Auf der Suche nach dem nötigen Kleingeld? Tipps von einer Investment Managerin

publiziert: Donnerstag, 31. Jul 2014 / 17:14 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 31. Jul 2014 / 17:42 Uhr
Juliane Fritz, Investment Manager b-to-v Partners AG
Juliane Fritz, Investment Manager b-to-v Partners AG

Venture Capitalist über Business Angels zu Inkubatoren: Es gibt viele Wege wie man als Startup Investoren finden kann. Die Investment Managerin und venture ideas Referentin Juliane Fritz verriet uns im Interview spannende Insights und Tipps für die schwierige Suche nach Startup-Finanzierung.

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Liebe Juliane, du bist bei b-to-v Investment Managerin, erzähl uns doch mal, was du genau machst?

Meine Tätigkeit als Investment Managerin bei b-to-v beinhaltet den Aufbau, die stetige Erweiterung und die Pflege der Kundenbasis bestehend aus privaten sowie institutionellen Investoren. Ich bin zudem dafür zuständig, Investmentmöglichkeiten in einer Vielzahl von geographischen Sektoren und Branchen zu finden, zu bewerten, zu verhandeln und während der Investmentphase zu betreuen. Darüber hinaus kümmere ich mich u.a. auch um die externe Wahrnehmung von b-to-v über Presse, Öffentlichkeitsarbeit sowie Vorträge und Investorenkonferenzen.

Was unterscheidet euch von anderen Firmen?

Bei b-to-v investieren Unternehmer in die Unternehmungen anderer Unternehmer. b-to-v ist sowohl eine im Jahr 2000 gegründete Venture Capital Gesellschaft als auch gleichzeitig ein beitragspflichtiges Netzwerk mit mehr als 200 investierenden Unternehmern in Europa. Die Strategie ist darauf ausgerichtet, die Stärken einer Venture Capital Gesellschaft mit den Stärken privat investierender Unternehmer zu verbinden. Aus dem b-to-v Mitgliedernetzwerk kommen die unternehmerische Erfahrung aus über 30 Branchen, die Kreativität, das Wissen und die einzigartigen Netzwerkkontakte, die den Portfoliounternehmen zur Verfügung gestellt werden. b-to-v nutzt die Qualitäten ihrer Mitglieder zudem zur Verbreiterung des Dealflows, im Rahmen des Screenings und der Due Diligence von Beteiligungsmöglichkeiten, bei der vertraglichen und finanziellen Strukturierung der Beteiligungen und bei der Unterstützung der Portfoliounternehmen bis zum Exit. Die Mitglieder engagieren sich als Lead- oder Co-Investoren und bieten den Portfoliounternehmen auf Grundlage ihrer persönlichen Unternehmererfahrung und ihres persönlichen Investments nachhaltige Mehrwerte für den Aufbau der Unternehmen. Dieser Ansatz unterscheidet b-to-v von den anderen Akteuren der Venture Capital Industrie, nicht nur in Europa.

Was macht für dich einen guten Businessplan aus?

Da wir ca. 2'000 Beteiligungsmöglichkeiten im Jahr erhalten, sollte der Businessplan einen roten Faden haben und sich auf das Wesentliche beschränken. Gleich zu Beginn sollte der Inhalt beim Leser Interesse wecken und Begeisterung hervorrufen, vielleicht auch eine Geschichte erzählen, mit der sich viele identifizieren können. Ein guter Businessplan präsentiert zudem nachvollziehbare Annahmen, realistische Zahlen und ehrliche, möglichst konkrete Einschätzungen.

Wenn du einen Businessplan gelesen hast, von dem du begeistert bist, wie geht es dann intern weiter?

