Bundesrat will Schutzalter herabsetzen

publiziert: Mittwoch, 17. Nov 2004 / 19:35 Uhr

Bern - Jugendliche sollen generell schon ab 18 Jahren in der Nacht und an Sonntagen arbeiten dürfen. Dies hat der Bundesrat entschieden und dafür Kritik von Gewerkschaften und Jugendverbänden geerntet.

Mit der Herabsetzung will der Bundesrat die Schutzmechanismen verstärken.
Mit der Herabsetzung will der Bundesrat die Schutzmechanismen verstärken.
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Gemäss geltendem Arbeitsgesetz (ArG) liegt das Schutzalter für Lehrlinge bei 20, für die übrigen Arbeitnehmenden bei 19 Jahren. Unter dieser Altersgrenze ist Nacht- und Sonntagsarbeit nur zulässig, wenn sie für die berufliche Ausbildung unentbehrlich oder in industriellen Berufen berufsüblich ist.

Mit der Herabsetzung sollen Jugendliche nun schon ab 18 Jahren wie Erwachsene sonntags oder nachts arbeiten können, schreibt der Bundesrat. Damit würden verstärkte Schutzmassnahmen für Jugendliche bis 18 Jahre ermöglicht. Das aktuelle Schutzalter schwäche den Schutz generell, weil es für eine breite und damit heterogene Altersgruppe gelte.

Eine Konzentration auf die jüngeren Arbeitnehmenden erlaube hingegen gezieltere Massnahmen. Entsprechend seien weniger Ausnahmen vom Jugendarbeitnehmerschutz vorzusehen, was wiederum die geplante Revision der Jugendarbeitsschutzverordnung vereinfache.

Mit der Gesetzesänderung will die Landesregierung zudem das Schutzalter in Einklang mit dem Mündigkeitsalter bringen. Das Schutzalter 18 entspreche auch der im internationalen und insbesondere europäischen Recht vorgesehenen Altersgrenze.

Für den Gewerkschaftsdachverband Travail.Suisse ist klar, dass Lehrstellen mit dem Entscheid unattraktiv werden und unbesetzt bleiben. Insbesondere durch die Überbeanspruchung sieht auch der Kaufmännische Verband die Berufsbildung massiv gefährdet. Er kündigte an, die Vorlage im Parlament zu bekämpfen.

Das Schweizerische Komitee gegen Jugendarbeitslosigkeit wirft dem Bundesrat vor, eine weitere Zunahme der Jugendarbeitslosigkeit in Kauf zu nehmen. Die Verschlechterung des Jugendschutzes stehe im Widerspruch zu seinen zuvor geäusserten Absichten.

Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände bezeichnete den Entscheid des Bundesrats als inakzeptabel. Die Senkung des Schutzalters bedrohe die ohnehin vergleichsweise schlechte Gesundheit der Lehrlinge und jungen Erwerbstätigen zusätzlich.

(bsk/sda)

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