Innovationsfähigkeit in Gefahr
Das Innovationsmanagement vieler deutscher Unternehmen ist mangelhaft. Zwar haben die Verantwortlichen in den Firmen erkannt, dass Innovationsfähigkeit ein zentraler Faktor für die erfolgreiche Entwicklung ihres Geschäfts ist, in der tatsächlichen Umsetzung klaffen Anspruch und Wirklichkeit jedoch weit auseinander.
HR als erster Gestalter
«Das Personalmanagement sollte eine zentrale Rolle im Innovationsprozess einnehmen», sagt Dr. Frank Dievernich, Projektleiter der Studie und Experte für Management Diagnostics und Development bei Kienbaum. Der Grund: Das Human Resource Management ist für vielfältige innovationsrelevante Prozesse verantwortlich – für die Rekrutierung neuer Mitarbeiter ebenso wie für deren Bindung und Entwicklung. «In diesen und vielen weiteren Feldern sollte die HR-Abteilung erster Gestalter sein, um das Streben nach Innovationen in der Organisation zu verankern», sagt Dievernich. Denn das Personalmanagement sei die erste Anlaufstelle, wenn es darum geht, das grundlegendste Produktionsmittel des Unternehmens zu sichern: den Menschen.
Ideen werden zu wenig genutzt
Neben der strategischen Einbindung des Personalmanagements spielen die Auswahl und insbesondere die richtige Kombination der einzelnen Massnahmen eine entscheidende Rolle zur Steigerung der Innovationsfähigkeit. Bei der Wahl ihrer Instrumente sind die Unternehmen wenig innovativ: Neben variablen Vergütungssystemen (82 Prozent) herrschen klassische Instrumente der Mitarbeiterentwicklung wie die Entwicklung der Führungskräfte (82 Prozent), Mitarbeiterbefragung (65 Prozent) und Mitarbeiterfeedback (64 Prozent) vor. Partizipation wird hingegen nicht gefördert: Instrumente wie entscheidungsautonome Teams, partizipative Führung und Qualifikationsvielfalt sind kaum bekannt und implementiert. «Das zeigt, dass die Unternehmensführung nicht auf die Selbstorganisationskräfte der Mitarbeiter setzt, um Innovationen zu produzieren. Dadurch gehen viele wertvolle Ideen verloren», sagt Kienbaum-Manager Dievernich. Gleichzeitig geben allerdings mehr als zwei Drittel der Unternehmen an, dass es die Mitarbeiter sind, die mit ihren Ideen Innovationen entwickeln. Dass zudem der Schwerpunkt häufig auf einzelnen Massnahmen liegt anstatt diese als Teil einer globalen Innovationsstrategie zu begreifen, sei ebenfalls ein schwerwiegendes Innovationshemmnis, sagt Dievernich.
Kommunikationsbedingungen verbessern
Hauptgrund für die mangelhafte praktische Umsetzung der Massnahmen, um die Innovationsfähigkeit zu verbessern, sind restriktive Rahmenbedingungen der Organisationsstruktur. Sie hemmen eigeninitiatives Handeln und zementieren die traditionellen Strukturen. Dies gilt insbesondere für grosse Unternehmen, während der Mittelstand tendenziell innovationsfreudiger ist. «In kleinen und mittleren Unternehmen gelangen Ideen einfacher zu den Verantwortlichen, weil direkt kommuniziert wird und die Entscheidungswege transparent und kürzer sind», sagt Projektleiter Dievernich. Grosse Konzerne verfügen zwar über eine umfassende Ressourcenausstattung für die Generierung von Innovationsfähigkeit, doch die Gefahr von Sickerverlusten ist gross. «Deshalb sollten Grossunternehmen Kommunikationsbedingungen schaffen, die Mitarbeiter mittels direkter Kommunikation einbinden», sagt Dievernich.
(eb/KMU Magazin)
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