Börsengänge werden zu seltenen Ereignissen

Der Drehautomatenhersteller Tornos hat am Dienstag bei seinem Börsengang die schlechte Stimmung der Investoren am eigenen Leib erfahren. Obwohl das Unternehmen finanziell gut dasteht, sank der Aktienkurs am ersten Handelstag um 8 Prozent auf 92 Franken, dies obwohl der Emissionspreis von 100 Fr. am unteren Ende der Preisspanne angesiedelt war. Am Mittwoch schloss die Tornos-Aktie bei 89 Franken.

Wegen des miserablen Klimas an den Aktienmärkten haben verschiedene Unternehmen die Öffnung ihres Kapitals für das Publikum (Initial public offering IPO) auf bessere Zeiten verschoben. Diesen Weg haben unter anderen Bluewin, der Internet- Provider der Swisscom, und der Software-Hersteller Obtree gewählt. Andere Unternehmen verzichten ganz darauf, sich über die Börse zu finanzieren. Dies ist etwa der Fall des E-Detaillisten LeShop. Das Waadtländer Unternehmen hatte am Montag bekannt gegeben, die Bon appetit-Gruppe habe die Mehrheit übernommen, um LeShop auf finanziell solidere Beine zu stellen.

Der Kurseinbruch an der technologielastigen US-Börse Nasdaq im vergangenen Frühjahr hatte die Spekulationsblase platzen lassen. Der freie Fall der Nasdaq blieb nicht ohne Auswirkungen auf die Schweiz. New Economy-Titel wie Miracle, Complete-e, 4M Technologies oder Fantastic worden auf den Boden der Wirklichkeit zurückgeholt. Trotz äusserst zurückhaltender Investoren wollen aber neben Bluewin die Netzwerkspezialistin All Com sowie das Medizinaltechnik- Unternehmen High Medical Technologies im laufenden Jahr den Gang an den SWX New Market wagen. Zumindest haben sie vorläufig noch diese Absicht. Im Hauptsegement hat die Luzerner Kantonalbank (LKB) am vergangenen Monat den Börsengang gewagt. Der Börsenauftritt der LKB hat allerdings keine hohe Wellen geschlagen. Der Titel wich nur wenig vom Emissionspreis ab und wurde am Mittwoch zu 152,50 Fr. gehandelt, 2,50 Fr. über dem Emissionspreis vom Montag. Im April will die St. Galler Kantonalbank an das Hauptsegment der Schweizer Börse.

Diese paar Börsengänge liegen aber weit hinter den 21 Neunotierungen des letzten Jahres zurück. Von den 17 gegenwärtig am New Market gehandelten Titel - 16 nach der Dekotierung von Miracle - sind 11 allein im letzten Jahr kotiert worden. Die Börsenneulinge des laufenden Jahres werden zudem kaum Kursfeuerwerke erleben, wie dies beispielsweise vor einem Jahr am ersten Börsentag von Think Tools der Fall gewesen ist: Die Aktie am ersten Handelstag vom Emissionspreis 270 Fr. auf 1050 Fr. hochgeschnellt. Am Donnerstagmorgen wurde die Think Tools-Aktie zu 100 Fr. gehandelt.

(sda)