Binäre Optionen: Was steckt hinter diesem neuen Finanzprodukt?

publiziert: Dienstag, 31. Mrz 2015 / 15:00 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 1. Apr 2015 / 18:20 Uhr

Eines kann man den Akteuren an den Finanzmärkten nicht vorwerfen, dass sie sich keine Mühe geben würden, immer komplexere und schwerer verständliche Produkte zu entwickeln. Ökonomen, Mathematiker, Physiker - sie alle arbeiten unermüdlich daran, dass der Strom an neuen Erfindungen nicht abreisst. Immer ausgefeiltere strukturierte Produkte, Swaps oder auch Optionen strömen auf den Markt.

Binäroptionen kann man in gewisser Weise als Gegenbewegung dazu sehen, die es dem Kunden erlauben soll, mit Produkten zu handeln, die sie problemlos verstehen und einfach verwenden können. Ihren Namen leiten diese Finanzinstrumente von den traditionellen Optionen ab, denn auch bei ihnen handelt es sich um Derivate, deren Ergebnis von einem ausgewählten Basiswert oder Underlying abhängig ist. Solch ein Basiswert kann dabei eine Aktie, ein Rohstoff, ein Währungspaar oder auch ein bestimmter Börsenindex sein. Wie bei den üblichen Optionen setzt nun der Händler mit «Call» auf steigende oder «Put» auf fallende Kurse und hofft, dass sein Tipp eintrifft.

Lediglich zwei unterschiedliche Optionen stehen zur Verfügung

Hier zeigt sich jedoch der erste Unterschied zwischen Binären Optionen und dem klassischen Optionshandel. Wie das Wort «binär» schon verrät kennen Binäre Optionen nur zwei mögliche Ausgänge: das prognostizierte Kursereignis (steigen oder fallen) tritt ein, oder es tritt nicht ein. Hatte man mit seiner Einschätzung recht, so wird eine fixe Rendite ausgezahlt, war die Voraussage falsch verliert man seinen Einsatz oder bekommt, falls vereinbart, eine bestimmte prozentuelle Rückzahlung. Binäre Optionen sind nämlich sogenannte Fixed Return Options (FRO), bei denen bereits vor dem Geschäftsabschluss bekannt ist, welchen möglichen Gewinn man bekommt. Weitere gebräuchliche Namen sind digitale Option oder All-or-Nothing-Option, weil man viel gewinnen, aber auch sein gesamtes Investment verlieren kann.

Der Grat zwischen Sieg und Niederlage kann dabei wirklich winzig sein. Spekuliert man beispielsweise bei einem momentanen Stand von 1,24500 auf einen steigenden Preis beim Währungspaar US-Dollar so bedeutet ein Ablauf mit 1,24501 einen fixen Gewinn, während bei 1,24499 die Verlustzone beginnt. 1,24500 ist dabei also der Schwellenwert der zwischen Gewinn- und Verlustbereich liegt. Wird mit dem Ende der Laufzeit der Schwellenwert genau getroffen, so bekommt der Händler seinen Einsatz zurück.

Die Ausnahme von dieser Regel der vorher feststehenden Gewinne und Verluste stellen die Asset-or-Nothing-Optionen dar. Bei ihnen richtet sich die Auszahlung nach dem tatsächlichen Kurs des Underlyings. Diese werden jedoch fast ausschliesslich in den USA gehandelt. Spekuliert wird wiederum auf Call oder Put, nur bekommt der Trader hier, sollte man Recht haben und der Schwellenwert über- oder unterschritten worden sein, den Kurswert ausbezahlt und keine vorher festgelegte Rendite.

In Europa werden in der Regel nur «Cash-or-Nothing»-Optionen gehandelt

In Europa üblich sind die zuvor beschriebenen sogenannten Cash-or-Nothing-Optionen und auch ausschliesslich diese werden von den deutschsprachigen Brokern angeboten. Aus diesem Grund kann man zumeist davon ausgehen, dass es um Cash-or-Nothing geht, wenn von Binären Optionen die Rede ist.

Ein weiterer Unterschied zwischen binären und traditionellen Optionen ist, dass die binären Produkte «over the counter», also direkt zwischen Verkäufer und Käufer gehandelt werden und damit nicht an die offiziellen Börsenzeiten gebunden sind. Vor allem für Personen die tagsüber selbst arbeiten müssen und erst in ihrer Freizeit traden können, eröffnet sich endlich die Möglichkeit, bequem am Börsengeschehen teilzuhaben.

Die Vorteile der Binären Optionen liegen damit auf der Hand. Weil potentielle Gewinne und Verluste bereits am Anfang bekannt sind, lässt sich viel leichter damit kalkulieren. Auch das teilweise mühsame und komplizierte Stop-Loss-Management, bei dem man oft Preisgrenzen nachziehen muss, um nicht durch kurzfristige Ausschläge ausgebremst zu werden, entfällt. Nachdem die Ausübung der Option erst am Ende der Ablaufzeit passiert ist eine dauernde Beobachtung der Performance nicht unbedingt notwendig.

Binäre Optionen bestechen durch einfache Regeln und Funktionsweisen

Für Personen, die bisher noch keine Erfahrungen mit Börsengeschäften machen konnten, ist auch die Hemmschwelle oft sehr hoch, sich im traditionellen Finanzhandel zu engagieren. Die Binären Optionen sind leicht zu begreifen, einfach einzusetzen und es ist auch keine komplizierte Berechnung notwendig, um erkennen zu können, ob man schlussendlich überhaupt einen Profit gemacht hat. Auch besteht nie die Gefahr mehr Geld zu verlieren, als man auch bereit war zu riskieren. Bei CFD-, Termin- oder Devisengeschäften, die auf einen Hebeleffekt durch Kreditfinanzierung setzen, droht immer die Gefahr, bei grossen Verlusten einen Margin Call zu erhalten und sogar noch eigenes Geld nachschiessen zu müssen.

