Devisenhandel

Euro rasselt in die Tiefe

publiziert: Mittwoch, 6. Sep 2000 / 17:59 Uhr

Zürich - Der Euro legt auf seiner Talfahrt einen schnelleren Gang ein. Die Gemeinschaftswährung sank am Mittwoch auf ein neues Allzeittief. Derweil erreichte der Dollar auch gegenüber dem Franken einen Rekordwert.

Der Euro sackte am Mittwoch unter die Marke von 0,88 Dollar ab. Im Londoner Devisenhandel notierte der Euro zwischenzeitlich bei 0.8790 Dollar. Die Europäische Zentralbank bewertete den Euro mit 0.8818 Dollar. Das ist der niedrigsten Referenzkurs in der gut 20- monatigen Geschichte des Euro. Am Dienstag hatte die EZB noch Kurse von 0.8886 Dollar festgelegt.

Nun ist der Euro in einen gefährlichen Teufelskreis geraten. Das Wachstum in Euro-Land ist kräftiger geworden, die Zinsdifferenz zum Dollar-Raum schwindet und dennoch wertet die europäische Gemeinschaftswährung weiter ab.

Daran hat auch die jüngsten EZB-Leitzinserhöhung am vergangenen Donnerstag nichts geändert. Auch die neuesten überwiegend positiven Konjunkturdaten in Deutschland, der grössten Volkswirtschaft des Euro-Raums, konnten nicht beeindrucken.

Händlern zufolge waren Äusserungen des Bundeskanzlers für den jüngsten Kursverfall des Euro verantwortlich. Am Mittwoch hatte eine Regierungssprecherin von Bundeskanzler Gerhard Schröder mitgeteilt, der Kanzler sehe die Euro-Schwäche weiterhin nicht als besorgniserregend an.

Am Montag sagte Schröder, der schwache Euro sei auf Grund der höheren Auslandsumsätze eher Anlass zur Freude als zur Sorge. Händler sagten, die Äusserungen seien ein «Freibrief» für weitere Euro-Verkäufe.

Die EBZ kommentierte am Mittwoch Schröders Äusserungen nicht. Ein Sprecher betonte, die Aussagen von EZB-Präsident Wim Duisenberg von Anfang Mai seien weiter gültig. Duisenberg hatte damals den Bürgern in der Euro-Zone unter anderem gesagt, dass der Euro eine stabile Währung bleiben werde.

Der Euro sank auch gegenüber dem Schweizer Franken, wenn auch moderater. Die Gemeinschaftswährung war um 16.00 Uhr noch 1.5473 (1.5502) Franken wert. Die Deutsche Mark kostete 79.13 (79.27) Rappen, der Franc 23.61 (23.63) Rappen und 100 Lire waren unverändert für 8.00 Rappen zu haben.

Der Dollar machte sich auch gegenüber dem Schweizer Franken stark. Die US-Währung notierte um 16.00 Uhr bei 1,7630 Franken. Das ist der höchste Stand seit elf Jahren.

(sda)

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