10 Jahre nach Swissair-Absturz bei Halifax

publiziert: Sonntag, 17. Aug 2008 / 09:37 Uhr

Bern - Es war das bisher schwerste Unglück in der Geschichte der Schweizer Zivilluftfahrt. In der Nacht vom 2. September 1998 stürzte eine Swissair-Maschine vor der Küste des kanadischen Halifax ins Meer. Dabei starben 229 Menschen.

Aufzeichnung der Halifax Rescue Crew des 111 Swiss Air Fluges vom 2. September 1998.
Aufzeichnung der Halifax Rescue Crew des 111 Swiss Air Fluges vom 2. September 1998.
2 Meldungen im Zusammenhang
SHOPPINGShopping
SwissairSwissair
Der Swissair-Kurs 111 war in New York gestartet und Richtung Genf unterwegs. Die McDonnell-Douglas MD-11 war ein modernes Flugzeug aus dem Hause Boeing, und die Swissair war eine der renommiertesten Fluggesellschaften der Welt.

Zum Feuer in der Maschine führte wahrscheinlich ein Kurzschluss. Dieser war durch die beschädigte Isolierung eines Kupferkabels ausgelöst worden. Das Kabel versorgte das Bord-Unterhaltungssystem mit Strom. Die dadurch entstandenen elektrischen Funken setzten daraufhin die brennbaren Isoliermatten über der rechten hinteren Seite des Cockpits in Brand.

An dieser Stelle des Flugzeugs gab es in der MD-11 damals weder Rauchmelder noch Löschvorrichtungen. Diese waren gemäss den damaligen Vorschriften auch nicht vorgeschrieben.

Die beiden Piloten hätten das Feuer deshalb nur riechen oder sehen können. Als die Besatzung schliesslich das Feuer entdeckte, waren es bereits zu spät, um dieses zu löschen.

Jahrelange Untersuchungen

Zu diesem Fazit kam die kanadische Behörde für Verkehrssicherheit (TSB) in ihrem am 27. März 2003 veröffentlichten Schlussbericht. Rund viereinhalb Jahre hatten ihre Untersuchungen gedauert.

Das Feuer führte schliesslich zum Ausfall der Fluginstrumente. Die Piloten, die durch Rauch und Hitze zusätzlich behindert wurden, verloren die Kontrolle über das Flugzeug. Die Besatzung hatte keine Chance, die MD-11 rechtzeitig in Halifax zu landen.

Der letzte Funkspruch eines der beiden Piloten wurde um 21.25 Uhr aufgezeichnet. Danach fiel vermutlich die Stromversorgung aus. Sechs Minuten später, etwa eine Stunde nach dem Start, stürzte die Maschine etwa acht Kilometer vor der Küste bei Peggy's Cove ins Meer.

In Stücke zerrissen

Bei ihrem Aufprall auf die Meeresoberfläche wurde die Maschine in unzählige, teils winzige Teile zerrissen. Mehr als zwei Millionen Trümmerstücke wurden aus dem Meer geborgen und das Flugzeug so weit als möglich rekonstruiert.

Die 215 Passagiere aus 22 Nationen und die 14 Swissair-Besatzungsmitglieder starben durch die Wucht des Aufpralls sofort. Die Meldung über den Absturz versetzte die Schweizer Öffentlichkeit in einen Schock und sorgte weltweit für Schlagzeilen.

Angehörige der verunglückten Crew sind eine «grosse Familie»

Angehörigen der Besatzungsmitglieder, die neben 215 Passagieren beim Flugzeugabsturz ums Leben kamen, treffen sich jeden Sommer. Daraus entstand sogar eine Liebesgeschichte.

Die Hinterbliebenen der verunglückten Crew-Mitglieder seien fast wie eine Familie, sagte Manfred Furter, einer der Angehörigen, gegenüber der Nachrichtenagentur SDA: «Wir treffen uns jedes Jahr in einer anderen Region der Schweiz, und meistens unternehmen wir etwas zusammen.»

