Blockaden lähmen Wirtschaft und Verkehr in Frankreich

Hoffnung auf eine Ende der Blockaden weckten indessen neue Gespräche der beiden Verbände FNTR und UNOSTRA, die am Donnerstagabend erneut nacheinander mit der Regierung verhandelten. Die beiden Verbände hatten bisher alle Kompromissangebote der Regierung zu einer Dieselsteuersenkung abgelehnt.

Der Verband TLF, der die grossen Transportbetriebe mit rund der Hälfte der französischen Lastwagen-Flotte vertritt, hat dagegen ein Kompromissangebot der Regierung angenommen.

Jospin unter Druck

Premierminister Lionel Jospin steht durch die Blockaden innenpolitisch stark unter Druck. Die mit regierenden Grünen drohen wegen der Zugeständnisse an die Lastwagen-Branche mit einer Koalitionskrise. Jospin hatte nach tagelangem Zögern am Mittwoch angekündigt, er werde neuen Forderungen nach weiteren Steuersenkungen beim Diesel nicht mehr nachgeben.

102 Treibstofflager blockiert
Die Aktionen von Fernfahrern, Taxichauffeuren, Binnenschiffern und anderen weiteten sich am Donnerstag in ganz Frankreich aus. So waren mehr als 102 französische Benzindepots blockiert, was die Engpässe an den Tankstellen nur noch weiter verschärfte.

An 80 Prozent der 4000 grossen Tankstellen im Land war das Benzin völlig oder nahezu vollständig ausverkauft. Lediglich die Region Paris blieb bislang von einschneidenden Engpässen verschont.

Die Aktionen wirkten sich auch drastisch auf die Regionalflughäfen aus. In Lyon und Nizza wurden mehrere Flüge wegen Treibstoffmangels gestrichen. Probleme wegen leerer Tanks zeichneten sich auch an den Flughäfen in Nantes und Marseille ab.

Taxi-Proteste

Hunderte von Taxis legten den Verkehr zwischen den Pariser Flughäfen Charles de Gaulle und Orly in Richtung Innenstadt lahm. Ähnliche Aktionen wurden aus weiteren fünf Grossstädten gemeldet. Mit brennenden Strohballen und Reifen wurden am Vormittag auch mehrere Eisenbahnlinien blockiert, darunter die wichtige Strecke Paris-Strassburg. Mit Lastwagen, Traktoren und Taxis sperrten die Demonstranten ausserdem die Hauptzufahrten zu mehreren Städte in Südfrankreich, darunter Montpellier, Béziers, Bordeaux und Angoulème.

Mehrere hundert Bauern versuchten trotz der Anwesenheit starker Sicherheitskräfte mit Gewalt den Zugang zum Ärmelkanaltunnel zwischen Nordfrankreich und Grossbritannien zu blockieren. Dort kam es im Laufe des Vormittags zu erheblichen Verkehrsbehinderungen.

Angesichts der Auswirkungen auf die Wirtschaft verurteilte der Präsident des französischen Arbeitgeberverbandes, Ernest-Antoine Seillière, die seit Montag andauernden Blockaden. Diese seien gefährlich für die Demokratie und die Wirtschaft.

EU will Informationen

Die EU-Kommission forderte die französischen Behörden am Donnerstag auf, ihr innerhalb von 24 Stunden Informationen über die Blockade der Raffinerien und Treibstofflager zu liefern. Die Kommission in Brüssel will unter anderem wissen, was Paris zur Sicherung des freien Waren- und Personenverkehrs unternommen hat.

(klei/sda)