Frankfurt/Main - Der unbefristete Streik des Boden- und Kabinenpersonals bei der Lufthansa hat am zweiten Tag erstmals Wirkung gezeigt und die Passagiere getroffen. 70 Flüge in Europa mussten am Dienstag gestrichen werden.
In dem Tarifkonflikt bei der Lufthansa verlangt ver.di höhere Gehälter für rund 50'000 Lufthansa-Beschäftigte am Boden und in der Kabine. Die betroffenen Passagiere wurden auf andere Maschinen umgebucht, wie das Unternehmen mitteilte. Da es sich bei den gestrichenen Flügen um Strecken handelte, die täglich mehrfach bedient werden, konnte Lufthansa die Umtriebe für die Fluggäste gering halten.
Swiss-Passagiere betroffen
Auch Swiss-Passagiere waren Opfer des Streiks, da die Swiss täglich 90 Flüge gemeinsam mit der Lufthansa durchführt (Codeshare). Fünf Lufthansa-Flüge aus Frankfurt in die Schweiz mussten annuliert werden: drei nach Zürich und zwei nach Genf.
Die betroffenen Passagiere hätten problemlos auf andere Maschinen umgebucht werden können, sagte Lufthansa-Sprecher Aage Dünhaupt auf Anfrage. Dank des dichten Netzes zwischen Frankfurt und der Schweiz hätten die Verspätungen maximal zwei Stunden betragen.
In einem Fall hätte die Swiss für einen Anschlussflug eine grössere Maschine eingesetzt, um den wartenden Passagiere aus der Patsche zu helfen, erklärte Dünhaupt. Ansonsten lief der Flugbetrieb der Swiss normal, wie Swiss-Sprecher Jean-Claude Donzel sagte.
Ändern könnte sich dies, wenn die Streikwelle das Personal der Bodenabfertigung erfasst, weil Lufthansa diese Aufgabe in Deutschland für die Swiss übernimmt (ausser in Berlin). Offensichtlich ist dieses Personal aber weniger streikwillig als ihre Kollegen bei der Wartung und dem Catering.
Wartung als Achillesferse
In den kommenden Tagen könnte sich die Situation nach Einschätzung der Gewerkschaft ver.di verschärfen. Der Konzern hat gemäss ver.di Flugzeuge teilweise vorab warten lassen, um die Auswirkungen des Arbeitskampfes abzufedern. Die nicht erfolgten Wartungen würden sich erst in den nächsten Tagen auswirken.
Ver.di weitete am Dienstag ihren Arbeitskampf aus. Neben Frankfurt und Hamburg wurde erstmals auch Berlin in die Arbeitskämpfe miteinbezogen. Am Abend sollte Stuttgart folgen.
Damit wären dann alle Standorte der Lufthansa in Deutschland von dem Arbeitskampf betroffen. Bereits am Vortag hatten mehrere tausend Lufthansa-Beschäftigte die Arbeit niedergelegt, dies führte aber noch zu keinen Flugausfällen.
Kosten steigen
Bei der Wartung würden ausländische Fluggesellschaften, die ihre Maschinen in Deutschland normalerweise von Lufthansa warten lassen, inzwischen mit eigenen Technikern arbeiten. «Das kostet richtig Geld», sagte ver.di-Sprecher Helmut Reutter, der den Streik als Erfolg wertete.
Die Gewerkschaft werde den Arbeitskampf fortsetzen, bis Lufthansa ein deutlich verbessertes Angebot signalisiere. Es sei bereits in vier Runden erfolglos verhandelt worden, nun müsse das Unternehmen sich bewegen. Lufthansa-Sprecher Klaus Walther forderte die Gewerkschaft auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Die Gewerkschaft fordert für rund 50'000 Lufthansa-Beschäftigen am Boden und in der Kabine 9,8 Prozent mehr Lohn. Lufthansa hatte zuletzt gestaffelt 6,7 Prozent mehr Geld bei 21 Monaten Laufzeit und eine Einmalzahlung angeboten.
(fest/sda)
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