Das jährliche Treffen finde im lockeren Rahmen statt. «Es wird nicht gross über das Unglück geredet an diesem Tag. Man weiss, warum man sich trifft und es ist einfach schön, einander zu sehen», sagt der 55-Jährige. Seine verstorbene Frau arbeitete auf dem schicksalhaften Flug als Flight Attendant. Ihre gemeinsame Tochter Céline war damals zwei Jahre alt.

Glück im Unglück

Etwa 30 Personen nehmen laut Furter regelmässig an den Treffen teil. Freundschaften seien entstanden - und ein Liebespaar. Furter ist seit acht Jahren mit Manon Wolff liiert. Sie hat durch den Flugzeugabsturz ihren damaligen Lebenspartner verloren. Dieser war als Maître de Cabine an Bord.

Wolff arbeitete zu dieser Zeit selber als Flight Attendant - und tut dies aushilfsweise heute noch. «Nach dem Unfall habe ich ein halbes Jahr auf dem Boden gearbeitet,» sagt die 48-Jährige. Seit diesem kurzen Unterbruch arbeitet sie wieder an Bord.

«Ich übe diesen Beruf einfach gerne aus,» sagte Wolff. «Wenn man einen Partner durch einen Autounfall verliert, fährt man ja auch weiter Auto.» Hauptberuflich ist sie «Mami und Hausfrau». Hauptberuflich betreut sie Furters inzwischen 12-jährige Tochter Céline. Die Patchworkfamilie wohnt in der Westschweiz.

Wolff sagte, es sei «Glück im Unglück» gewesen, dass sie Furter kennengelernt habe. Natürlich werde man immer wieder vom Thema Halifax eingeholt, sagt Furter. «Das wird auch immer so bleiben. Schliesslich haben beide das Gleiche erlebt.»

Gedenkgottesdienst in Kloten

Wie viele andere Hinterbliebene und Freunde werden auch Wolff, Furter und Tochter Céline am 6. September am ökumenischen Gedenkgottesdienst in der katholischen Kirche in Kloten teilnehmen. Die Zeremonie leiten werden ein evangelisch-reformierter und zwei katholische Flughafenseelsorger. Sie sind den Angehörigen bestens vertraut.

«Wir haben jedes Jahr an dem Treffen mit den Hinterbliebenen der verstorbenen Crew-Mitglieder teilgenommen», sagt der katholische Seelsorger Claudio Cimaschi.

Dabei sei die Idee entstanden, zehn Jahre nach dem Unglück einen Gedenkgottesdienst durchzuführen. «Leider konnten wir die ausländischen OpferFamilien nicht ausfindig machen,» bedauert Cimaschi.

Es entspreche der christlichen Tradition, erstmals nach einem Jahr und ein weiteres Mal nach zehn Jahren einen Gedenkgottesdienst zu veranstalten. Auf dem Altar werden 229 weisse Rosen liegen - ein Meer von Rosen für jene, deren Leben im Meer ein Ende fand.

Individuelle Trauer

Der Stadtverwaltung von Halifax sind weder religiöse noch sonstige offizielle Anlässe zum 10. Jahrestag des Unglücks bekannt. «Es gibt aber immer wieder Leute, welche die Gedenkstätte besuchen», sagte Sprecherin Deborah Story auf Anfrage. Sie erwartet jedoch, dass es am 3. September mehr Besucher sein werden als üblich.

Die schwersten Swissair-Unglücke

Der Absturz des Swissair-Kurses 111 bei Halifax vor zehn Jahren war, gemessen an der Zahl der Opfer, das schwerste Unglück der ehemaligen schweizerischen Fluggesellschaft. Hier die schwersten Flugzeugunglücke der Swissair und ihrer Tochter Crossair:

- 27. Juli 1934: Absturz einer Curtis Condor der 1931 gegründeten Swissair bei Tuttlingen: 12 Tote, darunter die erste Swissair-Stewardess Nelly Diener.

- 18. Juni 1957: Absturz einer Swissair DC-3 in den Bodensee anlässlich eines Trainingsfluges: 9 Tote.

- 4. Sept. 1963: Absturz einer Swissair-Caravelle bei Dürrenäsch AG: 80 Tote. Ursache: Feuer an Bord.

- 21. Feb. 1970: Absturz einer Swissair-Coronado CV-990 bei Würenlingen AG: 47 Tote. Ursache: Bombenanschlag.