Der Ablauf bei der Platzierung einer Binären Option ist auch für Einsteiger mühelos zu verstehen. Zuerst sucht man sich einen Basiswert aus, bei dem man überzeugt ist, eine Prognose über die zukünftige Entwicklung abgeben zu können. Besonders gut eignen sich dafür Werte, die eine klare Tendenz in eine gewisse Richtung zeigen. Anschliessend sucht man sich aus, ob man auf Call, als einen steigenden Kurs, oder Put, einen fallenden Kurs, setzen will. Ein erkennbarer Trend hilft einem bei dieser Entscheidung natürlich enorm. Nun muss man nur noch auswählen, welche Laufzeit die Option haben soll. Glaubt man an eine langfristig stabile Entwicklung, so empfiehlt sich eine längere Periode, will man von einer kurzfristigen Phase profitieren, hat man auch Varianten mit wenigen Minuten zur Verfügung.

Unterschiedliche Laufzeiten stehen beim Broker zur Verfügung

Hierin besteht auch ein grosses Plus der Binären Optionen. Man kann seine Trades sehr genau auf die erwartete Bewegung hin timen. Dafür stehen Ablaufzeiten zwischen sechzig Sekunden und mehreren Monaten bereit. Das Geheimnis liegt so in der richtigen Kombination aus Basiswert, Kursrichtung und Ablaufzeit. Hat man das richtige Setup gefunden, ist es Zeit, die Option zu platzieren. Dann heisst es warten, ob das Geschäft am Schluss mit einem Gewinn, auch mit «im Geld» bezeichnet, oder Verlust, auch unter «aus dem Geld» bekannt, endet.

Neben den sehr kurzen Laufzeiten kommen den meisten Kunden auch die niedrigen Einsätze bei Binäroptionen sehr entgegen. Für viele Finanzprodukte gibt es Mindestinvestitionsbeträge, die mehrere hundert oder tausend Euro betragen - Summen, die man oft nicht so ohne weiteres zur Verfügung hat oder auch nicht einfach in ein einziges Investitionsvehikel stecken will. Mit Binären Optionen kann man zum Teil bereits ab einem Euro Trades eröffnen.

Seit 2007 können Binäre Optionen gehandelt werden

Der Siegeszug der Binären Optionen begann im Kielwasser der Finanzkrise ab 2007. Man wollte einfachere und durchschaubarere Finanzprodukte haben, die sich auch Nicht-Experten erschliessen und trotzdem ordentliche Renditen bieten. Im darauffolgenden Jahr erlaubte die US-amerikanische Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) den Handel mit diesen neuartigen Finanzinstrumenten und die ersten Online-Plattformen öffneten ihre virtuellen Pforten. Heute gibt es hunderte verschiedene Broker, bei denen man mit Binäroptionen handeln kann. Viele davon bieten auch Plattformen in deutscher Sprache an und manche, wie etwa BDSwiss oder 24option, haben sich sogar ganz auf den deutschsprachigen Markt konzentriert.

Von ihrer Struktur her sind die Binäroptionen mit Wettgeschäften vergleichbar, ähnlich wie auch Swaps. Der Händler wettet auf ein bestimmtes Ereignis, also eine Kursbewegung, und der Broker ist der Wettpartner, der dagegenhält. Es werden also keine Basiswerte gekauft, sondern nur auf deren künftige Entwicklung gewettet. Für eine gewonnene Wette zahlen die Broker üblicherweise zwischen 60 und 91 Prozent Rendite aus, hat man verloren, ist in der Regel auch der Einsatz weg. Manche Anbieter erstatten jedoch zumindest einen gewissen Anteil davon, zumeist 5 bis 25 Prozent, zurück.

Die Unterschiede zwischen Binären Optionen und traditionellen Wetten

Trotz des Wettcharakters des Geschäftsmodells werden die Binärbroker in einigen Staaten der EU von der dortigen Finanzaufsichtsbehörde überwacht und reguliert. In Zypern etwa, wo die meisten der europäischen Broker aus steuerlichen und rechtlichen Gründen beheimatet sind, erledigt das die Cyprus Securities and Exchange Commission (CySEC). Hier liegt einer der wichtigsten Unterschiede der Binären Optionen im Vergleich mit dem Wettgeschäft, gelten doch Binäroptionen in keiner europäischen Judikatur bisher als überwiegend vom Zufall abhängiges Glücksspiel sondern vielmehr als ausgewiesene Finanzprodukte.

Klarerweise ist auch am Markt für Binäroptionen die Zeit nicht stehengeblieben und es hat sich seit 2008 einiges getan. Nach den klassischen Call- und Put-Optionen wurden immer neue Handelsformen entwickelt. Heute gibt es beispielsweise Optionen mit extrem kurzer Laufzeit, von zum Teil nur 60 Sekunden, Touch-Optionen, mit denen man auf die Berührung einer bestimmten Kursgrenze spekulieren kann oder Range-Optionen, wo es darum geht, ob der Kurs eines Assets innerhalb oder ausserhalb eines bestimmten Kurskanals endet.

(nb/IFJ)

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