Zunächst erfolgt die interne Diskussion mit dem gesamten Team inklusive der Partner von b-to-v. In diesem wöchentlichen Meeting präsentiert jeder Investment Manager seine Analyse der neuen Investmentmöglichkeiten und wird von seinen Kollegen mit kritischen Fragen «gelöchert». Falls intern eine erste positive Entscheidung getroffen ist, treffen wir uns meist mit dem Unternehmerteam, weil wir die Menschen hinter der Geschäftsidee persönlich kennen lernen möchten. Im persönlichen Gespräch mit dem Team gehen wir übrigens auch auf den Businessplan ein - daher sollte das Team diesen gut kennen und ihn laufend aktuell halten. Im Anschluss erfolgt die Vorstellung bei unseren Investorenmitgliedern, entweder bei einer Veranstaltung oder per online Meeting. Ist dann grosses Interesse vorhanden, starten wir unsere Due Diligence. Nach positiver Prüfung, der Verhandlung und dem Abschluss der Verträge beginnt die eigentliche Arbeit: Die Begleitung des Unternehmens während der Investmentphase bis zum Exit.

Ab welchem Projekt-Stadium ist es sinnvoll mich an einen VC zu wenden?

b-to-v und die b-to-v Mitglieder sind opportunistische Venture Capital Investoren. Sie beteiligen sich sowohl an Unternehmen, die sich noch in der Seedphase befinden, als auch an Unternehmen, die die Start-up Phase erreicht haben oder schon erste überzeugende Ergebnisse ausweisen und vor dem nächsten Wachstumssprung stehen. Jeder Unternehmer sollte genau recherchieren, welche Kriterien andere Venture Capital Gesellschaften ansonsten vorgeben.

Und eine ganz praktische Frage: Wie spreche ich euch an? Wie läuft das mit der ersten Kontaktaufnahme? Via E-Mail, Telefon oder besser persönlich auf Events?

Venture Capital ist eine menschorientierte Industrie. Daher ist es sehr wichtig, dass ein warmer Kontakt hergestellt wird. Am besten spricht man uns direkt an. Entweder bei Veranstaltungen oder per E-Mail - auch wenn man z.B. nur unsere Namen und E-Mail-Adressen von der b-to-v Website nimmt. Das ist auf jeden Fall besser als eine kalte E-Mail mit «Sehr geehrte Damen und Herren» zu schreiben. Da wir sehr viele Investmentmöglichkeiten erhalten, ist ein Anruf eher weniger geeignet.

Ihr bietet ja einige Events an, u. a. im Silicon Valley. Wer wird dazu eingeladen und wie laufen solche Events ab?

Wir bieten unterschiedliche Events für unsere Investorenmitglieder und interessierte Investoren an. b-to-v organisiert grosse und kleine Treffen in Städten wie Zürich, München, Düsseldorf, Berlin und Hamburg, bei denen Unternehmerteams vor Investoren präsentieren. Zudem organisiert b-to-v in Kooperation mit der UBS auch eine Academy, die sich an erfahrene Privatinvestoren und an angehende Investoren bzw. Unternehmer richtet, die erste Venture Capital Investments planen oder die Prozess von b-to-v besser kennen lernen möchten. Jährlich bieten wir des Weiteren am b-to-v Portfolio Day unseren Portfoliounternehmen die Möglichkeit, sich mit anderen Portfoliounternehmen, Privatinvestoren und strategischen Investoren auszutauschen. Bei der David and Goliath Conference in Berlin laden wir Start-ups, Investoren und Vertreter von Grossunternehmen ein, sich im Rahmen von Paneldiskussionen zum Thema Innovation in verschiedenen Märkten auszutauschen. Ausserdem machen wir seit 2006 jährlich eine Reise ausserhalb des deutschsprachigen Raumes, um dort Venture Capital Investoren, Start-ups und weitere Akteure der Branche zu treffen. So war b-to-v mit Investoren in der Vergangenheit bereits in Russland, Indien, Israel, New York, Türkei und plant dieses Jahr einen gemeinsamen Trip ins Silicon Valley.

Ich treffe euch bei einem Event: Ist es gut, euch meinen Businessplan einfach in die Hand zu drücken?

Das ist möglich, aber wir bevorzugen die elektronische Form des Businessplans. Ein persönliches Kennenlernen ist dennoch super und werden wir sowieso organisieren, wenn für uns ein Investment potenziell in Frage kommt.

