Holding-Boom in der Schweiz

Gegenüber dem Jahr 2000 nahmen damit die Holdinggründungen um über 75 Prozent zu, wie die Wirtschaftsauskunftei Dun & Bradstreet (D&B) in ihrer Spezialstudie vermeldet. Doch wer ist für den Gründungsboom bei den Holdinggesellschaften verantwortlich? Nutzen vorwiegend Ausländer dieses von der EU angeprangerte «Steuerschlupfloch» oder sind die Schweizer genauso eifrige «Holdinggründer» wie ihre europäischen Nachbarn?

Wenig Ausländer

Die Holdinggesellschaften schiessen in der Schweiz wie Pilze aus dem Boden. Auch im neuen Jahr. In den ersten zwei Monaten diesen Jahres wurden bereits 323 Holdings gegründet; 19,7 Prozent mehr als im Januar und Februar des Rekordjahrs 2007. Einen besonders guten Nährboden scheinen die Kantone Zug, Schwyz und Obwalden zu bieten. Im Vergleich der Jahre 2000 und 2007 verdoppelte sich in diesen Kantonen die Zahl der neu gegründeten Holdinggesellschaften. Im Kanton Obwalden wurden 2007 gar zehnmal mehr Holdings gegründet als noch zur Jahrtausendwende. Doch – und dies erstaunt – wdie Schweizer nutzen die steuerlichen Vorteile einer Holding (noch) häufiger als ihre europäischen Nachbarn. Denn nur gerade hinter jeder vierten Holdinggründung stand 2007 ein Ausländer.

Innerschweiz vorne

Gründen Schweizer oder Ausländer eine Holding, so stehen die Kantone Zug, Schwyz – und seit zwei Jahren auch Obwalden – ganz oben auf der Wunschliste. Jede vierte Holdinggründung erfolgt in Zug, jede zwanzigste in Schwyz und jede dreissigste in Obwalden. Während Zug weit über die Schweizer Grenzen hinaus als attraktives Firmendomizil für Holdings bekannt ist, gilt der Kanton Obwalden im Ausland noch als Insidertyp. Erst die vom Volk gutgeheissene Steuerrevision im Jahr 2005 katapultierte Obwalden in die Liga der europäischen Steuerparadiese. Und die Anziehungskraft der tiefen Steuern blieb nicht ohne Wirkung. Schon im ersten Jahr verdreifachte sich die Zahl der neu gegründeten Holdinggesellschaften; 2007 waren es bereits fünf Mal mehr als noch vor dem Inkrafttreten der Steuerrevision.

Interesse bei Deutschen

Das von der EU angeprangerte «Steuerschlupfloch» der Schweizer Holdinggesellschaften wird zunehmend beliebter. Nicht nur bei den Schweizern, sondern auch bei den europäischen Nachbarn, allen voran den Deutschen. Die Zahl der ausländisch beherrschten Holdinggründungen hat sich in den vergangenen acht Jahren verdreifacht und einen Anteil von 27,1 Prozent erreicht. An vorderster Front stehen die Deutschen, die das Nationalitätenranking klar anführen. 2007 wurde jede zehnte Holding von einem Deutschen gegründet. Die Holländer, Franzosen und Italiener folgen mit deutlichem Abstand.

Weniger Italiener, mehr Franzosen

Das Interesse von italienischen Unternehmen, mit einer Schweizer Holding ihre Steuersituation zu optimieren, hat im vergangenen Jahr abgenommen. Anders sieht es bei den Franzosen aus. Trotz oder vielleicht gerade wegen dem Regierungswechsel gründeten 2007 erstmals seit drei Jahren wieder mehr Franzosen eine Holding in der Schweiz. Doch ans Holdingfieber der Deutschen kommen auch die Franzosen nicht heran. Seit 2003 haben die Holdinggründungen der Deutschen jedes Jahr um 40 bis 50 Prozent zugenommen. Und ein Abbruch des Holdingbooms ist bei den Deutschen momentan nicht in Sicht. Denn auch in den ersten zwei Monaten diesen Jahres sorgten sie für ein anhaltendes Gründungswachstum.

Deutsche wünschen Zug

Wenn Deutsche ihr Vermögen in einer Schweizer Holding parkieren, dann steht der Kanton Zug zuoberst auf ihrer Wunschliste. 2007 wurde jede zweite von Deutschen beherrschte Holding in Zug gegründet. Auch bei den Holländern, die immer häufiger mit einer in der Schweiz domizilierten Holding ihre Steuersituation optimieren, steht der Kanton Zug bei der Wahl des Holdingdomizils an erster Stelle. Die Franzosen und auch die Italiener suchen dagegen bei der Gründung einer Schweizer Holding die sprachliche und kulturelle Nähe. Franzosen gründen deshalb ihre Holding meistens in Genf oder in der Waadt, Italiener im Tessin.

4686 Millionen Franken

Wenn Schweizer und Ausländer eine Holding gründen, dann statten sie diese in der Regel mit einem relativ hohen Gesellschaftskapital aus. Die 2113 im vergangenen Jahr neu gegründeten Holdings hatten bei der Gründung eine Kapitalisierung von 4686 Millionen Franken. Doch das dürfte nur ein sehr geringer Teil des effektiv von den Holdings verwalteten Vermögens sein. Nach einer Hochrechnung der Wirtschaftsauskunftei Dun & Bradstreet (D&B) dürften – je nach Bewertung – die 20’520 per Ende Februar 2008 im Handelsregister registrierten Holdinggesellschaften Vermögenswerte in der Höhe von weit über 500 Milliarden Franken verwalten. Da Ausländer ihre Holding im Durchschnitt mit deutlich mehr Kapital ausstatten, schätzt D&B den Anteil der ausländischen Vermögenswerte bei den in der Schweiz domizilierten Holdinggesellschaften auf zirka 55 Prozent.

(cs)