- 7. Okt. 1979: Eine Swissair DC-8 überrollt die Landepiste des Flughafens Athen und fängt Feuer: 14 Tote. Ursache: Pilotenfehler.

- 2. Sept. 1998: Absturz einer Swissair MD-11 vor der kanadischen Ostküste bei Halifax: 229 Tote. Ursache: Brand im Cockpit.

- 10. Jan. 2000: Absturz eines Saab-Cityliners der Crossair nach dem Start bei Nassenwil ZH: 10 Tote. Ursache: Pilotenfehler.

- 24. Nov. 2001: Absturz eines Crossair-«Jumbolino» (Avro RJ 100) bei der Landung in einen Wald bei Bassersdorf ZH: 29 Tote. Ursache: Pilotenfehler.

(Von Livia Willi/sda)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
Zürich - Ein vom Schweizer Radio ... mehr lesen 1
Die verunglückte HB-IWF im Jahr 1992 in Zürich.
Angehörige, Freunde und ehemalige Arbeitskollegen gedachten der Opfer des Swissair-Unglücks von Halifax. (Symbolbild)
Kloten - Mehr als 300 Angehörige, Freunde und ehemalige Arbeitskollegen haben in Kloten ZH der Opfer des Swissair-Unglücks von 1998 bei Halifax gedacht. Gestaltet wurde der ökumenische ... mehr lesen
Ein Privatflugzeug ist von einer gewissen Aura umgeben.
Ein Privatflugzeug ist von einer gewissen Aura umgeben.
Publinews Das Fliegen fasziniert die Menschen seit jeher. Heute ist Fliegen aber nicht gleich Fliegen. Die Unterschiede zwischen den Airlines, Klassen, Länder sind grösser denn je. Wer nur schnell für einen Wochenendtrip wo hinwill, der entscheidet sich gerne für den unbequemen Billigflieder, bei Fernreisen nutzen die meisten Reisenden immer öfter Luxus-Airlines, die neben der Beförderung andere Extras bieten. mehr lesen  
Publinews Auch in der heutigen Zeit gehört das Fliegen immer noch zu den beliebtesten Fortbewegungsmöglichkeiten. Im digitalen Zeitalter werden Flüge natürlich oftmals online gebucht. Mit wenigen Klicks stehen Verbindungen in viele Städte der Welt zur Verfügung. Um im Internet möglichst günstige Flüge zu bekommen, sollten Verbraucher aber einige wichtige Punkte beachten. mehr lesen  
Obwohl künstliche Intelligenz komplexe Probleme lösen kann, hat sie auch ihre Grenzen. In einem virtuellen Test ... mehr lesen  
Die US-Army testet KI gesteuerte Drohnen - und wurde überrascht.
Mensch und Maschine: Im «DroneHub» im NEST sollen zusammen mit der Industrie die Weichen für eine künftige Koexistenz von Menschen und Drohnen gestellt werden.
Sie warten und reparieren Gebäude, observieren die Natur und transportieren Güter: Drohnen und Roboter können in unserem Leben künftig eine grosse Rolle spielen. Mit dem «DroneHub» soll im Forschungs- und ... mehr lesen  
WIRTSCHAFT: OFT GELESEN
Titel Forum Teaser
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    grüezi Wie lasterhaft Mitleid mitunter sein kann, beweisen Sie doch gerade ... Mo, 26.12.16 20:05
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Vom Tode träumt ein negrophiles Schäfchen doch ständig. Wenn tausende Frauen in England ... Mi, 28.09.16 11:58
  • HentaiKamen aus Volketswil 1
    Kommt wieder Aber leider eine RIESEN Verlust für Leser wie mich die nicht mit dem ... Sa, 13.08.16 01:13
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    sogar nach dem Tode hat die Kassandra noch die grösste Schnauze... jaja, diese ... Fr, 12.08.16 16:30
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Wow, wie hat sich die gute Kubra gemausert! Ich danke auch Ihnen ganz persönlich für die vielen harten und ... Mi, 20.07.16 20:25
  • Pacino aus Brittnau 731
    Übrigens, wusstet ihr schon . . . . . . dass die Foren von AZ (Wanner), 20min. und Schweizer Fernsehen ... Mi, 29.06.16 15:20
  • PMPMPM aus Wilen SZ 235
    Und jetzt? Ist noch online...? Liebes news-Team, schade ist die Situation so, dass etwas aufhören ... Di, 28.06.16 22:43
  • kubra aus Berlin 3232
    Danke für die gelebte Pressefreiheit. Damit mein ich durchaus auch den ... Di, 28.06.16 16:09
Viele Start-ups in der Schweiz haben sich dem Umweltschutz verschrieben.
Green Investment Start-ups für die Nachhaltigkeit aus der Schweiz Kaum ein anderes Land in Europa ist beim ...
Der Erfolg einer Boutique steht und fällt mit der Leidenschaft und dem Engagement des Gründers.
Startup News Von der Idee zum Geschäft: Gründung und Eröffnung einer Boutique Der Traum von der eigenen Boutique - für viele Modefans und Geschäftsenthusiasten eine reizvolle Vorstellung. Doch hinter dem glamourösen ...
Jedes dritte KMU in Deutschland hat 2011-2013 Energie eingespart.
KMU-Magazin Research Energiewende ist im Mittelstand angekommen Die kleinen und mittleren Unternehmen sind auf ...
 