Ist Vitamin-B hilfreich für eine Finanzierung?

Vitamin B ist hilfreich, aber nicht zwingend notwendig. Natürlich ist es spannend, wenn z.B. ein Investorenmitglied bereits das Team zuvor kennt, welches nun bei uns nach Kapital fragt. Aber wir machen uns auch ohne Vitamin B ein Bild des Unternehmens und beurteilen daraufhin, inwiefern für b-to-v Interesse an einem Investment besteht. Wir investieren ja nicht nur, weil wir jemanden kennen oder jemanden kennen, der wiederum jemanden kennt.
Vitamin B ist vor allem aber auch in der späteren Phase sehr hilfreich, denn ein Privatinvestor, der z.B. gemeinsam mit b-to-v in ein Unternehmen investiert, bringt jeweils auch sein eigenes Netzwerk mit, das nützlich für die Entwicklung des Unternehmens sein kann.

Ist es ok als Startup, wenn ich meinen Businessplan gleich an mehrere VC verschicke?

Als Unternehmerteam würde ich eine ähnlich strenge Selektion der Investoren vornehmen wie es die Investoren bei den Unternehmen durchführen. Eine gute Recherche hinsichtlich «Welche Fokusbereiche hat der Investor? Welche Unternehmen sind bereits im Portfolio? Was ist dem Investor besonders wichtig? In welchen geographischen Regionen tritt der Investor auf? etc.» ist wesentlich bevor die Ansprache erfolgt. Sind dann mehrere VCs auf der «short list», macht es Sinn diese parallel anzusprechen, aber sollte die Ansprache individuell nochmals anzupassen. So kann man alle Unterlagen gleichzeitig vorbereiten und muss nicht immer wieder von vorn anfangen. Aber sich zuvor schlau zu machen und die Zielunternehmen genauer unter die Lupe zu nehmen, erleichtert den Prozess enorm.

VC`s treffen sich ja regelmässig - wie sehr tauscht ihr euch untereinander über die vorliegenden Businesspläne aus?

Jeder VC evaluiert Investmentmöglichkeiten separat und auch unabhängig von den Meinungen anderer Venture Capital Gesellschaften. Aber: Das ist eine kleine Branche und jeder kennt jeden. Daher leiten wir nach Zustimmung der Gründer gern auch mal Businesspläne an andere VCs weiter, weil wir ihren Fokus kennen oder glauben, dass sie mit uns ein gutes Syndikat bilden könnten.

Was bedeutet eure Expansion nach Berlin für Schweizer Startups?

Die b-to-v Kontakte und die Nähe zu Berlin können den b-to-v Portfoliounternehmen aus der Schweiz helfen, global zu denken, in einen wesentlich grösseren Markt zu expandieren, das Wachstum über den Heimmarkt hinaus zu beschleunigen oder z.B. einen geeigneten Exitkanal zu finden. Dabei können die b-to-v Investment Professionals mit Sitz in Berlin ihre Erfahrungen hinsichtlich Potenzial, Wettbewerbern, möglichen Kooperations- und Exitpartnern, etc. weitergeben sowie von aktuellen Eindrücken vor Ort berichten. Zudem ist aus unserer Sicht die Kombination aus schweizer und deutscher Mentalität eine wertvolle Mischung. Wir profitieren von dieser Mischung bereits innerhalb des b-to-v Teams und geben das gern an Startups weiter.

Und zum Schluss, hast du noch einen heissen Tipp für zukünftige Startups?

Keinen heissen Tipp, aber etwas, das meiner Meinung nach sehr wichtig ist: Holt Euch jemanden ins Boot, der für Euch ein guter Mentor sein kann und Euch regelmässig mit einer externen Perspektive auf das Unternehmen bereichert. Dafür sollte man wissen, was man will, aber auch zuhören, wenn gute Ideen von aussen kommen.

(tl/IFJ Institut für Jungunternehmen/IFJ)

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