Studie

Banken-Kultur fördert unehrliches Verhalten

publiziert: Mittwoch, 19. Nov 2014 / 23:38 Uhr
Begünstigung für unehrliches Verhalten. (Symbolbild)
Begünstigung für unehrliches Verhalten. (Symbolbild)

Zürich - Bankangestellte sind im Privaten nicht weniger verlässlich als Mitarbeiter anderer Branchen. Doch innerhalb der Bank neigen sie - begünstigt durch die Unternehmenskultur - zu unehrlichem Verhalten. Das ist das Resultat einer am Mittwoch publizierten Studie der Universität Zürich.

2 Meldungen im Zusammenhang
Jahrelange Manipulationen von Referenzzinsen, Devisen- und Aktienkursen, fortgesetzte Betrügereien mit Anlageprodukten und wiederholte Beihilfe zur Steuerhinterziehung: Zumindest einzelne Banken haben in den letzten Jahren fast nichts ausgelassen, um Zweifel an ihrer Rechtschaffenheit zu säen.

Drei Forscher der Universität Zürich wollten es genauer wissen. Alain Cohn, Ernst Fehr und Michel Maréchal vom Institut für Volkswirtschaftslehre haben sich deshalb der Frage gewidmet, ob es in der Branche eine eigentliche Betrugskultur gibt.

Ihre Antwort wird den Banken nicht gefallen: Ja. Ihre Studie zeige, dass «die Unternehmenskultur im Bankensektor implizit unehrliches Verhalten eher toleriert oder begünstigt.» Sie empfehlen darum den Banken in eine gesunde Unternehmenskultur zu investieren. Für die Wiederherstellung des Vertrauens in die Bankenindustrie jedenfalls sei dies von grosser Bedeutung.

Ehrlich in der Freizeit, unehrlich am Arbeitsplatz

Für die Studie haben die drei Forscher 208 Bankangestellte rekrutiert. Aufgeteilt in zwei Gruppen wurde jedem von ihnen eine Aufgabe gestellt, bei der es sich durch unehrliches Verhalten bis zu 200 Dollar zusätzlich verdienen liess.

Davor wurden den Teilnehmern der einen Gruppe mit geeigneten Fragen ihre Rolle im Beruf und die damit verbundenen Normen bewusst gemacht, den Mitgliedern der anderen Gruppe dagegen die Rolle und Normen in ihrer Freizeit.

Bei der Ehrlichkeitsaufgabe zeigte es sich dann, dass die Bankangestellten, die in die Arbeitssituation versetzt wurden, sich deutlich unehrlicher verhielten als die Banker im Freizeitmodus.

Um einen Vergleich zu haben, führten die Forscher anschliessend eine ähnliche Studie mit 133 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern anderer Wirtschaftsbranchen durch. Das Resultat hier: Im Unterschied zu den Bankern wurden diese Berufsleute nicht unehrlicher, wenn ihnen ihre berufsbezogenen Normen in Erinnerung gerufen wurden.

Daraus folgerten die Forscher, dass Banker als Privatpersonen nicht unehrlicher als Mitarbeiter anderer Branchen sind. Als Berufsleute jedoch sind sie weniger vertrauenswürdig.

«Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die sozialen Normen in der Bankenindustrie unehrliches Verhalten eher tolerieren und damit zum Reputationsverlust der Banken beitragen», lässt sich Michel Maréchal, Professor für Experimentelle Wirtschaftsforschung an der Universität Zürich zitieren.

Materialistische Unternehmenskultur fördert Tricksereien

Die Verfasser der Studie wollten aber nicht nur wissen, ob Banker mehr als andere Berufsleute zur Unehrlichkeit neigen, sondern auch warum. Die Forscher hatten hier zwei Thesen. So könnte erstens die stark materialistische Werthaltung in dieser Branche Ursache für die höhere Neigung der Bankangestellten zu Tricksereien sein.

Plausibel wäre aber laut den Forschern auch, wenn zweitens die ausschliessliche Beschäftigung mit Geld der Grund für diese Neigung wäre. Wissenschaftliche Studien würden nämlich zeigen, dass Geld und dessen Konzept selbstsüchtiges Verhalten fördere.

Diese zweite These würde die Banken entlasten, weil damit das Problem der Unehrlichkeit kein branchenspezifisches, sondern eines des ganzen Wirtschaftssystems wäre. Bei der ersten dagegen wäre nicht die Gesellschaft, sondern wären einzig die Banken gefordert.

Mit einer weiteren Umfrage unter Studenten konnten die Forscher die zweite These verwerfen. Die Auswertung habe keinen Hinweis darauf geliefert, dass das Konzept von Geld das Verhalten der Banker erkläre. Die erste Studie liefere jedoch Belege dafür, dass der im Vergleich zu anderen Branchen verstärkt materialistische Fokus der Banken verantwortlich sei für die Unehrlichkeit.

Hippokratischer Eid für Banker

Die drei Studienverfasser fordern darum die Banken auf, ihre Unternehmenskultur zu verändern. «Die Banken könnten ehrliches Verhalten fördern, indem sie die berufsspezifischen Normen verändern», wird Alain Cohn zitiert.

