Kein Kompromiss im Gasstreit

Der weissrussische Vize-Ministerpräsident Wladimir Semaschko sei zu Gesprächen nach Moskau gereist, sagte ein Unternehmenssprecher der Nachrichtenagentur Reuters. Gazprom bekundete sein Bemühen, den Streit in letzter Minute zu schlichten. Die Regierung in Minsk äusserte sich optimistisch.

Am Samstagabend hatte Semaschko in Minsk erklärt, man habe sich auf einen Preis von 100 Dollar für 1000 Kubikmeter russisches Gas geeinigt. Weissrussland werde die Hälfte seiner staatlichen Gastransportfirma Beltransgas für 2,5 Mrd. Dollar an Gazprom abtreten.

Dagegen sagte Gazprom-Sprecher Sergej Kuprijanow in Moskau, dies sei die weissrussische Verhandlungsposition, aber nicht von beiden Seiten vereinbart. «Ohne einen Vertrag können wir kein Gas liefern», sagte er.

Per Fax kommuniziert

Nun sagte Kuprijanow, das Unternehmen tue sein Bestes, um alle notwendigen Dokumente in der verbliebenen Zeit bis Neujahr zu unterzeichnen. Bislang hatten die zwei Parteien per Fax miteinander kommuniziert. Beobachtern zufolge deutete daher die Reise Semaschkos nach Moskau auf die tatsächliche Chance einer Einigung hin.

Der weissrussische Energieminister Alexander Oserets bestätigte diese Interpretation. Er beharrte zugleich darauf, dass sein Land die Stromversorgung der Pumpstationen an der Pipeline nach Westeuropa unterbrechen werde, wenn es keine Einigung geben sollte. Dann könnte Gazprom kein Gas mehr durch die Leitung in den Westen exportieren.

Rund 20 Prozent der russischen Lieferungen für Westeuropa fliessen über weissrussische Leitungen. Die Schweizer Erdgas-Wirtschaft befürchtet keine spürbaren Auswirkungen auf die Erdgas-Versorgung der Schweiz, wie der Verband der Schweizerischen Gasindustrie am Samstag mitteilte.

(rr/sda)