Ambulanz fährt ins dritte Jahrtausend

«Es war ein Kollege von der Ambulanz, der mich auf die Marktlücke aufmerksam machte», erzählt Reto Zurbuchen. Dass am Anfang des dritten Jahrtausends die ganze Einsatzzentrale noch mit Papier und Bleistift organisiert sei, fand dieser ziemlich unzeitgemäss. Dieser Hinweis war bei dem Informatikstudenten genau am richtigen Ort gelandet. In enger Zusammenarbeit mit der Ambulanz Biel machte sich der 28-Jährige an die Entwicklung eines Systems, dass die Koordination von Notfalldiensten unterstützen soll. Denn Effizienz ist bei Notfalleinsätzen das A und das O.

Selbstständigkeit fühlt sich gut an

Hat sich irgendwo ein Unfall ereignet, so meldet dies ein Beobachter per Telefon an die Notfallzentrale. Dann wird der Auftrag vom Disponenten an einen Infoscreen im Mannschaftsraum übertragen, sowie auf einen PocketPC mit Touchscreen und GPS-Navigation. So findet das Einsatzfahrzeug den schnellsten Weg zur Unfallstelle und die Einsatzzentrale behält zugleich den Überblick über alle Fahrzeuge. Die Rettungsleute behalten so den Kopf frei für ihre eigentliche Aufgabe: das Retten von Leben.

Die Bieler Ambulanz verwendet das Programm bereits seit fünf Jahren. In dieser Zeit wurde es laufend weiterentwickelt. Zwei weitere Einsatzzentralen stehen kurz vor dem Vertragsabschluss. Zurbuchen vermarktet sein Produkt über die Abraxas Informatik AG, die Informatik für öffentliche Verwaltungen und Organisationen anbietet. Das sei am effizientesten, meint der überaus aktive Informatikstudent, der kurz vor dem Abschluss des Studiums steht. Momentan arbeitet er 60 bis 70 Stunden pro Woche. Zusammen mit seinen beiden Nebenverdiensten kann er jetzt von seiner Einmannfirma leben. «Als Informatiker könnte ich zwar mehr verdienen, aber selbstständig zu sein, ist ein gutes Gefühl.»

Jungunternehmerpreis ermöglichte Firmengründung

Im Februar 2005 gewann Zurbuchen den mit 10 000 Franken dotierten Jungunternehmerpreis an den X.DAYS in Interlaken. Dies ermöglichte ihm die Gründung seiner Firma Supervision System GmbH. Im Venturetraining-Workshop von Venturelab lernte er unter anderem, dass zu schnelles Wachstum auch gefährlich sein kann. An Erweiterungsplänen fehlt es Zurbuchen nämlich nicht: Seit einem Monat wird ein ähnliches System für Taxibetriebe und Kurierdienste in Feldversuchen getestet. Eines davon hat er bereits verkauft. Neben dem System für Krankenautos bietet er Programme für Podologiestudios an sowie spezielle Datenbanken für Spitäler und für die Finanzwelt. Ein Praktikum in einer indischen Informatikfirma hat ihn zudem auf die Idee gebracht, später aufwändige Arbeiten nach Indien auszulagern.

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