Mehrere Experten und Aufsichtsbehörden würden beispielsweise vorschlagen, dass Bankangestellte einen professionellen Eid ablegen, wie das auch Ärzte tun, schreiben die Forscher.

«Würde ein solcher Eid durch entsprechendes Ethik-Training und finanzielle Anreize unterstützt, könnten Bankmitarbeiter dazu gebracht werden, ihren Fokus auf die langfristigen Auswirkungen ihres Verhaltens zu legen statt sich auf ihren eigenen, kurzfristigen Nutzen zu konzentrieren», heisst es weiter.

(bert/sda)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
Etschmayer Es gibt eine Legende, die in neoliberalen Kreisen immer wieder gerne verbreitet wird: jene, dass in freien Märkten mit minimaler Regulierung sich Mora ... mehr lesen  19
Das kann ich aus
meinem Berufsleben unbedingt bestätigen. Mitarbeiter im Verkauf und den Banken werden "ehrgeizige" Ziele gesetzt, dass die armen Leute sich jede Möglichkeit ausdenken, diese auch zu erreichen. Es geht dabei nicht einmal nur ums liebe Geld, das schon auch, aber es geht auch um die Ehre. Denn am Ende eines Jahres werden die "Sieger" geehrt und die Verlierer werden geächtet. Jeder Mensch mit ein wenig (sogar gesundem) Ehrgeiz ist lieber bei den Siegern als bei den Loosern, dieses normale menschliche Verhalten wird vom Management rigoros ausgenützt.
So unbeliebt das auch ist, um diesen Missstand zu beheben, sind Gesetze und Kontrollen unumgänglich! Denn was in den Banken und Versicherungen verzoggt wird, zahlt am Ende der einfache Bürger mit den Steuern und Gebühren und Prämien. Was hier verzoggt wird, ist unsozialer als alle Sozialausgaben, erschwindelte gleich mitgerechnet!
Und wer dann ganz grosses Pech hat, dem haben diese mörderischen Konkurrenz-Methoden auch noch sein Erspartes gekostet. Siehe ASE- und alle die Lehmann Geschädigten.
Was dabei aber wirklich zum Kotzen ist, diese verrückten Milliardenboni werden weder besteuert noch werden die üblichen Abzüge vorgenommen. Die AHV würde profitieren.
Und wem haben wir das zu verdanken? Natürlich dieser scheinheiligen und verlogenen Politik der Freiheit der Märkte. Märkte sind für dir Rechten so was wie heilige Kühe und das wird mit dem schönen Begriff "Freiheit* verziert. Man kann auch einer Wildsau Rosenkränze anlegen!
Als ob die Märkte etwas von der Gesellschaft abgekoppeltes wären und gar nicht den Menschen zu dienen hätten.
Märkte sind von Menschen für Menschen gemacht. Glaubt nicht den rechten Gesellen, die richten jede Wirtschaft zu Grunde, wie wir in Europa tagtäglich sehen können.
Irland, Portugal, Griechenland, Spanien und ganz besonders Italien mit dem Kotzbrocken Berlusconi wurden alle von Rechten in die Misere geritten. Angeführt von dem völlig weggetretenen Bush aus Texas. Der extremrechte Viktor Orban wird auch Ungarn zugrunde richten! Gut, dort waren die Sozialisten nicht viel besser, aber die haben wenigsten nicht staatlichen Intuitionen zerstört.
KI-Experten, Datenanalytiker, Ethik-Beauftragte und Cloud-Spezialisten werden zunehmend unentbehrlich.
KI-Experten, Datenanalytiker, Ethik-Beauftragte ...
Publinews Künstliche Intelligenz wird bereits seit längerem im Bankenwesen verwendet. Die aktuellen rasanten Entwicklungen markieren jedoch eine neue Epoche disruptiver Technologien. Banken weltweit erkennen das Potenzial, nutzen KI zur Datenanalyse und optimieren ihre Services. mehr lesen  
Die Verzinsung bietet einen Anreiz, Covid-19-Kredite nicht länger als notwendig zu beanspruchen.
Buchhaltung Bern - Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 27. März 2024 beschlossen, die Zinssätze für die ausstehenden ... mehr lesen  
Import Produzenten- und Importpreisindex im Januar 2024  15.02.2024 - Der Gesamtindex der Produzenten- und Importpreise ist im Januar 2024 im Vergleich ... mehr lesen  
Fracht auf dem Flughafen.
Titel Forum Teaser
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    grüezi Wie lasterhaft Mitleid mitunter sein kann, beweisen Sie doch gerade ... Mo, 26.12.16 20:05
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Vom Tode träumt ein negrophiles Schäfchen doch ständig. Wenn tausende Frauen in England ... Mi, 28.09.16 11:58
  • HentaiKamen aus Volketswil 1
    Kommt wieder Aber leider eine RIESEN Verlust für Leser wie mich die nicht mit dem ... Sa, 13.08.16 01:13
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    sogar nach dem Tode hat die Kassandra noch die grösste Schnauze... jaja, diese ... Fr, 12.08.16 16:30
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Wow, wie hat sich die gute Kubra gemausert! Ich danke auch Ihnen ganz persönlich für die vielen harten und ... Mi, 20.07.16 20:25
  • Pacino aus Brittnau 731
    Übrigens, wusstet ihr schon . . . . . . dass die Foren von AZ (Wanner), 20min. und Schweizer Fernsehen ... Mi, 29.06.16 15:20
  • PMPMPM aus Wilen SZ 235
    Und jetzt? Ist noch online...? Liebes news-Team, schade ist die Situation so, dass etwas aufhören ... Di, 28.06.16 22:43
  • kubra aus Berlin 3232
    Danke für die gelebte Pressefreiheit. Damit mein ich durchaus auch den ... Di, 28.06.16 16:09
Viele Start-ups in der Schweiz haben sich dem Umweltschutz verschrieben.
Green Investment Start-ups für die Nachhaltigkeit aus der Schweiz Kaum ein anderes Land in Europa ist beim ...
Der Erfolg einer Boutique steht und fällt mit der Leidenschaft und dem Engagement des Gründers.
Startup News Von der Idee zum Geschäft: Gründung und Eröffnung einer Boutique Der Traum von der eigenen Boutique - für viele Modefans und Geschäftsenthusiasten eine reizvolle Vorstellung. Doch hinter dem glamourösen ...
Jedes dritte KMU in Deutschland hat 2011-2013 Energie eingespart.
KMU-Magazin Research Energiewende ist im Mittelstand angekommen Die kleinen und mittleren Unternehmen sind auf ...
 
