127 Ex-Ascom-Mitarbeiter werden von Neopost entlassen

publiziert: Dienstag, 23. Jul 2002 / 19:52 Uhr

Bern - Das französische Unternehmen Neopost stellt seinen Betrieb in Bern-Brünnen auf Ende Januar 2003 ein und entlässt alle 127 Angestellten. Sie waren im ersten Halbjahr 2002 mit dem Kauf der Sparte Mailing Systems vom Ascom-Konzern übernommen worden.

Es sei absehbar, dass klassische elektromechanische Frankiersysteme in den Hauptmärkten künftig nicht mehr zugelassen würden. Daraus ergebe sich schneller als erwartet ein drastischer Auftragseinbruch in den USA, England und Deutschland. Der Erhalt des Standorts Bern sei damit nicht gerechtfertigt, begründete das Unternehmen den Entscheid.

Im Vergleich zu ähnlichen Standorten seien die Entwicklungs- und Produktionskosten in Bern hoch. Die Entwicklungsleistungen des Konzerns würden an wenigen Standorten konzentriert.

Neopost hatte von Ascom im ersten Halbjahr 2002 in zwei Phasen die Sparte Mailing Systems übernommen. In die Kassen des Berner Telekommunikationskonzerns waren daraus rund 359 Mio. Franken zur Verbesserung der Bilanzsituation geflossen.

Ein Teil der Mitarbeiter erhält die Kündigung bereits im Juli, wie es in der Neopost-Mitteilung weiter heisst. Der Grossteil werde aber bis Ende Januar 2003 weiter beschäftigt. Neopost unternehme alles, um den Betroffenen im Rahmen des Sozialplans und darüber hinaus behilflich zu sein.

Die Gewerkschaft SMUV kritisierte, knapp zwei Monate nach Übernahme der Ascom-Sparte werde eine Verschlechterung der Markts vorgeschoben, um sich der Mitarbeiter auf unsoziale Weise zu entledigen. Damit offenbare Neopost, dass es ihr nur um das Kundennetz, den Marktanteil und das technische Know-How gegangen sei.

Neopost verletze grob den Gesamtsarbeitsvertrag. Die Kündigungen seien deshalb zurückzunehmen und der Schliessungsentscheid bis mindestens Ende August zu sistieren. Damit erhielten die Betroffenen die Möglichkeit, ein Konsultativverfahren durchzuführen und Alternativen zur Schliessung vorzuschlagen.

Der SMUV fordert die Ascom-Konzernspitze auf, den Verkauf zu Überprüfen und allenfalls rückgängig zu machen.

(ba/sda)

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