Jede vierte Kooperation endet im Streit
Laut einer Untersuchung von KPMG sind 26 Prozent der befragten Schweizer Unternehmen mit Kooperationen in der Gegenwart oder Vergangenheit in Rechtsstreitigkeiten verwickelt. Die Hauptgründe liegen in internationalen Verflechtungen, grösserem finanziellem Umfang und Unternehmenstrukturen.
Hauptmotive für kooperatives Handeln
Sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene stehen Kooperationen in den Bereichen Absatz und Vertrieb, Beschaffung und Produktion im Vordergrund. Hauptmotive für kooperatives Handeln sind Kostenersparnisse, Know-how-Transfer, Effizienzsteigerungen und die Nutzung von Synergieeffekten. Hinsichtlich der rechtlichen Ausgestaltung von Kooperationsverhältnissen werden von den befragten Unternehmen vertragliche Kooperationen gegenüber Equity Joint Ventures bevorzugt. Die augenfällige Präferenz hat ihre Ursache in der nach Ansicht der befragten Unternehmen grösseren gestalterischen Flexibilität und der einfacheren Aufhebungsmöglichkeit der vertraglichen Kooperationsform. Demgegenüber werden Equity Joint Ventures vor allem bei grossen, kapitalintensiven Projekten bevorzugt.
Macht, Profit und Notausgang
In den Diskussionen um die inhaltliche Ausgestaltung von Kooperationsverhältnissen stehen bei den betroffenen Parteien offenbar die Gestaltungsmacht, die möglichen Ausstiegsszenarien und die Aufteilung der Profite im Zentrum.
Nicht selten enden Kooperationen in Rechtsstreitigkeiten, weshalb auch die Mitbestimmungs- und Aufhebungsmöglichkeiten wichtige Punkte in den jeweiligen Vertragsverhandlungen darstellen. 26 Prozent der befragten Unternehmen geben an, mit Kooperationspartnern in der Gegenwart oder Vergangenheit in Rechtsstreitigkeiten verwickelt (gewesen) zu sein, wobei es mehrheitlich grössere Unternehmen mit internationaler Verflechtung sind, die sich im Lauf einer Zusammenarbeit uneinig werden. «Gründe für eine Häufung von Rechtsfällen in grösseren Unternehmen liegen einerseits in der stärkeren internationalen Verflechtung, dem grösseren finanziellen Umfang der Kooperationen und der Strukturierung von Grossunternehmen mit eigenen Rechtsabteilungen», sagt Daniel Lengauer, Partner, Rechtsanwalt und Leiter KPMG Legal in der Schweiz.
Vorsicht in neuen Märkten und Kulturen
Kooperationen mit Unternehmen in Ländern und Regionen wie China, Indien und Osteuropa bieten ein fast unerschöpfliches Potenzial an Geschäftsmöglichkeiten. Es ist jedoch auch unumgänglich, die jeweiligen lokalen Rahmenordnungen, Marktverhältnisse und Kulturunterschiede in der Ausgestaltung von Kooperationsverträgen zu berücksichtigen. Im Hinblick auf China wurde anlässlich der Befragung beispielsweise eine gewisse Zurückhaltung gegenüber Equity Joint Ventures geäussert, da Unsicherheiten in Bezug auf die Kontrolle des Unternehmens sowie den Schutz von Immaterialgüterrechten wahrgenommen werden.
«Es kann in China vorkommen, dass Partner einer Kooperation Technologien und Wissen kopieren und die Rechte zum Aufbau eines Konkurrenzunternehmens nutzen», sagt Daniel Lengauer. Reine Vertragsbeziehungen sind hingegen sehr aufwändig in den Verhandlungen, was eine Erklärung dafür sein kann, dass es in China trotz der beschriebenen Unsicherheiten mehr Equity Joint Ventures gibt als rein vertragliche Kooperationen.
Zur Studie
KPMG Legal hat in der vorliegenden Studie 224 Schweizer Unternehmen zu den Kriterien, den Entscheidungsmechanismen, der Wahl der Kooperationsform und zu den Gründen aufkommender Rechtsstreitigkeiten befragt. Gesprächspartner waren jeweils CEO, CFO und Legal Counsels.
(sm)
für Geschäftsleitung und Verwaltungsrat von Unternehmen mit 10 - 250 Beschäftigten.
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