News
         
Es gibt eine Fülle von bewährten Strategien zur Bewältigung von Arbeitsplatzstress.
Publinews Stress am Arbeitsplatz ist zu einer allgegenwärtigen Realität geworden, die viele von uns täglich erleben. Die ... mehr lesen
Bei einem Apéro darf auf keinen Fall eine Auswahl an kleinen Snacks und Fingerfood fehlen.
Publinews Ein Hauch von Eleganz und Raffinesse umweht die Kunst des Apero Rezepts. Tauchen Sie ein in die Welt der ... mehr lesen
Machen Sie das Beste aus Ihrem Geld.
Publinews Die Entscheidung zwischen einem Privatkredit und Leasing beeinflusst massgeblich die finanzielle Flexibilität und die langfristige ... mehr lesen
Im Endeffekt gilt immer: Das Verständnis der eigenen Anlageziele und das Risikoprofil ist entscheidend.
Publinews In der Welt der Kapitalanlagen symbolisieren Dividenden eine Quelle regelmässiger Einkünfte, die das Herz ... mehr lesen
Sich nach der Arbeit zu entspannen, bringt viele Vorteile für Ihr Privat- und Berufsleben mit sich.
Publinews Jede Arbeit ist mit stressigen Situationen verbunden, die Ihre Unruhe verstärken können. Einige dieser Situationen scheinen unvermeidlich ... mehr lesen
Besser dampfen als rauchen.
Publinews In einer Welt, in der die Gesundheitsrisiken des Tabakkonsums zunehmend ins Rampenlicht rücken, gewinnen ... mehr lesen
Ein entscheidender Vorteil von Budgetplanungssoftware liegt in ihrer Fähigkeit, viele manuelle Aufgaben zu automatisieren, um Zeit zu sparen.
Publinews Die Finanzverwaltung eines Unternehmens bildet das Fundament seines langfristigen Erfolgs. Von der ... mehr lesen
Skyline des europäischen Finanzzentrums London.
Publinews Das Jahr hat zwar gerade erst begonnen, doch schon heute kann in einigen Wirtschaftsbereichen mit einem besonders starken Wachstum gerechnet ... mehr lesen
Auf Social Media kann der/die User:in ganz einfach mit Marketing indoktriniert werden.
Publinews Social Media hat sich zu einem unverzichtbaren Bestandteil jeder effektiven Marketingstrategie entwickelt. Die ... mehr lesen
Stellenmarkt.ch
Wirtschaft Marken
   Marke    Datum
25.03.2024
25.03.2024
25.03.2024
25.03.2024
TimeOut Gin Logo
25.03.2024
    Information zum Feld
Bitte geben Sie hier einen Markennamen ein wie z.B. 'Nespresso'
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 0°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Basel 5°C 14°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 1°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Bern 0°C 11°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 1°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wechselnd bewölkt, Regen
Genf 5°C 13°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wechselnd bewölkt, Regen
Lugano 6°C 10°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten