Ist der Euro zum Dollar schwach, steht der Franken unter Aufwertungsdruck, was der exportorientierten Schweizer Wirtschaft wehtut.
Nicht so starke Abwehrfront
Kann die EU-Währung aber dem Dollar trotzen, so die Einschätzung von Schweizer Währungsexperten, wird das bewährte Spiel der Angleichung Euro/Franken fortgesetzt, bis zu einer später möglichen Verschmelzung. Wie auch immer, die Beziehung zwischen Franken und Euro werde eng und innig werden, sagen Experten voraus.
Eine so starke Ablehnungsfront gegen den Euro, wie etwa in Grossbritannien oder Dänemark, gibt es in der Schweiz nicht. Den Franken gegen den Euro einzutauschen könnten sich immerhin mehr als die Hälfte der Schweizer vorstellen, in der Westschweiz gar zwei Drittel.
Stabiles Verhältnis
Währungsexperten halten fest, dass der im Verhältnis zum Euro starke Franken nur geringfügig schwankt. Wie die "Neue Zürcher Zeitung" schreibt, sind Analysten der Schweizer Grossbanken der Ansicht, dass sich dies auch bei einer Festigung des Euro kaum ändern wird.
So sei etwa die Teuerung in der Schweiz geringer als im Euro-Raum, und Produktivitätssteigerungen der Schweizer Wirtschaft glichen die negativen Effekte der Franken-Aufwertung für die Exporte aus. Andere gehen allerdings davon aus, dass der Franken tendenziell überbewertet zum Euro sei. Festige sich der Euro, werde der Franken nachgeben.
Höhere Preistransparenz
Diese künftige Festigung des Euro gehört zur festen Überzeugung vieler Schweizer Währungsexperten. Da sich die Preistransparenz mit der Einführung des Euro als Bargeld erhöhe, der Wettbewerb sich verstärke, gerate die EU-Wirtschaft erneut unter Anpassungsdruck. Langfristig bedeute dies nach einem Tal der Tränen dann einen Wachstumschub.
Der Euro werde sich auch gegenüber dem Dollar festigen. Ohnehin werde der Unterschied zwischen Franken und Euro nicht zu gross werden. Die Schweizerische Nationalbank sieht offenbar schon jetzt den Franken in einer Bandbreite zum Euro und ist bereit, einzugreifen, wenn er den fiktiven Spielraum zu verlassen droht.
Die Schweizer Wirtschaft geht da noch weiter: Sie will Umfragen zufolge verstärkt Rechnungen in Euro ausstellen, Dienstleistungsbetriebe wie etwa die wichtige Tourismusbranche wollen Euro und Franken nebeneinander stellen zwecks Preisvergleichs. Und die grossen Supermarktketten haben bereits angekündigt, in ihren Kassen neben dem Franken auch Platz für den Euro bereit zu halten.
Als Letzte auf den Zug springen
Bleibt also die Frage, wann die Schweiz dem Euro beitritt. Die Analysten sind sich ziemlich einig, dass die Eidgenossen die letzten sein werden, die auf den Zug aufspringen - also nach den Briten, Dänen oder Schweden.
Als Zielmarke werden derzeit in den Medien zehn Jahre bis zu einem EU-Beitritt genannt. Je stärker der Euro desto einfacher dürfte ein Beitritt werden. Und desto eher könnte man dem Schweizer Bürger für eine EU-Mitgliedschaft gewinnen, wird spekuliert.
(Heinz-Peter Dietrich/dpa)