Aus Widerstandsbewegung wurde breites Engagement für Ökologie

Elf Wochen harrten die anfangs nur 60 Besetzerinnen und Besetzer auf dem Gelände aus, nachdem sie am 1. April 1975 den Baubeginn verhindert hatten. Mehrere Kundgebungen mit fünfstelligen Publikumszahlen fanden statt. Mit glänzenden Augen erinnern sich Aktive an die erlebte Solidarität. Das AKW Kaiseraugst wurde nicht gebaut.
Vor den Medien wurde auch Bilanz über den politischen Widerstand gezogen. Diese fällt durchzogen aus: Der Atomkraft-Ausstieg wurde 1979 abgelehnt, das Moratorium läuft nun aus, und an der gegenwärtigen Energiepolitik des Bundes haben damalige Besetzer keine Freude.

Leider Recht gehabt
Ebenso mit Sorge registrieren sie, dass alle ihre Warnungen vor den Gefahren der Atomkraft durch Unfälle wie in Tschernobyl oder in Japan und Betrügereien wie in Sellafield bestätigt worden seien. Dies sagte der Basler SP-Nationalrat Rudolf Rechsteiner.
Mittlerweile seien AKWs auch schlicht nicht mehr rentabel. Dass nun mit der Strommarkt-Liberalisierung ausgerechnet der Kapitalismus den Atomstrom ausknipse, nehmen die teils prononciert linken Gegner lächelnd zur Kenntnis.
Rechsteiner warnte aber, dass der zunehmende Spardruck auch die Sicherheit treffe; das Risiko von Zwischenfällen nehme zu. Und billiger Import-Kohlestrom verpeste die Luft.

Ausstieg gefordert
So fordern die damaligen Besetzer heute den Ausstieg aus der Atomkraft: «Lieber ein Ende ohne Schrecken». Diese Forderung wollen sie auch am Samstag auf dem Ex-AKW-Gelände in Kaiseraugst bekräftigen. Als Alternativen werben sie für CO2-neutrale erneuerbare Energien wie Wind- und Sonnenstrom.
Als konkrete Erfolge nennen die Kaiseraugst-Besetzer unter anderem den grenzüberschreitenden Ausbau des regionalen öffentlichen Verkehrs oder das fortschrittliche baselstädtische Energiegesetz. Letzteres sehen sie als ökologisches Vorbild für künftiges Schweizer Energie-Recht.

(sda)