Holcim tritt 85 Prozent an venezolanischen Staat ab

Auch über den Verkaufspreis sei man sich mit der venezolanischen Regierung grundsätzlich einig geworden, teilte Holcim am Dienstag mit. Der definitive Verkaufsvertrag werde aber erst in den kommenden Wochen nach Überprüfung der Bücher ausgearbeitet und unterzeichnet.

Zur Höhe der Entschädigung, welche Holcim für seine Niederlassung erhält, wurden keine Angaben gemacht. Auch der in venezolanischen Quellen genannte Verkaufspreis von 570 bis 600 Mio. Dollar kommentierte Holcim nicht. Ein solcher würde aber etwa dem von Branchenkennern berechneten tatsächlichen Wert der Gesellschaft entsprechen.

Investitionsschutzabkommen

Bei den Verhandlungen mit der venezolanischen Regierung konnte sich Holcim unter anderem auf ein Investitionsschutzabkommen stützen, welches zwischen der Schweiz und Venezuela besteht.

Holcim ist seit 1978 mit einer Niederlassung in Venezuela vertreten. Diese trägt mit rund 200 Mio. Dollar rund 1 Prozent zum Konzernumsatz bei. Holcim wird nach der Verstaatlichung der Zementindustrie einen Minderheitsanteil von 15 Prozent an seiner ehemaligen Tochtergesellschaft halten.

Cemex-Filiale besetzt

Um die Verstaatlichung einer Zementfabrik in Venezuela voranzutreiben, haben Truppen eine der vier Filialen des mexikanischen Unternehmens Cemex besetzt. Laut Medienberichten gab es dabei keine grösseren Zwischenfälle.

Das Unternehmen solle enteignet werden, nachdem die Frist zur Einigung über den zu zahlenden Entschädigungspreis abgelaufen sei, erklärte Energie- und Ölminister Rafael Ramírez am Montagabend (Ortszeit) in Caracas. Der Staat werde schon heute die Kontrolle über alle vier Cemex-Anlagen in Venezuela übernehmen.

Von Soldaten besetzt wurde vorerst nur die Cemex-Filiale in Maracaibo im westlichen Bundesland Zulia. Staatspräsident Hugo Chávez hatte die Nationalisierung der Zementindustrie im südamerikanischen Land im April angekündigt.

Mangel

Als Grund für die Verstaatlichung nannte Hugo Chávez den Mangel an Zement. Er warf den Unternehmen der Branche vor, aufgrund «neoliberaler Firmenprozesse» sich zu stark auf den Export auszurichten. Er wolle Häuser für die Armen bauen, und das sei nur mit einem Zement-Staatsunternehmen möglich, so Chávez.

(fest/sda)