkte

Kernstück des Erfolgs sind jedoch die Produkte. «Qualität ist selbstverständlich», sagt Kunz, «sie genügt allein aber nicht, es braucht auch innovative Produkte». Während sich die Kräuterjoghurts – die Kräuter stammen ebenfalls von einer Bauernorganisation aus dem Napfgebiet – nicht durchgesetzt haben ist der Kräuterkäse inzwischen zu einem der grossen Erfolge geworden. Und für ihren Frischkäse hat sich die Napfmilch dieses Jahr auch einen ersten Preis geholt.

Innovativ auch bei den Verpackungen

Innovativ sind auch die Verpackungen, mit denen Napfmilch immer wieder von sich reden macht: So hat sie einen eigenen Milch-Stehbeutel entwickelt, der sich selber verschliesst, beim Eingiessen nicht kleckert und auch ökologisch vorteilhaft ist. Und der Biofrischkäse wird bei Coop in einem attraktiven Frischkäsebecher angeboten.

Weil inzwischen 40 Produkte zum Sortiment gehören, musste bereits auch der Betrieb vergrössert werden. Das ist eine erfreuliche Bilanz – wenn wir bedenken, dass vor acht Jahren nur wenige der Napfmilch AG eine Chance gegeben hätten!

(ps/sda)