News
         
Firmen ohne eigene Design- und IT-Abteilung sind mit der Gestaltung und Programmierung ihrer eigenen Website häufig überfordert.
Publinews Eine informative und professionell wirkende Website ist für Firmen unverzichtbar. Diese umzusetzen, erfordert technisches Know-how, ein Gefühl für die eigene Marke ... mehr lesen
Für Windows 11 wird ein relativ aktuelles Notebook benötigt.
Publinews Das 2015 veröffentlichte Windows 10 läuft wie seinerzeit Windows 7 besonders stabil und solide. Es gilt als ausgereift. Das hat sich ... mehr lesen
Hauptsächlich wird CBD-Marihuana zerkleinert und geraucht. Nicht im Bild: CBD-Gummibärchen.
Publinews CBD Gummibärchen erfreuen sich immer grösserer Beliebtheit bei Verbrauchern auf der ganzen Welt. Aber was macht sie so besonders und ... mehr lesen
Die Zukunft des Druckens sieht eine Balance zwischen Qualität, Kosten und Umweltverträglichkeit vor.
Publinews In unserer digitalen Welt mag man meinen, die Bedeutung des Druckens hätte abgenommen. Doch in Wahrheit spielen gedruckte ... mehr lesen
Es gibt eine Fülle von bewährten Strategien zur Bewältigung von Arbeitsplatzstress.
Publinews Stress am Arbeitsplatz ist zu einer allgegenwärtigen Realität geworden, die viele von uns täglich erleben. Die ... mehr lesen
Bei einem Apéro darf auf keinen Fall eine Auswahl an kleinen Snacks und Fingerfood fehlen.
Publinews Ein Hauch von Eleganz und Raffinesse umweht die Kunst des Apero Rezepts. Tauchen Sie ein in die Welt der ... mehr lesen
Machen Sie das Beste aus Ihrem Geld.
Publinews Die Entscheidung zwischen einem Privatkredit und Leasing beeinflusst massgeblich die finanzielle Flexibilität und die langfristige ... mehr lesen
Im Endeffekt gilt immer: Das Verständnis der eigenen Anlageziele und das Risikoprofil ist entscheidend.
Publinews In der Welt der Kapitalanlagen symbolisieren Dividenden eine Quelle regelmässiger Einkünfte, die das Herz ... mehr lesen
Sich nach der Arbeit zu entspannen, bringt viele Vorteile für Ihr Privat- und Berufsleben mit sich.
Publinews Jede Arbeit ist mit stressigen Situationen verbunden, die Ihre Unruhe verstärken können. Einige dieser Situationen scheinen unvermeidlich ... mehr lesen
Stellenmarkt.ch
Wirtschaft Marken
   Marke    Datum
23.04.2024
eveo Logo
23.04.2024
23.04.2024
Thera Me! Because everyone is unique Logo
23.04.2024
23.04.2024
    Information zum Feld
Bitte geben Sie hier einen Markennamen ein wie z.B. 'Nespresso'
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Do Fr
Zürich 1°C 8°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Basel 2°C 8°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 1°C 5°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig Schneeregenschauer wolkig, aber kaum Regen
Bern 0°C 8°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Luzern 2°C 9°C bedeckt, wenig Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Genf 2°C 10°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Lugano 6°C 17°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig trüb und nass
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten